Kapitel 28 - Familie

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Ungefähr eine Woche später lud mich Luke zu sich nachhause ein. Ich sollte seine Familie kennenlernen.

"Glaubst du sie werden mich mögen?", fragte ich ihn nervös.

Er nickte und zog mich an sich. "Du machst dir viel zu viele Gedanken."

"Besser als zu wenig.", schoss ich zurück.

Lachend löste er sich von mir. "Da hast du auch wieder recht. Früher hab ich sone Mädchen bevorzugt. Die wurde man schneller wieder los."

Ich kniff meine Augen zusammen. "Ja. Früher.  Jetzt ist das das anders."

"Bist du fertig?", fragte er mich und ich warf einen zweifelnden Blick in den Spiegel.

"Ich weiß nicht. Was sagst du?"

"Für mich bist du immer wunderschön.", er blinzelte mich liebenswürdig an.

"Schleimer!", erwiderte ich nur lachend. "Aber gut okay dann lass uns los zu dir."

Luke wohnte etwa zehn Minuten mit Auto von mir entfernt in einer normalen Häusersiedlung. Es sah aus wie in soner Vorstadt in Filmen.

"Und hier wohnt der Bad Boy.", spottete ich.

"Nicht mehr lange, ich suche zurzeit ne eigene Wohnung.", entgegnete er. "Aber die Gegend hier ist einfach sicherer für meinen kleinen Bruder Tommy."

"Wie alt ist er?", fragte ich interessiert.

"Sieben."

Ich lächelte. "Süß. Dein richtiger Bruder?"

"Halbbruder."

"Okay, verstehe. Das heißt du wohnst mit deiner Mutter und deinem Stiefvater zusammen?"

Er nickte.

"Was ist mit deinem richtigen Dad?", fragte ich.

Er presste seine Lippen zusammen. "Nicht der Rede wert."

Ich hielt kurz inne. "Oh, okay."

"Wir sind da.", sagte er und lächelte mich aufmunternd an. "Sie sind nett, glaub mir."

Das sind sie angeblich immer alle.

Luke klingelte und eine Frau, ich schätzte sie auf Anfang vierzig, mit braunen gewellten schulterlangen Haaren und karamellfarbenen Augen, machte auf.

Das musste dann wohl Luke's Mutter sein.

Sie lächelte liebenswürdig und schüttelte meine Hand. "Willkommen bei uns zuhause, Amy. Nenn mich Daphne."

Ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln. "Vielen Dank! Freut mich dich kennenzulernen."

Sie wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich ein kleiner blonder Junge, das musste dann Tommy sein, schreiend angerannt kam und sich in Luke's Arme warf.

"Hey, Kleiner.", sagte Luke lächelnd. Tommy drehte seinen Kopf zu mir und musterte mich eindringlich.

"Wer ist die da?", flüsterte er Luke ins Ohr. Aber laut genug, dass ich und Daphne es hören konnten.

Daphne verdrehte ihre Augen. "Die da steht im Stall.", schimpfte sie. "Es heißt: Wer ist sie?"

Doch ich grinste.

"Ich bin Amy.", sagte ich freundlich und beugte mich zu ihm um seine Hand zu schütteln, doch er versteckte sich hinter Luke.

Süß, da war einer aber schüchtern.

"Keine Sorge, er ist anfangs immer etwas zurückhaltend.", erklärte mir Daphne.

"Das hat er jedenfalls nicht von seinem Bruder.", murmelte ich und Luke starrte mich gespielt empört an.

"Lasst uns was essen.", schlug Daphne vor. "Ich hab extra Kuchen gemacht."

Luke seufzte. "Mom, das wäre gar nicht nötig gewesen."

Sie warf ihm einen strafenden Blick zu. "Doch, endlich stellst du uns mal ein Mädchen vor, mit dem du es ernst meinst. Da ist Kuchen ein Muss. Wir wollen sie doch nicht gleich vergraulen."

Ich lachte. "Kuchen klingt gut."

Wir setzten uns an den Tisch. Daphne schnitt den Kuchen an. Der sah aber auch echt lecker aus. Schokolade. Ich liebe Schokolade!

"Mein Mann ist leider noch arbeiten.", sagte sie entschuldigend zu mir. "Aber ich bin mir sicher, er wäre gern dabei gewesen."

"Kein Problem.", winkte ich ab. "Ich bin ja nicht das letzte Mal hier."

Luke zog seine Augenbrauen hoch. "Wer weiß.", neckte er mich.

Ich streckte ihm die Zunge raus, was Tommy zum lachen brachte.

"Das mach ich auch immer.", sagte er begeistert. "Aber Luke sagt immer, dass ich das nicht machen soll, weil das unhöflich ist."

"Hör nicht auf deinen Bruder, er hält sich auch nicht immer an die Regeln.", verriet ich Tommy.

"Gar nicht, ich bin ein gutes Vorbild.", protestierte Luke.

Alle lachten und er sah uns beleidigt an.

"Luke hat schon immer das gemacht was er für richtig hielt.", erzählte mir Daphne. "Da konnte man ihm sagen was man wollte, er hat nicht gehorcht. Glücklicherweise, wird er mittlerweile wieder vernünftiger. Du glaubst nicht wie oft die Polizei ihn nachhause gebracht hat."

Konnte ich mir irgendwie vorstellen.

"Zum Glück ist Tommy da bis jetzt anders.", seufzte sie.

"Ist auch besser so.", murmelte Luke. "Manches was ich getan habe, bereu ich immer noch."

Mitfühlend sah ich ihn an.

"Mom, ich will noch mehr Kuchen.", befahl Tommy plötzlich.

"Also, das haben sie gemeinsam.", grinste ich. "Luke hat manchmal auch so ein Befehlston."

Daphne lachte.

Alles in allem war es ein entspannter Nachmittag. Luke's Familie war echt nett und Tommy taute auch irgendwann auf.

Doch schließlich musste ich gehen und sowohl Daphne als auch Tommy umarmten mich zum Abschied.

"Komm bald wieder.", sagte sie noch und ich nickte lächelnd.

Luke fuhr mich noch nachhause.

"Sie mögen dich.", sagte er beiläufig.

"Echt?", fragte ich. "Cool. Sie sind echt nett."

Luke lächelte ironisch. "Andere Familien sind immer nett."

Okay...da hatte er Recht.

"Was machst du jetzt in den Ferien?", fragte er plötzlich.

"Stimmt ich hab ja ab nächster Woche Ferien.", fiel mir ein. "Ich weiß noch nicht, warum?"

Er lächelte verschmitzt. "Ich hab da sone Idee..."

Die er mir natürlich jetzt noch nicht verraten wollte.

Misstrauisch sah ich ihn an.

Luke hatte immer Ideen. Nur die wenigsten davon waren auch gut.

Aus meiner Sicht.

Ich war gespannt...

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