Sechs Monate. Sechs Monate lang war Conney in Australien gewesen.
Nun stand er vor Mutters Haus. Die restlichen Behördengänge hatte er erledigen.
Sie hatte nicht aufgehört ihn anzurufen.
Er wollte sich mit ihr vertragen, bevor er endgültig den Kontakt abbrach. Er konnte es nicht ertragen noch länger nach ihren Regeln zu spielen.
Nun stand er also da und traute sich nicht zu klingeln.
Er wusste nicht wie er das Gespräch beginnen sollte, wie seine Eltern reagieren würden. Hatte er sich doch ein halbes Jahr nicht bei ihnen gemeldet.
Er nahm ihnen ihr Verhalten immernoch übel und dachte sich, dass sie sich wohl trotz allem nicht verändert hatten.
Langsam hob er seine Hand und zwang sich fast dazu auf die Klingel zu drücken.
Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, erstaunlich dass er so aufgeregt war. Er hörte Schritte immer näher kommen und eine Tür auf und zu gehen, seine Hände wurden immer schwitziger.
Zehn Sekunden später öffnete sich die Haustür.
Conney wollte seinen Blick nicht heben, wollte nicht in ihre Augen sehen, also starrte er auf ihren Hals.
Eine Minute, zwei.
Und als immer noch Stille herrschte, hob er seinen Kopf doch und sah ihr in die Augen.
Geschockt erkannte Conney dass sie weinte, sein Herz blieb fast stehen.
Unschlüssig stand er da, bis er einem Impuls folgend auf sie zu trat und sie umarmte.
Es war erstaunlich. Hatte er doch die Absicht gehabt mit ihr zu brechen. Und nun standen sie da und hielten sich in den Armen?Andy hatte ihn fünf Mal angerufen. Fünf Mal in drei Tagen. Vince hatte keine Lust mit ihm zu reden, fing dieser doch ständig mit Conney an.
Es war vorbei. Er hatte sich im gesamten halben Jahr, das vergangen war, nicht einmal gemeldet. Und das fand Vince feige. Conney war verschwunden ohne etwas zu sagen, wohin hatte Vince nur durch dessen Mutter erfahren.
Er hatte sich Jahre lang Vorwürfe gemacht, dass er Conney von sich gestoßen hätte. Es war Zeit dass er los ließ.Er war homosexuell, das wußte er. Und er würde von nun an auch so leben, egal was seine Familie dazu sagte. Conney hatte sich von den Zwängen seiner Familie befreit, Vince konnte das auch. Dass Anna endlich ausgezogen war, war ein Schritt in die richtige Richtung.
Es war, als hätten die letzten Wochen und Monate geholfen los zu lassen. Los zu lassen von einem Leben dass sie so nicht wollten. Los zu lassen von einer Liebe, die ihn nicht erfüllt hätte.
Er war frei . Frei im Leben. Frei in der Liebe. Befreit von seiner Schuld, den Gefühlen und dem, was gewesen wäre wenn..
Er konnte jetzt alles erreichen.Gerade wollte Vince sich auf den Weg zum Café machen, als es an der Tür klingelte.
Genervt musste er stöhnen. Er war auch so schon spät dran.Mit Schwung öffnete er die Tür und musste sich dann erst einmal sammeln.
Wahrscheinlich sah er aus wie ein Idiot, wie er so dastand: mit offenem Mund und großen Augen. Hatte er doch gedacht Conney würde sich gar nicht mehr melden.Wenige Sekunden später räusperte er sich und sagte: "Hi."
"Hallo Vince. Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich brauchte Zeit. Ich hab nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste ist-"
Vince unterbrach ihn "-wenn wir einfach getrennte Wege gehen, richtig?"
Komischerweise machte ihm das gar nichts aus, er fühlte sich fast erleichtert, wenngleich sein Herz heftig pochte.Überrascht sah Conney ihn an." Ja, das war das was ich sagen sollte. Ich habe mich dazu entschieden zu meiner Schwester nach Australien zu ziehen. Ich bin nur noch kurz hier um das ganze Rechtliche zu klären und wollte nochmal mit dir reden. Aber das war ja jetzt echt easy."
"Wow, ein großer Schritt."
Vince nickte ihm anerkennend zu, während er versucht den Kloß im Hals verrunter zu schlucken.
Die Würfel waren gefallen.
Die Entscheidung getroffen.Der Kleine trat einen kleinen Schritt auf ihn zu. "Also dann Vince, wir sehen uns bestimmt mal wieder." und übergab ihm eine kleine Packung Penis Tic-Tacs, bevor er ihn schelmisch angrinste, sich umdrehte und verschwand.
Fünf Minuten stand Vince in der Tür und konnte es nicht fassen.
Nachdenklich holte er Conney's Zettel, den Anna vor einmal halben Jahr in der Küche gefunden hatte, aus seiner Hosentasche, sah ihn einmal kurz an und steckte ihn wieder zurück, als er endlich die Tür hinter sich schloss und sich auf den Weg ins Café machte.
Zu mindest wollte er das.
Fünf Sekunden später flatterte das kleine Stück Papier zu Boden und blieb mit der Schrift nach oben liegen.Faber est suae quisque Fortuna.
Deswegen muss ich gehen.Ende.
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Sour Sweets (boyxboy)
Romance»Möchtest du etwas davon haben?« »Ich bin nicht mehr mit Schokolade erpressbar.« _ Teil I: Sweets (boyxboy) Teil II: Sour Sweets (boyxboy)