Kapitel 12

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Sprotte's POV

"So Sprotte jetzt hast du alles oder? Dein Schrank sieht auf jeden Fall leer aus?", 'fragte mich Frida und grinste mich immernoch an.

Langsam fragte ich mich, ob es ein Fehler gewesen war, sie einzuweihen. Doch ich hatte es getan und seit gestern Abend hatte sie mich durchgängig genervt.

Noch gestern Abend habe ich meinen Koffer fertig gepackt und bin dann schnell schlafen gegangen. Die anderen sind wohl noch auf eine Party gegangen, aber ich wollte einfach nur, dass der heutige Tag so schnell wie möglich kam.
Aber schlafen funktionierte irgendwie nicht. Ich war viel zu aufgeregt. Wie würde er reagieren? Was würde passieren? Wie konnte ich das überhaupt umsetzten?

Irgenwie musste ich an den Reiterhof damals denken. Wie war es ihm wohl davor gegangen? Hatte es viel Überwindung gekostet und wie erging es ihm dannach?

Ich starrte die ganze Nacht quasi nur auf den Wecker und sah dabei zu wie Stunde um Stunde langsam verstrich.
Selbst als alle anderen gegen 4 Uhr morgens heim kamen, war ich noch wach, doch sie bemerkten mich garnicht.
Alle legten sich hin und schliefen schnell ein, nur Melli war wieder nicht dabei.

Irgendwann bin ich dann wohl doch eingeschlafen, denn plötzlich schreckte ich durch den Wecker hoch.
Sofort sprang ich auf und rannte fast ins Bad. Im Handumdrehen hatte ich geduscht und mich gerichtet. Und seit dem zieht mich Frida auf, denn ihr schien es leider gut zu gehen.

Weil es mir zu blöd wird, nehme ich meine Tasche jetzt gleich und verlasse unser Zimmer. Leise schleppe ich meine schweren Koffer über den Flur und bleibe vor dem Zimmer der Jungs stehen. Ich atme zwei, drei mal durch, fahre mir nochmal durch die Haare und klopfe dann an ihr Zimmer.

Noch etwas verschlafen, aber fertig gerichtet steht Willi vor mir.
Er sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an, doch er scheint zu verstehen.

"Boss, da ist Mädchenbesuch für dich!", schrie er und in der Küche setzte sich etwas in Bewegung, während Willi wieder in seinem Zimmer verschwand.

Mit einem Becher Kaffee in der Hand lief er auf mich zu, die Haare noch etwas zerzaußt, was ihm aber gut stand.

"Sprotte,  womit kann ich dir helfen?", fragte er mich mit seinem typischen Fred-Grinsen, sodass er mein Herz sofort wieder höher schlagen ließ.

"Ich wollte grade meine Koffer runter bringen und da ich so ein schwaches, kleines Mädchen bin, wollte ich dich fragen, ob du mit helfen könntest, die Koffer runter zu bringen?", fragte ich ihn mit übertriebener Theatralik, aber er bemerkte das ich schauspielerte und lachte kurz.

"Klar.", antwortete er mir kurz, stellte drinnen seinen Kaffee ab und folgte mir auf den Flur.
So nett wie er war nahm er die beiden schwereren Taschen, während ich nur noch den Rucksack hatte. Den Weg nach unten schwiegen wir, ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte, ich war viel zu nervös
Und er offensichtlich noch zu müde.

Ich wurde mit jedem Schritt nervöser, meine Hände begannen schon zu schwitzen und ich würde mich nicht wundern, wenn ich durch meine roten Haare inzwischen aussehen würde, wie ein Andreaskreuz.

Schließlich waren wir die Treppe herunter gelaufen und in der Lobby angekommen und er stellte stöhnend meine Taschen wieder ab.

"Mein Gott, was hast du da drin? Tja jugendliche Mädchen und ihr Modewahn!", sagte er lachend, was ich noch mit einem augenrollen quittierte.
Er wusste genau, dass das garnicht mein Ding war.

"Danke.", sagte ich trotzdem und schluckte kurz, dee Moment war gekommen.
Ich näherte mich ihm vorsichtig, doch dann lief kurz Wilma an uns vorbei, die wohl an der Rezeption war und ich wich sofort zurück.
Sie musterte uns kurz, aber verschwand dann auf den Treppen.

"Okay warte hier kurz, ich hol meine Sachen auch noch.", sagte er kurz zu mir und wollte sich schon verabschieden.

Er war schon auf dem Weg zur Treppe, doch ich konnte diese Chance einfach nicht verstreichen lassen. Ich rannte ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest, sodass er sich überrascht umdrehte.

"Du...ich wollte...", stotterte ich, wieso bekam ich keinen Satz mehr raus?

Ich musste plötzlich wieder an den Reiterhof denken, sein Gesicht hatte damals genauso ausgesehen, er war bleich gewesen, wie ein Blatt Papier, ob ich jetzt auch so aussah?
Natürlich, vermutlich noch schlimmer.

"Ach bevor die anderen jetzt auch noch kommen...", sagte ich und machte langsam einen Schritt auf ihn zu, "wollte ich das endlich mal wieder erledigen."

Doch dann ging alles ganz schnell.
Dann tat ich es einfach, ich bewegte meinen Kopf schnell auf seinen zu und berührte seine Lippen mit meinen.

Der Kuss war wie eine Befreiung für mich. So sehr hatte ich mich nach diesem Gefühl des totalen Glücks und diesem wunderbaren Gefühl im Magen gesehnt.
Das Gefühl, jemanden zu küssen, den man liebt.

Er schien er überrascht zu sein, denn er starrte mich mit aufgerissenen Augen an, doch etwas tun konnte er nicht, denn wir wurden von Willi unterbrochen, der ihn von oben rief.

"Fred komm, du musst deine Koffer holen!", schrie er runter.

Wir lösten uns ruckartig voneinander und er sah mich perplex an.

"Ich ... ich geh dann mal ho ... hoch.", stotterte er und ging langsam die Treppe hoch. Was wohl jetzt in ihm vorging? Und hoffentlich hatte Willi uns nicht gesehen!'

Fred's POV

'Langsam lief ich die Treppe nach oben, den Blick steif nach vorne und die Augen immernoch aufgerissen.

Ich konnte nicht glauben was grade passiert war. Okay ja, ich muss sagen, seit unserem beinahe Kuss im Wasser, möchte ich nur noch in ihrer Nähe sein.
Jedes mal wenn ich sie sehe, ist dieses warme Gefühl, dass ich so sehr vermisst habe, wieder da und wenn sie wieder gehen muss, bin ich traurig.

Ich hatte langsam einsehen müssen, dass ich immernoch in dieses Mädchen verliebt war, obwohl ich genau wusste, dass sie ja nichts mehr von mir wollte.

Aber mit dem Kuss hat sie mich überrascht. V.a. hat aber mich überrascht, wie sehr mir der Kuss gefallen hat, wenn er etwas länger gewesen wäre, dann hätte ich den Kuss erwiedert. Es war mir, als würde sich mein Magen völlig drehen, auf eine positive Art. Wie wenn man Achterbahn fährt, nur tausend mal schöner.

Ich musste irgendwie an unseren ersten Kuss denken, denn irgendwie, war ich jetzt ja in Sprottes Situation von damals. War ich jetzt am Zug? Mussteich jetzt die Initiative ergreifen?
Jetzt wusste ich auf jeden Fall was in ihr vorging damals. Und beim Gedanken daran wurde mir eines klar.

Ich wollte endlich wieder mit ihr zusammen sein, ich musste uns noch einmal eine Chance geben, denn ohne sie wollte ich nicht leben.
Daheim musste ich mit ihr sprechen.
Nur wie konnten wir beide das machen?

Aber jetzt musste ich erst mal ins Zimmer uns meine Koffer holen und es würde schwierig genug werden, das so lange vor den anderen geheim zu halten.

Vor allem musste ich endlich aufhören zu grinsen!'

Die wilden Hühner in DänemarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt