Kapitel 16

92 9 0
                                    

„Bild dir das ruhig ein, wenn es dir damit besser geht", zische ich. Zuerst faselt Lilly irgendwas von Eifersucht, jetzt auch noch Colin. Träume ich, oder wieso bekomme ich diesen Blödsinn heute ständig zu hören? Es reicht schon langsam.

„Ja, das tut es", antwortet er grinsend.

„Idiot", murmle ich so leise, dass Colin es nicht hören kann.

Damit sieht er unser Gespräch als beendet und wir konzentrieren uns beide auf den bescheuerten Aufsatz, den wir in dieser Stunde schreiben müssen.

Ohne mir Mühe zu geben, schreibe ich die Seite mit irgendwelchen Wörtern voll und gebe meinen Aufsatz, den man nicht wirklich als Aufsatz identifizieren kann, am Ende ab und verlasse endlich das Schulgebäude. Der Montag war schon viel zu lang.

„Da bist du ja", schreit jemand über den Parkplatz. Automatisch schaue ich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist und entdecke niemand anderen, als Gloria. Wie oft will ich ihr heute noch über den Weg rennen? Das Leben will mich wohl verarschen.

Erst einen Moment später realisiere ich, dass sie Colin gemeint hat, der jetzt mit langsamen Schritten auf sie zugeht. Nach seinem Gesichtsausdruck nach ist er nicht besonders erfreut über ihre Anwesenheit.

„Wo warst du so lange?", will sie sofort wissen, als er bei ihr angekommen ist. „Du wolltest mich nach Hause fahren, schon vergessen?"

Interessiert lausche ich dem Gespräch weiter. Er wollte sie also nach Hause bringen?

„Sorry, hatte noch was zu tun", sagt Colin gelangweilt. Wieso gibt er sich überhaupt mit ihr ab, wenn er doch so offensichtlich genervt von ihr ist? Zumindest im Moment. Vorher haben sie ja noch miteinander gelacht.

„Was denn?" Man, ist dieses Mädchen nervig.

In dem Moment fällt sein Blick auf mich und kurz zucken seine Mundwinkel, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen.

„Vivien und ich mussten noch was erledigen", antwortet er ihr. Verwundert runzle ich die Stirn. Wieso erzählt er ihr nicht, dass wir nachsitzen mussten?

„Wer ist denn Vivien?" Ihr Blick schweift umher, bis er an mir hängenbleibt. Ich lächle sie und winke ihr zu. Zufrieden stelle ich fest, wie sie wütend die Augenbrauen zusammenzieht.

„Was hast du denn mit der zutun?", fragt sie weiter nach. Mein Gott, kann sie es nicht einfach sein lassen? Ich verliere allein beim Zuhören schon die Geduld mit ihr.

„So einiges", sagt Colin. Wieso provoziert er sie absichtlich?

Gloria schnauft verärgert. Ohne ein weiteres Wort steigt sie in Colins Auto ein und schaut demonstrativ geradeaus. Da tut sie einem ja fast leid. Aber nur fast.

Ich werfe Colin einen verwirrten Blick zu, der nur hilflos mit den Schultern zuckt. Scheint, als wüsste er selbst nicht ganz, wie er sich in diese Situation hineinmanövriert hat.

Amüsiert gehe ich zur Bushaltestelle, um endlich mal nach Hause zu kommen. Als das geschafft ist, schmeiße ich mich müde auf die Couch, doch die Hausaufgaben rufen. Seufzend stehe ich wieder auf, wärme mir mein Essen und verbringe den restlichen Nachmittag damit, Schulsachen zu erledigen. Als ob man in der Schule noch nicht genug gequält wird. Nein, dann müssen sie uns auch noch Aufgaben geben, die man daheim in seiner Freizeit machen muss. Wer hat sich diesen Mist einfallen lassen?

Als ich mich am Abend erschöpft ins Bett lege, braucht es nicht lange, bis ich eingeschlafen bin.

Der Dienstag verläuft recht ruhig. Kein Colin und auch keine Gloria, wofür ich mehr als dankbar bin. Dafür bin ich am Mittwochnachmittag umso überraschter, als ich die Nachricht lese, die Colin mir geschrieben hat.

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt