Kapitel 13| Bloß Teeniedrama

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Kapitel 13

Auch er lächelte. „Wie geht es dir, Mausi?"

Wie ich es doch hasste, wenn er mich so nannte.

Natürlich sah auch er mir an, dass ich geweint hatte, und ich wusste dass es ihn auffrass, nicht für mich da sein zu können und mich in den Arm zu nehmen.

„Ach, Teenie Drama." Winkte ich also ab, um ihn zu beruhigen. „Wie geht es dir? Ist das Essen immer noch genauso scheisse?"

Er musste lachen. „Ja, das ist es. Deswegen freue ich mich auch umso mehr darauf, wenn du mir wieder ein schmackhaftes Gericht kochen kannst."

Ich war schon immer ein kleines Papa Kind gewesen, auch wenn das nicht hiess, dass ich Mum weniger lieb hatte.

„Hol mal Robbie her, ich habe gute Neuigkeiten." Meine Augen weiteten sich und schnell bedeutete ich meinem grossen Bruder herzukommen.

„Was gibt's, alter Mann?" fragte dieser spitzbübisch und genoss es, wie unser Vater die Stirn in Falten legte. „Mein Haar ist noch genau so voll wie früher" Behauptete er und auch ihm stand der Schalk in die Augen geschrieben.

„Also gar nicht" Rob und ich lachten, während wir seine Glatze betrachteten.

„Ich komme schon in drei Monate raus. Wegen guter Führung und so" Laut kreischte ich auf, mein Bruder hielt sich die Ohren zu. „Wirklich? Das ist ja fantastisch. Dürfen wir es Mum erzählen, oder lieber du?"

Oh Gott, wir mussten das Haus eindeutig wieder in Schuss bringen. Es gab keinen grösseren Ordnungsfanatiker als meinen Dad und keine grössere Chaotin als meine Mum. Wie konnten die beiden sich nur ineinander verlieben?

„Sagt es ihr ruhig. Und auch, dass sie mich bald wieder besuchen soll"

Noch lange unterhielten wir uns mit Dad. Es tat gut, zu lachen, seine Familie um sich zu haben und einfach zu vergessen, dass ich irgendwann dazu gezwungen sein würde, klärende Gespräche zu führen.

Am liebsten hätte ich meinen Vater umarmt, aber so musste ich mit Rob vorlieb nehmen, welcher die Prozedur eher unfreiwillig über sich ergehen liess. Irgendwann wurde das Gespräch ernster, und doch verliessen wir das Gefängnis beide mit einem Strahlen in den Augen.

„Wirst du mit Emma reden?" Bohrend sah er mich an, wir hatten gerade unserer Mutter die frohe Botschaft überbracht, weshalb sie total aus dem Häuschen war, und uns anschliessend Pizza bestellt.

Ich hatte natürlich schon gewusst, dass er nicht locker lassen würde, und er hatte natürlich gewusst, dass ich mich davor drücken wollte. „Sei kein Feigling Cassandra."

Er hatte Recht. Natürlich hatte er Recht.

Das sorgte aber nicht dafür, dass die Vernunft in mir den Kampf gegen die Angst gewann. Am liebsten hätte ich erneut geheult und mich irgendwo verbuddelt.

„Tu es. Ich weiss, dass du das kannst, wenn du willst" Zögernd griff ich nach dem Handy. Er nahm es mir weg. „Mach es dir nicht so leicht. Ausserdem wird sie die Botschaft sicher nicht gut aufnehmen, wenn sie es nicht persönlich von dir erfährt.

„Sie wird es auch dann nicht gut aufnehmen!" Keifte ich. Und vermutlich wäre für sie gar nicht das Schlimmste, dass ich mit Nate zusammen war sondern dass ich es ihr nicht gesagt hatte. Dass ich ihr beinahe vier Monate verschwiegen hatte, dass da was am Laufen war.

„Sie wird mich hassen"

Robert nahm mich in den Arm. „Und irgendwann wird sie danke dafür sagen, weil sie keine kostbare Zeit ihres Lebens damit verschwendet hat, einem vergebenen Typen hinter her zu hecheln. Emma ist nicht Nates Typ und das wissen wir beide."

Erschrocken sah ich auf. „Woher weisst du, dass es Nate ist?" Verschwörerisch zwinkerte er mir zu und legte seine Finger in einer altklugen Denkerpose unter sein Gesicht.

„Hm... Wieso wohl? Weil dein Handy die ganze Zeit aufblinkt und du... süsse... Nachrichten von Nathan bekommst? Oh, und ausserdem habe ich Augen im Kopf. Das läuft nicht erst seit dem Sommer, dass lief auch davor, nur habt ihr es beide nicht so wirklich gemerkt." Fassungslos sah ich ihn an.

„Sowas kannst du doch nicht sagen!" Und griff allerdings gleich nach meinem Handy. Er hatte Recht. Nate hatte mir mehrmals geschrieben.

Wann sehen wir uns wieder? – Nate

Weiss Emma irgendetwas? – Nate

Es war süss, dass er sich darum Gedanken machte, obwohl er dieses Thema hasste.

Du bist wunderschön – Nate

Leicht errötete ich. Sowas konnte er mir doch nicht einfach so schreiben! Mein Bruder lachte. „Ich freue mich für dich. Ehrlich. Er ist ein guter Kerl und ich bin mir sicher, dass er dich gut behandelt!"

Ich musste lächeln. Dass Nate mich vollkommen verwöhnte stand ausser Frage. Okay, das klang jetzt falsch. Aber er behandelte mich wirklich gut.

Und das, obwohl ich so ein unausstehliches Biest war. „Ich war mir auch langsam echt nicht mehr sicher, ob du nicht doch vom andern Ufer bist. Nicht, dass das schlimm gewesen wäre, nur so viele Typen haben dir schon hinterher gestarrt und ich hatte immer das Gefühl, dass du sie nur mit dem Arsch anschaust. Naja, Hauptsache du bist glücklich."

Dafür fing er sich einen Knuff in die Seite an, auch wenn sein letzter Satz niedlich war. „Du klingst ja wie ein kranker Stalker" Er lachte nur. „Du wärst die letzte Person, die ich stalken würde, glaub mir"

Wieso noch mal hatte ich meinen Bruder so unglaublich lieb?

Ach stimmt ja.

Das hatte ich ja gar nicht.

Okay, hatte ich doch.

Und ich war echt mit Abstand der dümmste Mensch auf Erden.

„Lass uns lieber runter zu Mama gehen, ich höre bis hier, wie sie singend durch das Haus hüpft und putzt." Meinte ich also, und wir mussten beide glucksen. Vermutlich konnte man unsere Mutter als waschechte Ulknudel bezeichnen. Und zwar eine, von der harten Sorte.

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