• Edmund Hall •
„We are all lost stars
trying to light up the sky."Vom Herbst war Ende November kaum noch etwas zu spüren. Die Bäume hatten ihre bunten Blätterkleider vollkommen abgeworfen und die Temperaturen waren so tief gesunken, dass die Schüler jede Sekunde mit einer gewaltigen Ladung Schnee rechnen konnten.
Edmund saß am Ufer des schwarzen Sees und starrte in Richtung des blaugrauen Himmels. Wenn man es nicht besser wusste, würde man denken er wäre eins der Kinder, die täglich nach oben schauten, auf der Suche nach einem Anzeichen vom ersten Schnee. Doch er war nicht hergekommen, um nach einer Wolke Ausschau zu halten, die die Ländereien von Hogwarts in ein weißes Winter Wunderland verwandeln würde. Er war hergekommen, um nachzudenken, was er oft an genau dieser Stelle tat.
Aus seiner Tasche zog er ein schon ziemlich mitgenommenes Stück Pergament, das letzte, was er von seiner Mutter hatte. Er hatte den Brief erst Wochen nach ihrem Tod gefunden und dieser Fund hatte ihm letztendlich auch bestätigt, dass sie nicht unter natürlichen Umständen gestorben war. Denn es handelte sich um einen Abschiedsbrief mitsamt einer Warnung.
Camille Hall war nie mit den Ansichten ihres Mannes einverstanden gewesen, trotzdem hatte sie es weitgehend zugelassen, dass ihre Kinder nach genau diesen Überzeugungen erzogen wurden. Edmund hatte dies durchschaut, ganz im Gegensatz zu Damien. Sie hatte es getan um sich und ihre zwei Söhne zu beschützen. Doch der Brief bestätigte, dass Edmund's Mutter in keinster Weise tatenlos rumgesessen hatte, ganz im Gegenteil, so wie es aussah hatte sie versucht gegen die Todesser und den dunklen Lord vorzugehen. Sie hatte versucht Regulus Black's Vermächtnis fortzuführen, was genau das bedeutete wusste Edmund nicht, nur, dass genau das ihr zum Verhängnis geworden ist. Sie war fort. Edmund's einzige Unterstützung gegen seinen eiskalten und traditionsbewussten Vater.
Wäre es noch ein wenig kälter gewesen, wäre die warme Träne mit sicherheit nach wenigen Sekunden auf seiner Haut zu Eis erstarrt. Wie ein winziger Eiszapfen. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung.
Er dachte an seinen einzigen Bruder, Damien konnte nichts dafür, dass er so war. Dass er der Erstgeborene war und somit seine Pflichten zu erfüllen hatte, er kannte es nicht anders. Edmund dagegen war für seinen Vater mehr als unwichtig und dies ließ er ihn oft genug spüren, dass er unter seinem Bruder stand. Allein wie Damien ihn rumkommandierte und Aufgaben gab, die eigentlich seine Pflichten waren. Er war es leid, für ihn die Drecksarbeit zu erledigen, doch er steckte schon viel zu tief in der Sache drin, er wusste, dass er seine Rolle perfekt spielte. Doch manchmal vermischte sich der Schein mit der Wirklichkeit und das könnte sein Verhängnis werden. Denn vielleicht fühlte er sich allmählich zu wohl in dieser Wunschvorstellung.
In den nächsten Wochen verbrachte Edmund relativ viel Zeit mit Black. Zumindest mehr als normalerweise. Fast jeden Tag bestand sie darauf, eines seiner Bücher lesen zu dürfen oder es zumindest von ihm auszuleihen.
Die dunklen Locken fielen in ihr Gesicht, während sie sich fast schon eifrig über das Buch beugte. Beinahe fühlte er sich schlecht. Sie gab sich so viel Mühe und er wusste bereits, dass in den Büchern nichts brauchbares drinstehen würde.
Edmunds Blick fiel auf ihre Hand oder präziser gesagt auf ihren Handrücken. Black versuchte zwar ihn mit den Ärmeln ihrer Bluse zu verstecken, doch er hatte es schon vor Tagen bemerkt. Die Wunde sah nun aus, als wäre sie frisch aufgerissen worden, was nach dem Nachsitzen vor einer Stunde wohl auch keine Überraschung war.
Dann tat er etwas ziemlich Riskantes; er beugte sich über den Tisch und ehe Black reagieren konnte, hatte er sich schon ihre Hand geschnappt. Behutsam strich er ihren Ärmel zur Seite und starrte auf die dort eingeritzten Worte, die er zuvor nicht vollends entziffern konnte: Ich muss wissen, wem ich zu gehorchen habe.
„Du solltest da was draufmachen." murmelte Edmund und ignorierte den empörten Blick, den Black ihm zuwarf. Er griff mit seiner freien Hand in seinen Umhang und zog ein kleines Fläschchen heraus. Das würde bei der Rückbildung der Wunde helfen und einer Narbe vorbeugen, das wusste er aus eigener Erfahrung.
„Danke", murmelte sie, nachdem er ein wenig von der durchsichtigen Flüssigkeit auf ihren Handrücken getropft hatte. Etwas peinlich berührt zog sie ihre Hand zurück. „Was ist das?"
„Zauberwasser."
Black schnaubte ihn verächtlich an und zog ungeduldig eine ihrer Augenbrauen nach oben.
„Diptam." korrigierte Edmund sich schließlich grinsend. „Nach ein paar Mal anwenden sieht man nichtmal mehr eine Narbe und du wirst von nervigen Fragen verschont bleiben."
Sie nickte kurz und biss sich auf die Unterlippe, als würde sie gerne etwas darauf antworten wollen, es sich dann allerdings doch anders überlegte. Black vertiefte sich wieder in ihr Buch und Edmund sah sie eine Weile gedankenverloren an, ehe er sich erneut das todlangweilige Buch vor die Nase hielt und sich nicht einmal die Mühe machte, das Geschriebene dort wirklich zu verstehen.
Während der nächsten halben Stunde fiel ihm auf, dass Black unverhältnismäßig oft auf ihre Armbanduhr sah und schließlich eilig ihre Sachen zusammenpackte. „Sorry, ich muss los. Ich treffe mich noch mit Maxon."
„Schon in Ordnung", erwiderte Edmund und räumte ebenfalls die Bücher zusammen, nachdem sie aus der Bibliothek geeilt war. Mit einem Stapel Bücher unter den Armen wollte er gerade durch die hohe Tür treten, als er beinahe mit dem Franzosen zusammenstieß.
„Pass doch auf, Hall", meckerte Devillier ihn an, doch Edmund grinste bloß überlegen. „Tja, deine Freundin hast du gerade verpasst."
Mit wütend blitzenden Augen wandte er sich ihm wieder zu. „Halt dich gefälligst fern von ihr oder denkst du, dass ich nicht weiß, wozu eure kleinen Treffen wirklich dienen sollen?"
„Im Gegensatz zu dir, lasse ich sie nicht warten", erwiderte Edmund spöttisch. „Wenn du dich beeilst, bist du vielleicht noch pünktlich."
„Pünktlich wozu?", fragte Devillier argwöhnisch und musterte ihn von oben nach unten, als würde er erwarten, dass er etwas ausheckte.
„Na, zu eurem Date", fügte er sichtlich ungeduldig hinzu. War der Franzose wirklich so schwer vom Begriff? Oder hatte er es womöglich sogar komplett vergessen, dass er mit seiner Freundin verabredet war?
„Vielleicht hätten wir heute eins, wenn sie mir nicht die ganze Woche wegen dir abgesagt hätte." kommentierte Devillier mit säuerlicher Miene und es schien so, als hätte er genug von dem Slytherin vor ihm, denn kopfschüttelnd verschwand der Franzose hinter einem Regal mit Büchern über magische Pflanzen.
Etwas verwundert verharrte Edmund noch am Eingang der Bibliothek. Die ganze Woche? Aber warum ist Black dann jedesmal abgehauen, mit der Ausrede sich mit Devillier treffen zu wollen? Warum hatte sie ihn angelogen? Und nicht nur ihn, sondern auch ihren ach-so-tollen-Freund. Doch je länger er über den vermeintlichen Grund nachdachte, umso weniger ergab ihr eiliges Verschwinden einen Sinn. Für Edmund gab es nun also bloß noch eine einzige Möglichkeit; es bei nächster Gelegenheit selbst herausfinden.
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Serena Black || 𝑨𝒎𝒐𝒓𝒕𝒆𝒏𝒕𝒊𝒂
Fiksi Penggemar[3. Teil] ❝ 𝐒𝐨𝐦𝐞 𝐩𝐞𝐨𝐩𝐥𝐞 𝐚𝐫𝐞 𝐛𝐨𝐫𝐧 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐭𝐫𝐚𝐠𝐞𝐝𝐲 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞𝐢𝐫 𝐛𝐥𝐨𝐨𝐝. ❞ Voldemort ist wieder da, nur wollte das Ministerium das einfach nicht einsehen. Stattdessen schicken Sie die Pinke Pest nach Hogwarts und beschul...