Kapitel 21
Als ich tränenüberströmt Emmas Zimmer verließ, um mich irgendwo in einer Ecke zu verkriechen, wurde ich plötzlich am Arm gepackt. Verhalten zischte ich auf. „Du kleine Bitch! Bring das mit meiner Schwester sofort wieder in Ordnung, oder ich schwöre dir, ich mach dir das Leben zur Hölle!" Charles war mir noch nie so bedrohlich vorgekommen, wie jetzt. Seine Halsschlagader stach gefährlich heraus und auch sein Gesichtsausdruck hatte all seine Langeweile an Aggressivität verloren.
Ich konnte nur nicken, in der Hoffnung, er würde mich loslassen. „Die Wände hier sind dünn und ich habe jedes einzelne Wort gehört. Glaub mir, so etwas wie dich wünsche ich niemandem. Aber Emma mag dich merkwürdigerweise, also lass die Finger von Nate und entschuldige dich anständig bei ihr." Mit diesen Worten ließ er von mir ab und stieß mich im selben Augenblick von sich weg.
So schnell ich konnte, verließ ich das Haus. Noch im Treppenhaus tastete ich zitternd nach meinem Handy und war schon kurz davor, Nates Nummer zu wählen, da kamen mir Charles Worte in den Sinn. Sollte ich nicht zuerst versuchen, das mit Emma in Ordnung zu bringen, und dann herausfinden, ob sie Nates und meine Beziehung akzeptieren konnte? Mein Blick war noch immer von Tränen verschleiert, während ich mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause machte.
◇
Ich hatte Emma nicht erreicht. Mehrmals hatte ich versucht, sie anzurufen. Erfolglos. Bei jedem meiner sieben Versuche hatte sich nur die automatische Stimme ihres Anrufbeantworters gemeldet.
Früher hatte ich einen für sie aufgenommen, doch sie hatte ihn offensichtlich gelöscht. Ein eindeutiges Zeichen an mich. Und es bewies mir auch, dass sie jeden meiner Anrufe wahrgenommen hatte und sie absichtlich ignorierte.
Es tat weh zu wissen, dass sie mir nicht weiter zuhören wollte, aber ich verstand sie. Denn mein immer mehr schrumpfendes Selbstbewusstsein musste sich eingestehen, dass ich riesigen Mist gebaut hatte. Nicht nur, dass ich ihr nicht vertraut hatte, ich hatte mich jemand anderem vor ihr anvertraut. Und dann hatte ich sie hintergangen, und war mit dem Jungen zusammen gekommen, auf den sie stand, ohne es ihr zu sagen. Ich war eine miese Freundin und Emma verdiente etwas Besseres, soviel war klar. Trotzdem wollte ich sie nicht aufgeben. Dafür war sie schon zulange meine beste Freundin.
Während ich mich entmutigt an meiner Zimmertür auf den Boden sinken ließ, wählte ich noch ein letztes Mal Emmas Nummer. „Lass mich in Ruhe!" meldete sich eine Stimme und ich sog erleichtert die Luft ein. „Bitte Emma, sag mir wo du bist. Ich will mit dir reden!" Aus meinem Handy ertönte ein leises Schluchzen, gefolgt vom Lauten Hupen eines Autos. „Caschand, bidde lass misch in Ruhuhe!" Sie hickste einmal. Unser Streit war gerade erst eine Stunde her und doch klang sie nicht ganz so, als wäre sie bei klarem Verstand.
Ich seufzte. Jetzt wusste ich genau, wo sie war. So schnell es ging rappelte ich mich wieder auf. Sie hatte mir versprochen, nie wieder dort hinzugehen. Früher war sie oft da. Meistens dann, wenn ihre Eltern sich wieder einmal stritten. Auch wenn meine Familie schrecklich verkorkst war, war ich doch froh, nicht in der von Emma zu leben. Ihre Eltern betrogen sich regelmäßig, nur um dem anderen eins reinzuwürgen.
Mittlerweile hatte sich das gebessert, aber noch vor zwei Jahren geschah das mindestens einmal die Woche.Während ich meine Haustürschlüssel griff, versuchte ich in meine Jacke zu schlüpfen und gleichzeitig meine Schuhe anzuziehen. Ich scheiterte, weshalb ich die Jacke fallen ließ, mich in meine Chucks zwängte und losstürmte. Jetzt durfte ich keine Zeit verlieren. „Bin unterwegs!" brüllte ich laut, ohne zu wissen, ob jemand zuhause war oder mich hörte.
Am Zaun lehnte das Holland Fahrrad meiner Mutter, aber trotzdem schnappte ich es mir, um schneller voran zu kommen. Der Wind war eisig kalt, aber mir blieb keine Zeit, zu bereuen, dass ich die Jacke liegen lassen hatte. Emma hatte jetzt oberste Priorität. Meine Beine traten kräftig in die Pedale. Vielleicht hätte ich doch lieber laufen sollen!
Als ich das Ziel erreicht hatte, sprang ich vom Fahrrad, ließ dieses stehen und stolperte die Treppen des ehemaligen Parkhauses hoch. Vor drei Jahren hätte es abgerissen werden sollen, doch da die Stadt Geld hatte sparen müssen, wurde das Projekt auf Eis gelegt und bis jetzt nicht wieder aufgegriffen. Das Dach war leicht zu begehen, und so beschloss Charles zu dem Zeitpunkt, diesen Ort zu nutzen, um sowohl Alkohol, als auch Drogen hier zu lagern. Zuhause war ihm zu riskant, man konnte seine Mutter auch als Schnüfflerin bezeichnen. Wie gesagt, er gehörte nicht zur guten Sorte Kerle.
Was er nicht wusste, war das Emma sich regelmäßig an seinem Vorrat bediente. Nur war sie sonst klug genug, mich mitzunehmen, damit ich sie danach wieder nach Hause bringen konnte, und um dafür zu sorgen, dass sie keine Drogen nahm. Alkohol war okay, aber Charles nahm auch das harte Zeug.
Ich rannte die Schräge hoch. Etwa hundert Meter von mir entfernt wehte ihr Haarschopf im Wind. Sie saß auf der Brüstung, hielt sich mit der einen Hand fest, machte also keine Anstalten zu springen. Erleichtert atmete ich ein. Dann sah ich, dass sie wie hypnotisiert auf ihr Handy starrte. Es leuchtete nicht, weshalb ich davon ausging, dass es aus war.
Vorsichtig näherte ich mich ihr, um sie nicht zu erschrecken. Wenige Sekunden später erschrak ich jedoch, da sie ihr Handy wegschleuderte. Mit einem kaum noch wahrnehmbaren Krachen landete es drei Stockwerke tiefer auf dem Asphalt der Straße. Tief atmete ich ein, um mir wieder Mut zu machen, dann setzte ich mich vorsichtig neben sie. Der Boden schien mir grässlich weit entfernt zu sein.
„Geh weg" nuschelte Emma, aber das war gerade das Letzte, woran ich dachte. „Leg bitte das Zeug weg!" bat ich sie und nahm ihr das kleine Plastiktütchen aus der Hand, um es hinter mir auf den Parkplatz mit der Nummer 13 zu werfen. Dasselbe tat ich mit der Bierflasche, die sie in der Hand hielt, wobei ich diese vorsichtig abstellte. Drei weitere folgten. „Wasch willst du?" murrte sie, als ich näher zu ihr rutschte. Ich seufzte. „Egal was passiert ist, du hast mir gesagt, du kommst nicht wieder hier her!" Emma schniefte und zog ihre Nase hoch. „Du hast auch gesagt, du wärst meine beste Freundin!"
Autsch. Der saß. „Bitte lass uns noch einmal darüber reden, was passiert ist, ja?" Sie schüttelte hektisch, also nahm ich ihr die Entscheidung ab und kletterte von der Brüstung hinunter.♤♤♤
▪ Uiiii! Summer Is Over hat die 1000 Reads geknackt ♡♡
▪ Ein großes Dankeschön in diesem Sinne auch an girlyxbooks
▪ Wie fandet ihr es und wie glaubt ihr geht es weiter?
▪ L U I S E
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Summer Is Over
Teen FictionSie waren sich einig, dass das ganze nur eine Sommerromanze ist. Sie versucht es geheim zu halten. Er kann sie nicht in Ruhe lassen. Das unglaubliche Cover ist von @pagesofafangirl ♡♡