Akane - Was wäre und was ist ☆ // ⁿᵃʳᵘᵗᵒ ᶠᶠ

22. Lügner

Oh shit.

Langsam drehe ich mich in Richtung der Stimme um und sehe doch tatsächlich Madara Uchiha mit verschränkten Armen in der Tür unseres Zimmers lehnen.
Sein Sharingan flammt in glühendem Rot als er mich bedrohlich betrachtet.

Well...Ich hätte mich eventuell ein bisschen leiser aufregen sollen...aber auch nur ein bisschen.

Aber Ok Akane. Das ist NUR Obito.
Also "Madara". Kein Drama.
Das kriegst du locker hin.
Apfffff.
Ich mein, was kann denn schon großartig schief gehen?
Vierter Ninjaweltkrieg? Weltuntergang? Quatsch.
Ich darf einfach nur nichts bescheuertes sagen oder so.

"Wusstest du das Uhrgroßmutter auf Schwedisch Gammelmormor heißt?"

Madara klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
"Wie KANN es eigentlich sein, das du noch nicht von irgendjemandem umgebracht wurdest?"
"Also ich glau-"
"-oder noch nicht im Wald verreckt bist?"
"äh-"
"Weißt du überhaupt wie man in der Wildnis Nahrung findet?"
"ALSO SO INKOMPETENT BIN ICH NUN AUCH WIEDER NICHT!"
"Sicher?"
"... ...jaaa..."

Er seufzt und massiert sich die Schläfen.
"Du ziehst einfach viel zu oft alles ins lächerliche." sein Sharingan funkelt amüsiert auf.
"Wenn ich nicht wüsste das du das alles nur als Abwehrmechanismus nutzt, hätte ich dich wohl für geistig beschränkt gehalten."
Er stößt sich von dem Türrahmen ab und schließt die Tür.

Für einen Moment fühlt es sich so an als würde mein Herz stehen bleiben.
"W-Was?" frage ich mit geweiteten Augen.
Augenblicklich verfliegt die vorherige Stimmung und ein Hauch der Entsetztheit liegt in der Luft.
"Ach ich bitte dich. Spiel vor mir nicht die dumme. Ich kenne Leute wie dich. Immerhin bin ich selbst so jemand."

"Leute wie..."
ich unterbreche mich selbst und starre ihn verärgert an.
"Du weißt GAR NICHTS über mich!" zische ich gefährlich leise.
"Ach nein?" er lehnt sich an die Tür und schaut durch die Gegend.
"Bist du dir da sicher?"
Humorlos lache ich auf.
"Natürlich weißt du nichts über mich. Weder kennst du mich, noch weißt du wer ich bin oder woher ich komme."

"Wow. So abwehrend auf einmal, ist ja anstrengend. Und ja du hast nicht ganz unrecht. Ich mag dich nicht so gut kennen wie ich es eigentlich sollte, aber das was ich wissen muss weiß ich."
er legt den Kopf schief, während ich ihn verbissen mustere.

"Auf den ersten Blick merkt man es nicht und auch nicht auf den zweiten. Eigentlich merkt man es gar nicht, immerhin siehst du weder wie eine aus, noch verhältst du dich wie eine. Aber mit dem nötigen Hintergrundwissen ergibt schon vieles Sinn, meinst du nicht auch Akane Uchiha?"

Ein Herzschlag.
Ein weiterer.

...Was hat er da gerade gesagt?

Fassungslos Blicke ich ihn an.
"W-wie bitte?"
In meinen Ohren klingt ein leises rauschen, während mein Herz nach einem kurzen Stillstand gefühlt 10 mal so schnell wie vorher weiterschlägt.

"Ach komm schon. Bist du tatsächlich SO schockiert?" fragt er belustigt.
"I-ich..." Orientierungslos versuche ich Ihm eine Antwort zu geben, aber mir fällt beim besten Willen nichts passendes ein.
Mein Blick verdunkelt sich.
"Wie lange weißt du es schon?"

Obito legt eine Hand an sein Kinn und murmelt irgendetwas vor sich hin.
"...also insgesamt etwas über ein Jahr."
Meine Augen weiten sich.
"W-wa- ,aber das ist unmöglich!"

'Akane, ich will dich ja jetzt nicht ablenken, aber du musst aufpassen... Irgendetwas stimmt hier nicht! Er dürfte das eigentlich gar nicht wissen!' ruft Indra plötzlich in meinem Kopf. Er hat recht...Obito dürfte nicht...Aber wieso weiß er dann...

Amüsiert lacht er auf und stoppt meine Gedankengänge.
"Man darf nicht lügen Akane, hat man dir das nicht beigebracht?"
Wütend starre ich ihn an.
"Ich?! Ein Lügner?? Du mieses kleines-"
Er unterbricht mich indem er lauthals anfängt zu lachen.
"Ach Akane. Naive, kleine Akane. So viele Lügen ziehen sich durch dein Leben und verweben sich immer weiter in dein Schicksal. Immer diese alles überschattende Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft um die innere Leere in den Hintergrund deiner Gedanken zu Drängen, damit du dich Ihr nicht stellen musst." grinst er belustigt.

Nein...Nein Er kann nicht...
Mein Körper fängt an zu beben und in meinen Ohren ertönt plötzlich ein unerträglich hoher Ton.
Sei still...Hör auf zu reden...Bitte hör auf zu reden!

'Akane lass dich nicht beeinflussen! Hör nicht auf ihn!'
schreit Indra in meinem Kopf, doch es ist als würde er durch eine Wand mit mir reden. Ich höre ihn nir dumpf, als wäre er tausende von Meilen von mir entfernt.

"Immer bist du für andere da, aber was du ihnen gibst könnten sie dir niemals zurück geben und das weißt du. Lebst du überhaupt für dich selbst? Oder nur für andere?"

Hasserfüllt starre ich ihn an. Tränen treten in meine Augen während ich versuche nicht auf ihn loszugehen.
"Sei still." zische ich bedrohlich.

"Du fühlst dich unvollkommen, ja sogar zersplittert. Wie die Scherben eines Spiegels. Weißt nicht wo du eigentlich hingehörst...Das hier ist nicht deine Welt. Und auch diese andere Welt in der du lebtest ist nicht deine Welt. Ja kleine Uchiha. Du hast keinen Ort an den du wirklich gehörst. Und du hast dort sowie hier nichts und niemanden."

"Lügner! Sei still! Das stimmt nicht!" 
"VERLEUGNE ES NICHT!"

Er stößt sich von der Tür ab und kommt auf mich zu.

"Weißt du? Eigentlich bist du schwach Akane. Und sogar du brauchst eigentlich jemanden der für dich da ist und dir hilft deinen Platz zu finden aber das hattest du niemals und wirst du auch niemals haben. Du musstest einfach von Anfang an viel zu schnell erwachsen werden und verhältst dich deshalb jetzt wie ein Kind."

Verzweifelt versuche ich das Beben meines Körpers zu unterdrücken.

Sei Still.

Eine eiskalte Briese weht unerwartet durch den Raum und wird immer stärker.

Sei still.

Die Umgebung beginnt vor meinen Augen zu verschwimmen, bis ich nur noch schwarz vor meinem inneren Auge sehe.

Sei still!

Eine erdrückende Macht bereitet sich im Raum aus. So düster, dass es sich anfühlt als würde sie einem das Leben aus dem Körper saugen.

Sei still!

Alles in meinem Kopf schreit nach absoluter  Zerstörung. Unkontrollierbare Schmerzen.
Die Angst.
Die Wut.
Die Verzweiflung.
Die Wahrheit.

Sei still! Sei still! Sei still! Sei still! SEI STILL!

Plötzlich spüre ich eine sanfte Berührung an meiner Wange.

"Akane... hast du denn gar nicht bemerkt...wie oft du im Schlaf weinst?"