Kapitel 10: Liebe? Nein, danke.

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-"No quiero que más nadie me hable de amor, ya me cansé, to' esos trucos ya me los sé, esos dolores los pasé."-

Nachdem Marcella gegangen war, versuchte ich meine Trauer irgendwie zu verbergen. Da die meisten meiner Gäste ohnehin betrunken waren, war das auch nicht wirklich schwer. Ich schrieb ihr, wie sehr mir das leid tat, rief sie sogar an, wenn ich konnte, aber ich wurde weggedrückt und meine Nachrichten wurden ignoriert. Ein letztes Mal versuchte ich es und dann bekam ich auch endlich eine Antwort.

Babe 💞

Lass mich bitte einfach in Ruhe, Sascha.

Ich wollte darauf Antworten, aber meine Nachricht ging nicht durch. Sie hatte meine Nummer geblockt. Ich fühlte mich schlecht. Das Schlimmste war, dass ich aber niemanden hatte, mit dem ich darüber sprechen konnte oder den ich um Rat hätte fragen können. Außer meiner Schwester wusste ja niemand über uns bescheid und hätte ich es Nico gesagt, wäre er wahrscheinlich ausgerastet. Als alle Gäste gegangen waren, setzte ich mich mit einer Flasche Wodka auf meine Couch und hörte auf meiner Anlage Musik.

Marcella

Zwei Wochen waren vergangen, ich hatte Sascha seit diesem Vorfall nicht mehr gesehen und vermied es auch, mit zu ihm zu fahren, wenn die Jungs bei ihm drehen wollten. Natürlich bemerkten sie, dass irgendetwas nicht stimmte, fragten aber meist nicht nach, wofür ich auch wirklich dankbar war. Mittlerweile war ich nicht mehr so sauer auf Sascha, aber was er gesagt hatte, hatte mich verletzt. Seine Nummer hatte ich auch wieder freigegeben, weil ich hoffte, er hätte es aufgegeben, mich erreichen zu wollen. Ich hatte mich wohl getäuscht, denn kaum hatte er gemerkt, dass er mir wieder schreiben konnte, entschuldigte er sich ungefähr 1000 Mal bei mir.

Cariño 💔

Es tut mir so Leid, ich wollte dich nicht wieder in diese Schublade schieben.

Warum hast du das überhaupt gemacht?

Ich war einfach betrunken und wütend

Aber warum?

Weil du fast den ganzen Abend mit T geredet hast und nicht mit mir.

Also erstens hab ich nicht so lange mit ihm geredet und zweitens frag ich mich was es dich kümmert? Du hättest auch einfach mal etwas sagen können.

Ich wollte nicht, dass die Anderen was mitbekommen und ich wusste ehrlich gesagt nicht wie ich darauf reagieren sollte.

Warte, du willst mir gerade sagen, dass du echt eifersüchtig warst?

Als Eifersucht würde ich das jetzt nicht bezeichnen...

Du kannst den Anblick nicht ertragen, dass ich mit 'nem anderen Kerl flirte, willst mir jetzt aber einreden, dass das keine Eifersucht ist. Alles klar, Sascha.

Okay, ja, ich geb's zu. Ich war eifersüchtig, sehr sogar.

Warum? Ist nicht so als wären wir ein Paar oder als würde auch nur der Ansatz irgendwelcher Gefühle zwischen uns existieren.

Im Nachhinein weiß ich, dass ich ihm gegenüber ein ziemlicher Arsch war, aber so war ich nunmal. Egal ob ich Gefühle hatte oder nicht, ich war kein Beziehungsmensch und zeigte es auch so gut wie nie, wenn ich jemanden mochte. Ich hatte mir in meiner ersten Beziehung ziemlich die Finger verbrannt und seitdem wich ich diesem Thema immer etwas aus. Über Gefühle zu sprechen, war auch keine meiner Stärken. Dummerweise hatte ich aber welche für Sascha, aber wie schon erwähnt, hätte ich das niemals vor jemandem zugegeben, auch wenn mein Leben davon abgehängt hätte.

Ja, das stimmt wohl nicht mehr so ganz...

Ich antwortete nicht darauf. So etwas hatte ich schon befürchtet. Er mochte mich und ich war nun irgendwie dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Seufzend legte ich mein Handy auf die Seite, vergrub mein Gesicht in einem der Kissen auf meinem Sofa und schrie laut auf. Es dauerte nicht lange, bis mich jemand anrief, aber ich musste nicht einmal nachsehen, wer es war, um zu wissen, dass ich nicht hingehen wollte.

Sascha

Ich hatte ihr praktisch gesagt, dass ich mich auf eine schräge Art und Weise in sie verknallt hatte. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht ein "Ich habe auch Gefühle" oder ein "Tut mir Leid, aber ich habe keine Gefühle", aber definitiv nicht, dass ich gar keine Antwort bekam. Kurzerhand rief ich sie einfach an. Es klingelte so lange, bis die Mailbox ranging. Ein lauter Seufzer meinerseits zog dann die Aufmerksamkeit der Jungs auf mich, die bis dahin alle in ihre Computerbildschirme vertieft waren. "Alles okay, Dawg?", fragte Nico besorgt. Mit einem Nicken wimmelte ich ihn ab, griff aber gleichzeitig nach meinem Handy, um ihm per WhatApp bescheid zu geben, dass ich jemanden zum Reden brauchte. Die Anderen beschäftigten sich wieder mit dem Schneiden ihrer Videos. Geduldig wartete ich darauf, dass Nico auf sein Handy sah. Er nickte mir zu, als er die Nachricht gelesen hatte.

Eine halbe Stunde später saß ich bei Nico im Auto auf dem Weg zu seiner Wohnung. "Dir geht's nicht gut oder?", suchte er das Gespräch, nachdem ich keine Anstalten machte, von mir aus zu erzählen, was passiert war. "Alles andere als gut...", antwortete ich bedrückt. "Und das konntest du mir nicht vor den Anderen erzählen?", wollte er wissen. "Ich hab keinen Bock auf ihre Sprüche!", gab ich zu. "Okay, dann erzähl!", sagte er, während er an einem Stoppschild von links nach rechts sah. "Nico, ich hab absolute Scheiße gebaut!", fing ich an. "Bevor ich jetzt erzähle, versprich mir, dass du nicht sauer wirst.", sagte ich vorsichtig. "Wieso? Was hast du gemacht?", wollte er skeptisch wissen. "Erfährst du gleich, aber versprich es!", wiederholte ich. "Okay, versprochen.", antwortete er. "Es geht um Marcella.", fing ich an. Ich beobachtete ihn sehr genau und sobald ich ihren Namen erwähnt hatte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Vorsichtig erzählte ich ihm alles und wie versprochen wurde er nicht sauer und ließ mich fertig erzählen. "Scheiße, Dawg, ich glaub' ich hab' mich in sie verliebt.", mit diesen Worten beendete ich meine Erzählung. Das, was nur etwa eine Stunde vorher passiert war, ließ ich jedoch erst einmal aus. "Du dich in Marcella verliebt? Soll das ein schlechter Scherz sein?", fragte er ungläubig nach. Dass er so reagierte, war absolut nachvollziehbar. Immerhin hatten sie und ich uns mehr als zwei Jahre lang gehasst. "Nein, das ist kein Scherz. Ich mein' das Ernst.", gab ich leise und ruhig von mir. "Weiß sie's?", wollte er angespannt wissen. "Ich hab's ihr vorhin indirekt gesagt.", antwortete ich ehrlich. Er hielt vor dem Haus an, in dem seine Wohnung war. Erst als er den Motor abgestellt hatte, zeigte irgendeine Art von Reaktion. Seufzend legte er seinen Kopf in seine Hände und fing an, ihn zu schütteln. "Wenn ich eins über Marci mit 100 prozentiger Wahrscheinlichkeit weiß, dann dass sie sofort die Flucht ergreift, sobald Gefühle im Spiel sind.", murmelte er vor sich hin. Ich antwortete nicht, denn er setzte noch einmal zum Sprechen an. "Sie ist überhaupt kein Beziehungsmensch und hält auch nicht viel von Liebe. Und ich weiß, allein die Tatsache, dass sie sich so angegriffen gefühlt hat, als du wegen Taddl überreagiert hast, zeugt eigentlich davon, dass sie dich auch mag, aber das würde sie nie zugeben.", erklärte er mir langsam. Ich verstand nicht so Recht, aber da er sie am Besten von uns kannte, glaubte ich ihm einfach. "Das heißt jetzt genau was?", fragte ich unsicher nach. "Sascha, so Leid es mir tut, sie würde wahrscheinlich eher sterben, als dir zu sagen, dass sie sich in dich verliebt hat, wenn sie das überhaupt hat, aber ich kann mit ihr sprechen, wenn dich das irgendwie beruhigt.", bot er mit ruhiger Stimme an. Nickend, wollte ich aussteigen, doch er hielt mich zurück. "Oh, und noch was, wenn du mit ihr reden willst, fahr einfach zu ihr. Wenn du vor ihr stehst, kann sie dich nicht ignorieren.", riet er mir, bevor ich aus dem Auto stieg. Ich wohnte nicht allzu weit weg von ihm, deshalb ging ich zu Fuß nach Hause.

Soltera. (UnsympathischTV)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt