Kapitel 14| Die Wahrheit

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Kapitel 14

Vorsichtig küsste Nate meinen Hals und drückte mich vorsichtig auf das Bett in seinem Strandhaus.

Ich schluckte. Warum konnte ich die Schuldgefühle nicht für einen kurzen Moment abstellen? Ich war Emma und ihm die ganze Woche über so gut es ging aus dem Weg gegangen, aber nun war Samstag und die Wochenenden gehörten Nate.

Ich hatte ihm sagen wollen, dass ich Kopfschmerzen hatte, aber er meinte, dass er auch zu mir kommen könnte, um mich zu pflegen. Da war ich also doch lieber zu ihm gefahren, nachdem ich Emmas und mein Frühstück abgesagt hatte.

„Was ist los?" Er hatte von meinem Hals abgelassen und sah mich eindringlich an. „Nichts" murrte ich und schob ihn von mir herunter.

Verletzt sah er mich an. „Lüg nicht." Verdammt, wieso war er so gut? Er malte mit seinem Daumen zarte Kreise auf meine Wange. „Ich sehe, dass es dir nicht gut geht" „Wie gesagt, ein bisschen Kopfschmerzen."

Er zog seine Augenbraue hoch. „Hat Emma etwas gesagt?" Ich zuckte kurz zusammen. Wütend verengte er die Augen.

„Ich schwöre dir, wenn sie uns irgendwie auseinanderbringt, dann bringe ich sie höchstpersönlich um!" Ich konnte nicht anders, als zu schluchzen. Betroffen betrachtete er die Träne, die meine Wange hinunterrollte und wischte sie dann sanft weg.

„Bitte, Cas. Rede mit mir. Egal was es ist, wir können das klären und ich kann deine Zweifel aus dem Weg räumen. Du hast gesagt ich soll um dich kämpfen. Dann lass es aber auch zu!"

Hektisch schüttelte ich den Kopf. „Ich bin schrecklich und das tut mir leid. Vielleicht sollte ich besser gehe..."

Sein Kuss erstickte alle meine Proteste im Keim. Und trotz der aufkeimenden Schuldgefühle konnte ich nicht anders, als meine Hände um seinen Nacken zu legen und den Kuss zögerlich, aber sanft, zu erwidern. Seine Hand fuhr über mein T-Shirt, berührte den Streifen unbedeckter Haut und jagte einen Schauer über meinen gesamten Körper. Wie konnte er nur mit einer einfachen Berührung so viel in mir auslösen? Er löste sich von mir und die kalte Luft schlug mir auf die Lippen, dort, wo zuvor noch die seinen waren.

„Bist du sicher, dass du gehen willst?" Hauchte er gegen meine Lippen, so dass ich seinen warmen Atem spürte und lächelte mir frech zu. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Natürlich wollte ich das nicht. Wollte ich nie. Aber vielleicht wäre es besser so. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich nicht so sehr auf ihn einlassen würde.

„Weiss Emma von unserer Beziehung?" fragte er. Unsere Beziehung. Wieso nur klangen diese Worte so merkwürdig gut aus seinem Mund? Fragend sah er mich an, doch ich konnte nur den Kopf schütteln.

„Hat es etwas mit ihr zu tun, dass du so aufgelöst bist?" Verdammt, wie konnte er mich nur so einlullen, dass ich nickte? Ich wollte nicht, dass er sauer auf sie oder auf mich war. Er grummelte kurz.

„Und was hat sie getan?" Ich schüttelte panisch den Kopf. Das konnte ich ihm nicht erzählen, das würde Emmas Vertrauen in mich brechen und ihn gleichzeitig sehen lassen, dass es da nicht nur mich gab.

Wieso stieg jetzt die Eifersucht in mir hoch, wie Galle?

„Sag es mir. Bitte" hauchte er. Seine Augen waren so wunderschön. Kurz schloss ich die Augen. Ich musste wieder zur Besinnung kommen, auch wenn mir das in seiner Nähe verdammt schwer viel.

„Ich... Ich kann nicht. Es..." Diese Worte über die Lippen zu bringen viel mir unglaublich schwer, weil ich wusste, wie sehr es ihn vor den Kopf stossen würde. „Es geht dich nichts an"

Das Geräusch, dass seiner Kehle entstieg glich einem Knurren. „Du weist mich ab, obwohl du versuchen wolltest, Emma unsere Beziehung nicht beeinflussen zu lassen! Es geht mich also sehr wohl etwas an!"

Mir war bewusst, dass er Recht hatte, verdammt. Und dennoch! Ich konnte ihn nicht verlieren. „Bitte Nate" hauchte ich. Flehend.

Konnte er mich nicht einfach küssen und dafür sorgen, dass ich die Welt um mich herum, für einen kurzen Moment vergass?

Als er nicht reagierte, sondern mich schon beinahe ausdruckslos anstarrte, konnte ich nicht anders. Ich zog ihn zu mir herunter und küsste ihn wie eine Verhungernde.

Er erwiderte den Kuss mit einem solchen Feuer, dass ich erschauerte. In seinem Kuss lag die Verzweiflung, dass ich mich ihm nicht anvertraute, Hoffnung und so vieles mehr. Es warf mich beinahe von den Füssen, so atemberaubend war es. Als seine Zunge meine Lippen berührte, öffnete ich nur allzu willig meinen Mund. Liess sie ein um mit der meinen zu verschmelzen.

Nie würde ich genug von ihm bekommen, nie würde ich es ertragen, ihn zu verlieren.

All dies wurde mir während unserem Kuss bewusst.

Vielleicht hatte Robert Recht. Vielleicht mochte ich ihn schon viel länger als ich es zugeben wollte. Vielleicht mochte ich ihn schon so lange, dass es peinlich war und vielleicht wollte ich ihn nie wieder missen müssen.

Keuchend fuhr seine Hand meine Seite auf und ab, erforschte meinen Körper. Doch dann löste er sich ruckartig von mir.

„Wir sollten besser aufhören!" Ich verstand es nicht. Wollte er mich nicht? War es das? Unsicher blickte ich ihn an, vielleicht sogar ein wenig verletzt. „Wieso?" hauchte ich nur.

Beim Grinsen zeigte er seine Zähne. „Sex basiert auf Vertrauen. Und du vertraust mir nicht"

Wie konnte er das nur denken? Natürlich vertraute ich ihm. „Du bist unfair, das weisst du!" murmelte ich also.

Tief blickte er mir in die Augen.

„Ich habe nie gesagt, dass ich mit fairen Mitteln um dich kämpfen würde. Ach und noch etwas. Wenn du mir nicht sagen willst, was los ist, könnte es passieren, dass ich mich in der Schule nicht mehr zurückhalten kann, und dich einfach küsse. Du wärst mir doch nicht böse, oder?"

Drohte er mir gerade etwa? Empört sah ich ihn an. „Du Mistkerl!" Fauchte ich und wollte ihn von mir schubsen, doch er fing meine Handgelenke ab und fixierte sie auf dem Bett.

„Vertrau mir. Bitte"

Ich konnte nur seufzen. Niemand brachte mich so schnell aus der Fassung wie er.

„Erzähl es mir. Erzähl mir, was dich bedrückt. Ich bin sicher, das Problem lässt sich lösen!"

Es war als hätte sich mein Mund selbstständig gemacht. Wenn er so war, konnte ich ihm nichts abschlagen und das wusste er. „Emma steht auf dich" platzte es aus mir heraus. Jetzt war es draussen. Gott, was hatte ich doch Angst vor seiner Reaktion. Ich traute mich gar nicht, ihm in die Augen zu schauen.

Leise hörte ich wie er schluckte.

„Oh"

Summer Is OverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt