"Joh, das ist ein waschechter Liebestrank, den ich in meiner Lehrerkammer hinter dem Chemiesaal gebraut hab. Willst mal kosten? Du könntest schon ein bisschen sexy-hexi Liebe in deinem langweiligen Physiklehrer-Leben vertragen, nicht?", zwinkerte die kleine Chemielehrerin. Sie saß auf einem der Tische in ihrem eigenem Klassenzimmer und schwenkte das Reagenzglas mit der magentafarbenen Flüssigkeit vor seinem Gesicht. Etwas angewidert folgten Alexanders Augen den Bewegungen wie ein Hypnosepatient. Das Gebräu schlug - mit einer kaum merklichen Zeitverzögerung, jedoch immer noch erkennbar, wenn man sich die Zeit nahm, genauer hinzusehen - jedes Mal klitzekleine Wellen, sooft es von eine in die andere Richtung ging. Der Gedanke, dass seine, etwas verrückte, Kollegin irgendwelche, möglicherweise lebensgefährliche Chemikalien, die vielleicht sogar in Kombination noch schlimmere Folgen mit sich zogen, einfach ohne weiteres Überlegen zusammengeworfen hatte, bereitete dem gelehrtem Physiker immens große Sorgen. Vor allem weil sie unbedingt darauf bestand, dass er einen Schluck von ihrer bahnbrechenden Kreation kosten sollte. Was hatte sie nur vor?, fragte er sich die ganze Zeit, wie ein Mantra wiederholend.
Alexander versuchte, höflich zu lächeln, doch seine pure Verstörtheit konnte einfach nicht hinter seinen weißen Zähnen versteckt werden, und schob die rechte Hand mit dem Reagenzglas der Lehrerin behutsam von sich weg. "Susanne, wir sind schon unglaublich lange Kollegen und Freunde, aber noch nie hast du etwas so physikalisch und chemikalisch Unmöglicheres erschaffen, dass die Existenz der Frage zu 42 noch glaubwürdiger klingt, als dein merkwürdiger 'Liebestrank'. Wer weiß überhaupt, was du da eigentlich reingeworfen hast? Nein, danke!" Damit machte er sich von dannen und ging in sein allzu geliebtes Physiklehrerkämmerchen hinter seinem Klassenraum, um seine verbleibende Mittagspause mit seinem Lieblingskollegen und besten Freund, Jakob Bauer, zu verbringen.
Gerade öffnete er die hellgraue Stahltür zu dem Kämmerchen, als ihn plötzlich ein Gefühl der Freude überkam; kaum noch erwartend, wieder ein witziges Experiment mit Jakob zu unternehmen. Am besten waren die, die eine mögliche Explosion auslösen konnten. Einmal hatte ein Stapel von Tests einer achten Klasse, die er in dieser Zeit unterrichtet hatte, Feuer gefangen und den Feueralarm der Schule angehen lassen. Bis zum heutigen Tag wusste keiner, bis auf die zwei "Sience Bros", wie man sie gerne nannte, wer diesen eigentlich bewirkt hatte.
Eine nur allzu bekannte Stimme, die er sehr mochte, da sie ihm jedes Mal, wenn er sie hörte, einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte, riss den Physiker aus seine Gedanken: "Ey Geissi, ich hab schon auf dich gewartet! Wo hast du dich denn bitte so lange herumgetrieben?"Der Jüngere warf seinen rechten Arm um Alexanders Schulter und zog ihn sanft mit zu ihren Schreibtischen, die natürlich nebeneinander platziert sein mussten. Wie immer fing sein Bauch an, zu kribbeln, wenn sie sich berührten, jedoch dachte sich der Lehrer nicht mehr dabei, da er nie wirklich viel Körperkontakt mit seinen Freunden ausübte und daher es als total normal empfand.
"Die Susi wollte mir ihren 'Liebestrank' andrehen. Die hat jetzt einen kompletten Sprung in der Schüssel, ich sag's dir", lachte der Physiker und kreiste mit seinem Zeigefinger vor seiner Schläfe. "Irgendwie bin ich jetzt nicht überrascht. Aber egal, kommen wir endlich zum wichtigen Teil hier. Ich hab schon alles vorbereitet während du bei einem Kaffeekränzchen mit Susanne warst. Lass mich dir sagen, dieses Ding hier wird dir dein Gehirn wegpusten... wortwörtlich." Damit ging er einen Schritt nach hinten und zog eine Fernbedienung aus seiner Hosentasche, auf der er sofort die 'START'-Taste betätigte. Ein kleines Kästchen vor Alexander fing an, rot aufzuleuchten, welches nach einigen Sekunden auch noch dichten Rauch ausspuckte und von diesem komplett verdeckt wurde. Verwirrt blickte er seinen Kollegen an, der jedoch nur mit einem bösen Lächeln zurückstarrte und ungeduldig auf das Kommende wartete. Oh mein Gott bitte nicht schon wieder!, dachte er sich, doch es war schon zu spät.
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Just Let Me Love You
RomanceAls Natalie Mayer eines Tages in ihrer Schultasche eine unbekannte Nummer zugesteckt bekommt, zögert sie keines Wegs und schreibt diese sofort an, um zu erfahren, wer diese Person sein könnte. Jedoch hat sie nicht gedacht, dass ihr Leben dadurch kom...