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Maya sitzt auf der letzten Stufe der Treppen und ich binde ihr die Schnürsenkel zu. Sie trägt ein schlichtes aber süßes schwarzes Kleid, was mit kleinen silbernen Pailletten bestickt wurde. Ihre Haare habe ich zu einem französischen Zopf geflochten was ihr wirklich steht.

Ich habe ein schwarzes Spitzenkleid an und meine Haare habe ich hochgesteckt, jedoch lösen sich jetzt schon einige Strähnen aus meinem Seitenscheitel, aber was soll ich machen, meine Wellen bekomme ich nicht gebändigt.

"Hör zu Maya, ich muss dir da noch was erklären. Wohin wir gleich fahren, wird kein schöner Ort sein", fange ich an und nehme sie an die Hand und gehe mit ihr ins Wohnzimmer damit wir uns auf das Sofa setzten und reden können.

"Warum fahren wir denn dann dahin?", fragt sie neugierig.

"Du bist ein großes Mädchen, nicht wahr?", frage ich worauf sie eifrig nickt. "Das was ich dir jetzt sage, wird dir sehr weh tun das weiß ich weil es mir auch sehr weh tut", rede ich weiter und wische mir schnell ein paar tränen weg.

"Du weißt das deine Mommy und dein Daddy dich und deinen Bruder sehr lieben und alles für euch zwei tun würden, oder? Sie lieben euch so sehr und wussten das es euch gut geht, deswegen muss ich dir erklären das sie leider nicht mehr wiederkommen. Sie sind mit dem Auto weggefahren und haben sich sehr verletzt."

Ihre kleinen Augen werden plötzlich sehr groß und traurig.

"Wird es ihnen denn wieder besser gehen?", fragt sie und sieht mich hilfesuchend an.

"Nein süße, sie werden nie wieder kommen. Sie leben nicht mehr aber haben nun keine schmerzen mehr."

Traurig sieht sie hoch zu mir, rückt näher an mich, um ihre kleinen Ärmchen um mich zu schlingen. Ich schließe sie fest in meine Arme und gebe ihr einen Kuss auf den Kopf. Wie soll man so etwas einem Kind erklären? Ihr Leben hat doch vor kurzem erst begonnen und schon soll ich ihr erklären dass das Leben ihrer Eltern vorbei ist?

"Sind Mommy und Daddy jetzt im Himmel? Wird es ihnen dort gut gehen?", fragt sie nach einer weile und wischt sich umständlich ihre kleinen Tränen weg.

"Ja mein Schatz, ihnen tut nichts mehr weh und es geht ihnen gut. Jetzt geht es ihnen für immer gut", lächle ich und streiche über ihre Wange.

"Dann bin ich nicht traurig! Das ist doch gut, dass es ihnen für immer gut geht. Vielleicht wollten Mommy und Daddy ja auch, dass du ab jetzt meine Mommy wirst und sind deswegen in den Himmel gegangen", sagt sie und lächelt nun auch.

"Du bist doch von nun an meine Mommy, oder?", fragt sie mit leuchtenden Augen, doch als ich ihr mit einem breiten Grinsen und einem Nicken antworte, funkeln diese schon fast.

"Das gefällt mir sehr, auch wenn ich meine echte Mommy und Daddy vermissen werde", sagt sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Wie ich dieses Kind doch liebe!

"Hör mal Maya, jetzt wo du weißt warum Olli und ich immer bei euch sind, möchte ich dass du eine supergute große Schwester sein wirst und uns mit Damian hilfst, okay? Einverstanden?", erkläre ich und halte ihr meine Hand zum einschlagen hin. Sie grinst breit und schlägt bei mir ein, was bei mir einen Stein vom Herzen fallen lässt. Sie ist die beste.

"Super, na dann komm, sehen wir mal nach den Jungs", sage ich und nehme sie wieder an die Hand um gemeinsam in den Flur zu gehen. Am Treppenende stehen wir also da und sehen nach oben.

"Olli? Seit ihr so weit?", rufe ich nach oben doch ich bekomme nur ein kichern von Damian als Antwort. "Was meinst du Maya, soll ich nachsehen?"

Darauf nickt sie nur eifrig was für mich eine eindeutige Antwort ist. Also gehe ich alleine die Treppen nach oben wobei bei jeder Stufe ein klacken zu hören ist, wegen meiner High Heels. Oben angekommen, krabbelt mir Damian auch schon entgegen. Nur in Windeln. Echt jetzt?

"Oliver!!", schimpfe ich worauf man ein lautes poltern im Bad hört. Na warte, wenn ich den erwische! Kurzerhand nehme ich Damian auf den Arm und gehe in Richtung gepolter, wo mir fast auf Kommando die Tür geöffnet wird und Oliver in Boxershorts, Hemd und Krawatte vor mir steht. Ja, ich seh es schon kommen das sowas öfters vorkommen wird.

"Solltest du nicht Damian wickeln und anziehen?", frage ich leicht genervt und ziehe eine meiner Augenbrauen hoch. Was kann der Kerl eigentlich?

"Sind wir etwa schon so spät dran?", fragt er und zieht einfach mal an meinem Handgelenk damit er an meiner Armbanduhr die Uhrzeit lesen kann. "Oh, Fuck!"

"Oliver!", schimpfe ich wieder und sehe ihn mahnend an. Er kann solche Wörter doch nicht vor einem Baby sagen.

"Oh, shit sorry", entschuldigt er sich was es jedoch nicht wirklich besser macht. Der Typ denkt wahrscheinlich wirklich nur mit seinem Schwanz. Er sollte dringend seinen Wortschatz ausbessern und ihn Kinderfreundlicher machen.

"Ich werde jetzt Damian fertig machen und du beeilst dich bitte!", sage ich und drehe mich auf dem Absatz kehr um und gehe in das Kinderzimmer von dem kleinen jungen. Seine Klamotten liegen schön auf seiner Wickelkommode, wo ich sie vor ca. einer Stunde hingelegt habe. Also schiebe ich diese ein wenig zur Seite und lege Damian auf die Wickelauflage um ihn frisch zu machen, was auch ziemlich schnell gelingt, schließlich mache ich das ja nicht zum ersten mal.

Ich ziehe ihm dann auch das süße weiße Hemd und die schwarze Hose an und muss grinsen, er wird eines Tages den Mädels den Kopf so richtig verdrehen. Ich kann ja jetzt schon nicht genug von ihm kriegen, also denke ich nicht lange drüber nach und verteile ganz viele Küsse auf seinem Gesicht was ihm süß kichern und glucksen lässt. Seine Augen leuchten förmlich.

"Krieg ich auch ein paar?", ertönt plötzlich die Stimme von Oliver was mich innehalten lässt. Ich drehe mich mit Damian im Arm, zu ihm und muss grinsen. Er sieht in seinem Anzug verdammt heiß aus!

"Ich überlege es mir", schmunzle ich und zwinkere ihm zu um dann die Treppen nach unten zu gehen, werde jedoch am Handgelenk festgehalten, noch bevor ich die erste Stufe tiefer gehen konnte.

"Ich weiß ja nicht ob das jetzt unpassend ist oder so aber du siehst echt scharf aus und dieses Kind auf deinem Arm, steht dir wirkich gut", grinst und zwinkert er um mich dann anschließend die Treppen nachunten zu begleiten, dort zieht er sich noch die Schuhe an und als wir dann alle unsere Jacken anhatten, machten wir uns auf dem Weg zum Friedhof. Als Familie.

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Da bin ich again! :)

Was meint ihr?  Mir fiel es unglaublich schwer die Szene zu schreiben in dem Sophia' Maya von dem Tod ihrer Eltern erzählt... Allgemein finde ich es ein sehr schwieriges Thema für Kinder, oder was meint ihr? lasst es mich wissen.. :)

Okay, frage... Glaubt ihr an Gott? An Himmel und Hölle? Wenn nicht, was denkt ihr was mit euch passiert wenn ihr stirbt?

xoxo, Jana♥

Happy FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt