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Jimin PoV

Die Schulglocke klingelte und ich stürmte schon beinahe aus dem Klassenzimmer, als endlich die Schule vorbei war. Mein Herz klopfte wie wild, als ich das riesige Gebäude verließ und mich auf den Weg nach Hause machte.

Wir wohnten nicht sehr weit von der Schule, deswegen würde sich ein Bus nicht lohnen und ich musste nach Hause laufen. Doch gerade nach einem mental so verdammt anstrengenden Tag tat es mir vielleicht auch gut einfach mit Musik in den Ohren an der frischen Luft nach Hause zu laufen. Zwar stand ich seit geraumer Zeit auf der Kippe zu einer Panikattacke doch Musik half mir meistens diese zu verhindern und Bewegung sollte anscheinend auch helfen.

Ich atmete tief durch und lauschte den Klängen der Musik in meinen Ohren und versuchte all meine Gedanken auszuschalten. Ein Vorteil, meine Eltern waren beide in der Arbeit, also musste ich die nervigen Fragen zu meinem ersten Schultag an der neuen Schule nicht sofort beantworten und konnte erstmal runterkommen und meine Panikattacke in Ruhe erlebn und musste dabei nicht für meine Eltern ein Lächeln aufsetzten.

Sie sollten sich nicht um mich sorgen, gerade weil beide so viel zu tun hatten. Ich wünschte mir zwar manchmal nicht sehnlicher, als dass sie endlich bemerken würden, wie sehr ich eigentlich manchmal litt, doch im großen und ganzen sollten sie sich nicht um mich sorgen. Ich war es eh nicht wert, dass sich jemand um mich sorgte.

Wenn ich es nicht einmal schaffte alleine bei jemandem anzurufen oder Freunde zu finden oder einzukaufen, dann verdiente ich auch keine Sorge. Mit dem Blick auf den dreckigen Straßenboden gerichtet, verschnellerten sich meine Schritte, als ich durch eine sehr lebhafte Wohngegend lief und das Gefühl hatte jedes einzelne Augenpaar war auf mich gerichtet. Das war schlimm und als auch noch plötzlich jemand mir eine Hand auf die Schulter legte, zuckte ich heftig zusammen und riss mir vor lauter Schreck die Kopfhörer aus den Ohren, bevor ich herumfuhr und mein Herz viel zu schnell gegen meinen Brustkorb schlug.

Vor mir stand der minthaarige Junge, Min Yoongi, und er hob leise lachend die Hände.

"Keine Sorge, bin nur ich. Musst du auch da hinten lang ?", fragte er mich und ich war noch zu geschockt um irgendwelche Wörter zu bilden. So nickte ich einfach nur und der Junge lächelte. Er schien nett zu sein, auch wenn er auf den ersten Blick eher kalt und unnahbar wirken konnte und nicht wie jemand, der gerne Smalltalk betrieb.

"Wie war dein erster Tag ?", fragte er mich und ich fluchte in meinem Inneren vor mich hin, weil es jetzt extrem unhöflich gewesen wäre wieder meine Kopfhörer reinzutun, obwohl ich die Musik gerade so sehr brauchte um ruhig zu bleiben.

Meine Hände begannen schon wieder zu zittern, als ich mit einem atemlosen Lächeln versuchte mein Handy in meine Jackentasche zu stecken und trotzdem noch Blickkontakt mit Yoongi zu halten.

Noch so eine tolle Sache, Blickkontakt. Der machte mir wahnsinnig Angst und mein Gesicht wurde da immer schon nach wenigen Sekunden so rot wie eine Tomate.

"Es ging, glaube ich ! Die Schule ist schön !", antwortete ich mit etwas zu viel Euphorie in der Stimme und ich wollte am liebsten heulen, als Yoongi die Augenbrauen nach oben zog und leise lachte.

"Ich find sie nicht so schön, aber jedem seine Meinung. Du scheinst nett zu sein, Jimin."

Ich wollte mich vergraben und in dem Moment war ich nur haarscharf davor tatsächlich durchzudrehen. Ich unterhielt mich gerade mal ein paar Sekunden mit ihm und schon war er anderer Meinung als ich. Dabei fand ich die Schule gar nicht schön, sondern hatte das nur gesagt, damit er mich mochte. Nicht weil ich unbedingt wollte dass genau er mich mochte, sondern weil ich es nicht ausstehen konnte, wenn Leute mich nicht mochten.

Gedanken waren so verdammt anstrengend.

"Ja, du hast natürlich recht. Es ist eine Schule, so schön ist sie auch nicht", versuchte ich zu lachen, doch der Versuch gelang mir nicht. Yoongi schien etwas verwirrt, doch ließ sich nicht beirren und für ein paar Sekunden gingen wie schweigend unseren Weg weiter.

"Jimin, das soll jetzt nicht scheiße von mir klingen oder so, aber hättest du Lust mal mit mir und meinen Freunden was zu machen ? Du wirkst eher nicht so wie jemand, der sofort überall Freunde findet."

Das Lächeln, welches ich aufgesetzt hatte, rutschte mir aus dem Gesicht und auch wenn er es nicht beabsichtigt hatte, fühlten sich die Worte wie ein kleiner Schlag in die Magengrube an. Man sah mir anscheinend schon an, wie erbärmlich ich war, ganz toll. Andererseits war es unheimlich nett, dass er mir das anbot.

"Ich...ja danke, sehr gerne !"

Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

"Cool ! Du hast sie heute schon gesehen, das waren die sechs Idioten im Klo", lachte er und ich konnte sehen, dass seine Augen bei den Gedanken an seine Freunde zu strahlen begannen. Irgendwie süß.

Mir wurde plötzlich ganz anders. Sechs andere, vom ersten Blick her sehr extrovertierte, offene Menschen. Also, da passte ich doch super dazwischen ! Schon jetzt hatte ich Angst davor sie zu treffen, obwohl noch überhaupt nichts passiert war.

Wir liefen weiter, beide anscheinend in den eigenen Gedanken versunken, als Yoongi plötzlich stehenblieb und mir die Hand zum Abschied hinhielt. Ich schlug ein und konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte über meine Wangen legte.

"Wir sehen uns morgen, Jimin !", rief er mir noch zu, als er die Straße überquerte und vor einem weißen Haus stehenblieb. Ich traute mich nicht zu rufen und so winkte ich ihm einfach nur zu und schaute zu, wie er in seinem Haus verschwand.

Ein sehr ereignisreicher erster Tag.

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Das war das 9. Kapitel !

Vielen Dank fürs Lesen ! <3

(Ich hoffe es stört nicht allzu sehr oder es ist nicht zu viel, dass es sehr viel inneren Monolog gibt. Das sind einfach in dieser Geschichte Jimins Gedanken und die rasen ganz schon viel durcheinander :) )

Ich hoffe euch gehts gut und ihr habt einen schönen Tag !

S.A.D // YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt