Kapitel 11
Es war wie in einem Verhör. Ich hatte mich auf Emmas Bett zusammen gekauert und sie stand vor mir.
Ihre Erscheinung überragte mich, ich war ja sowieso nicht die Grösste und wenn ich sass und sie stand, war sie fast zwei Köpfe grösser als ich.
Emma hatte die perfekten Modelmasse. Sie war eins achtzig gross, hatte rabenschwarze, lockige Haare, hohe Wangenknochen, schmale Lippen und leuchtend grüne Augen. Obwohl sie eine... langweilige Abstammung hatte, sah sie sehr exotisch aus, ein Grund, wieso die Männer ihr reihenweise nach liefen.
Ich hingegen war gute zwölf Zentimeter kleiner. Mein Körper war zwar mehr oder weniger sportlich, aber eher kurvig als schlank. Doch damit war ich mehr als zufrieden, denn auch wenn Emma fantastisch aussah, würde eine solche Figur an mir aussehen, wie ein Hungerhaken. Meine Haare waren dunkelblond und gingen mir bis zu den Schultern, meine Augen hatten einen langweiligen Braunton und meine Lippen konnten so aussehen, als wären sie aufgespritzt, so voll waren sie. Oft hatte ich mir deswegen schon dumme Sprüche anhören müssen, doch ich mochte sie, wie sie waren. Grundsätzlich war ich mehr als zufrieden mit mir. Mein Aussehen nicht zu mögen würde mich ja sowieso nicht weiter bringen.
Als ich aufblickte, musste ich feststellen, dass Emma drohend ihren Zeigefinger auf mich gerichtet hatte. Leider konnte ich mich nicht zurück halten.
„Man zeigt nicht mit dem nackten Finger auf Leute"
Schlagartig liess sie ihren Finger sinken und verdrehte ihre Augen. Ich hingegen prustete los. Okay, ich gab es ja zu. So lustig war das nicht, ihr Gesichtsausdruck allerdings schon. Seufzend liess sie sich neben mir auf das Bett fallen.
„Erzähl" ich wusste genau, was sie meinte, aber genauso wusste ich, dass sie noch nicht bereit dafür war. Vielleicht sollte ich klein anfangen. Innerlich suchte ich mir passende Worte zu recht, doch nichts schien der Situation gerecht zu werden.
Sollte ich vielleicht sagen, dass es mit dem Kuss auf der Party angefangen hatte und wir uns seitdem näher gekommen waren?
Oder sollte ich sagen, dass davor schon etwas war?
Sollte ich erzählen, dass ich ihn schon immer mochte, oder dass ich glaubte, er würde auf mich stehen?
Ich entschied mich gerade für die erste Variante, da kam sie mir zuvor.
„Vielleicht sollte ich dir aber zuerst auch etwas erzählen..."
Erleichtert darüber, meine Erklärung aufschieben zu können.
„Dir ist sicher aufgefallen, dass ich in letzter Zeit oft in Gedanken war"
War sie das? Vermutlich war ich zu sehr auf mich selbst fixiert gewesen, um das zu bemerken und sofort tat es mir leid. Als ihre beste Freundin hätte ich das sehen müssen und für sie da sein.
„Und mir ist natürlich aufgefallen, dass du dich dadurch vernachlässigt gefühlt hast. Das tut mir leid, du musst es mir nicht mehr erzählen."
Oh Gott, dachte sie etwa, dass das der Grund für mein merkwürdiges Verhalten war? Ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein sollte, meine Beichte etwas aufschieben zu können, oder ob ich gekränkt sein sollte, dass sie den wahren Grund nicht wahrgenommen hatte. Andererseits konnte ich ihr keine Vorwürfe machen, dass sie etwas beschäftigte, war mir ja ebenfalls nicht aufgefallen. Ich nahm sie zaghaft in den Arm.
„Alles ist gut Emma. Wir sind immer Freunde, auch wenn wir einmal nicht so viel zusammen machen" Strahlend lächelte sie mich an. „Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann, Cassandra"
Ihre Umarmung tat gut, lenkte mich davon ab, dass ich ein grosses Geheimnis vor ihr hatte. Nein, zwei. Das Schuldbewusstsein in mir stellte sich gerade triumphierend auf und liess mich den Blick auf den Holzboden senken.
Man, war der aber interessant.
Leise seufzte ich. Wir hatten noch nie Geheimnisse voreinander, es gab nichts, dass wir uns nicht erzählen konnten. Denn wir waren beide der festen Ansicht, dass ein wichtiger Punkt, den Freundschaft ausmachte, das gegenseitige Vertrauen war. Zu wissen, dass der andere einen niemals verurteilen würde und man ihm deswegen alles anvertrauen konnte.
Emma hatte gelogen.
Ich war nicht die beste Freundin, die man sich wünschen konnte.
Im Gegenteil, eher die schlechteste.
„Was hat dich denn so beschäftigt, in der letzten Zeit?" Selig musste Emma lächeln. „ich glaube ich bin verknallt"
Leise quietschte ich auf. Wie hatte mir das entgehen können? Seit Darryl so schändlich mit ihr Schluss gemacht hatte, hoffte ich einfach nur noch das Beste für sie, vor allem was die Typen anbelangte.
„Und, wer ist es?" Aufgeregt und beinahe schon hechelnd wie ein Hund sah ich sie an. Sie grinste. „Ehrlich gesagt ist mir das total peinlich... Er ist einfach... Er sieht sooo gut aus, und irgendwie hat er diese Ausstrahlung. Du weisst schon, die die einen einfach umhaut. Und er ist Single!"
Ich musste grinsen. Sie so schwärmend zu hören liess sogar mein Herz höher schlagen. „Aber ich habe total Angst, dass er nichts von mir will. Obwohl ich glaube, dass er mir manchmal heimliche Blicke zuwirft. Nein, ich glaube das nicht nur, er tut es. Aber er ist eigentlich kein Typ, der eine feste Beziehung hat, deswegen bin ich mir doch so unsicher."
Leicht knuffte ich sie in die Seite. „Komm auf den Punkt, Mädel. Wer ist dieser begehrenswerte Single, der dein Herz erobert hat?"
Mädchenhaft kicherte meine beste Freundin. „Aber du lachst mich nicht aus, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. „Würde ich nie und jetzt spuck es schon aus"
„Naja, wir kennen ihn beide ganz gut" Ehrlich gesagt war ich ratlos. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht auf Charles stand also wen dann?
„Soll ich dich durchkitzeln? Na los, sag schon" Emma wich ein wenig zurück. Sie war der kitzeligste Mensch auf diesem Planeten.
„Okay, okay. Ich glaube... Nein ich bin mir ziemlich sicher. Ich stehe auf Nate"
Ihre Worte waren wie ein Schlag in meine Magengrube. Nein, zum Lachen war mir nun ganz sicher nicht zumute.
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▪ Ups
▪ L U I S E
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Summer Is Over
Teen FictionSie waren sich einig, dass das ganze nur eine Sommerromanze ist. Sie versucht es geheim zu halten. Er kann sie nicht in Ruhe lassen. Das unglaubliche Cover ist von @pagesofafangirl ♡♡