Kapitel 01

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Es war stressig. Vince hasste solche Tage. Es war Sonntag und das Cafe in dem der Blonde arbeitete war zum Bersten voll.

"Vincent, nimmst du mal die Bestellung von Tisch vier auf? Sie warten schon seit fünf Minuten!"

Vince verdrehte die Augen. Dass Nancy immer so ungeduldig war.

Er räumte das dreckige Geschirr von Tisch eins, wischte ihn ab und verstaute den Lappen. Dann wandte er sich mit einem Lächeln Tisch vier zu.

"Guten Tag, haben Sie sich schon entschieden?"
Gleichzeitig zückte er Stift und Block und kritzelte in seiner sauberen Handschrift die
Bestellung auf.

Zum Glück hatte er nur noch eine halbe Stunde bis seine Schicht um war.

Gerade wischte er die Theke ab, da wurde er unsanft in die Rippen gestoßen.

"Konzentrier dich mal! Tisch drei wollte Erdbeermuffins und keinen Erdbeerkuchen. Was ist los mit dir?"

Vince runzelte die Stirn.
"Haben wir überhaupt Erdbeermuffins?"

Andy stöhnte theatralisch.
"Die neue Karte! Vinnie, wir haben eine neue Karte. Schon seit einer Woche. Wenn du nich' bald damit klar kommst, gibt's Ärger mit der Chefin."

Andy knuffte ihm noch einmal in die Wange und machte sich dann auf den Weg die Bestellung von Tisch neun aufzunehmen.
Vince seufzte. Sein Kollege konnte das um Längen besser als er. Sein charmantes Lächeln wickelte jeden um den Finger.
Selbst Nancy, wenn er mal wieder Mist gebaut hatte im Café.
Das war irgendwie so wie mit Hunden und ihren großen Augen.

Als die Klingel gedrückt wurde, drehte der Blonde sich zur Küche um und brachte die Bestellung von Tisch vier an ihren Platz.

Gerade als er für Tisch acht die gewünschte Rechnung holen wollte, kam ein Pärchen das Café herein.
Der Junge half dem Mädchen aus der Jacke und gab ihr dann einen kleinen Kuss auf die Wange.
Sie schienen sich noch nicht lange zu kennen, denn sie wurde rot und kicherte.
Seufzend schloss Vince seine Augen. Und als er sie wieder öffnete, ärgerte er sich darüber, dass sie sich an einen Tisch gesetzt hatten, für den Vince zuständig war.

Er sah auf die Uhr und atmete dann erleichtert aus. Es waren nur noch zehn Minuten. Die Bestellung aufnehmen, vielleicht noch das Essen an den Tisch bringen und das war's.

Dafür dass Micha allerdings die nächste Schicht übernehmen sollte, war sie spät dran.

Vince hoffte, dass sie es nicht schon wieder vergessen hatte.
Nancy würde sie umbringen. Und er konnte eine Doppelschicht einlegen.
Dann hatte er dieses Pärchen doch länger an der Backe als geplant.

Vince konnte nicht sehen wie andere glücklich waren.
Wie sie ihre Liebe in die Welt hinaus brüllten.
Während er in eine Welt gezwungen worden war, die ihn nur kaputt machte.

Vince schob seine düsteren Gedanken auf die Seite und machte sich daran die Bestellung des Pärchens aufzunehmen.

Er wandte sich der Theke zu, gab die Bestellung an die Küche weiter und sah nebenbei wie die Tür erneut aufging.

Vince sah den Mann und der Frau dabei zu wie sie auf den letzten freien Tisch zu steuerten und schlug sich innerlich gegen den Kopf.
Schon wieder sein Tisch.
Und ein Pärchen.

Vince wartete ein paar Minuten und machte sich dann langsam auf dem Weg an den Tisch um die Bestellung aufzunehmen.
Worüber sie wohl sprachen?
Vince spitzte die Ohren während er immer näher kam.

"...  mich so auf ihn. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen. Was meinst du? Hat sich Conney stark verändert?"

Abrupt blieb er stehen während sein Herz einen Schlag aussetzt um doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Conney. Redeten sie von dem Conney? Seinem Conney?

"... Ich bin so gespannt wie es ihm geht. Ob er sich wohl Mutter unterworfen hat? Ihr und ihrer altmodischen Weltanschauung?"

Vince konnte sich nicht bewegen. Er war wie erstarrt. Sie redeten von Conney! Und von seiner Mutter.

Es war Jahre her. Aber Vince erinnerte sich noch an alles. An die Momente auf dem Schulklo, ihrem ersten und einzigem Kuss und Vinces Nachricht auf Conneys Spind.

Es war so verrückt!
Er hatte Jahre versucht diese Sache zu verdrängen und nun kam eine Frau und brachte all dies wieder in den Vordergrund.

Ob sie wohl seine Schwester war?
Selbst ihren Namen hatte er nicht vergessen.
Sie hieß Melanie.

Vince bemerkte wie seine Achseln nass geschwitzt waren.
Sein Herz hämmerte so schnell wie nie.
Noch immer brachte er keinen Ton heraus und stand mitten im Weg, stocksteif.

Selbst als Micha wenige Momente später die Tür hereingestürmt kam, konnte er keinen klaren Gedanken fassen.
Alles was Vince tun konnte war, die Schürze ablegen, seinen Geldbeutel verräumen und wie in Trance nach Hause gehen.

Sour Sweets (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt