Kapitel 7

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„Na, was sagst du?" fragt Colin und grinst mich an. Irgendwo im Garten um die Ecke befindet sich ein riesiger Pool. Ich hoffe nur, dass hier im Rausch noch keiner hineingepinkelt hat. Ich würde es den Leuten zutrauen, so wie die alle drauf sind.

Ich nehme Colin die Flasche aus der Hand und nehme ein Schluck. Der Alkohol brennt in meiner Kehle. Aber er wärmt mich auch. Schließlich haben wir nicht mehr Hochsommer und es ist schon deutlich kühler in der Nacht. Das wird mich aber nicht davon abhalten, in den Pool zu springen.

„Na dann", sage ich und drehe mich mit den Rücken zu Colin. „Wärst du so nett?" Ich deute auf den Reißverschluss, der hinten angebracht ist. Ich würde locker selbst drankommen, aber so macht es doch mehr Spaß.

Colins Grinsen wird noch breiter und schon spüre ich seine warmen Hände an meinem Rücken. Langsam öffnet er den Reißverschluss, der knapp über meinen Hintern endet. Seine Hände liegen einen Moment länger als nötig an meinen Körper.

Dann lasse ich das Kleid nach unten fallen. Das einzige, das mich jetzt noch bedeckt, ist mein Bikini.

Colin pfeift anerkennend, als ich mich wieder zu ihm umdrehe. Sein Blick schweift über meinen halbnackten Körper.

„Bist du fertig?", frage ich ihn belustigt.

„Noch lange nicht", antwortet er. „Bleib noch eine Weile so stehen."

„Sorry, das nächste Mal vielleicht", lache ich und springe daraufhin in den Pool. Das Wasser ist wärmer, als erwartet. Glücklich tauche ich einige Male unter und genieße das Gefühl im Wasser zu schweben. Ich bin eine echte Wasserratte.

„Du bist nur deswegen auf die Party gekommen, richtig?" Colin ist nun ebenfalls im Pool und ich muss sagen, sein Körper ist nicht ohne. Auf jeden Fall ist er alles andere, als ein Lauchmilchbubi.

„Du hast mich durchschaut", meine ich mit geschlossenen Augen, während ich mich im Wasser treiben lasse. „Wenn es schon wo einen Pool gibt, muss ich das auch ausnutzen. Ich wünschte, wir hätten einen daheim", erzähle ich. Das wäre wirklich ein Traum.

„Weißt du, warum ich auf die Party gekommen bin?", fragt er plötzlich an meinem Ohr, sodass ich aufschrecke. Seit wann ist er mir so nahe?

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an.

„Um dich in Bikini zu sehen und ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt", beantwortet er seine Frage.

Ich beuge mich etwas zu ihm vor. Unsere Schultern berühren sich. „Gewöhn dich nicht daran", flüstere ich und beobachte zufrieden, dass ihn das nicht ganz kalt lässt. Ich will wieder zurückweichen, doch plötzlich spüre ich Colins Hände an meiner Taille, die mich festhalten. Unter meiner Haut beginnt es heftig zu kribbeln. Ja, ich muss zugeben, auch mich lässt diese Situation nicht kalt. Die Frage ist nur, ob ich mich darüber ärgern sollte, oder nicht. Schließlich reden wir hier immer noch über Colin.

„Du bist eine kleine Sadistin, weißt du das? Ich merke doch, wie du mich hier mit Absicht quälst, aber keine Sorge. Das bekommst du alles zurück." Sein Daumen fährt immer wieder meine Haut auf und ab. Ich kann nicht leugnen, dass sich das gut anfühlt.

Nicht schwach werden, rede ich mir zu. Ich führe dieses Spiel, nicht er.

Wie von selbst legt sich meine Hand auf seine Brust. Vorsichtig lasse ich meine Fingerspitzen über seinen Oberkörper gleiten. Colins hellblaue Augen starren mich so intensiv an, dass ich das Gefühl habe, er blickt direkt in meine Seele.

„Versuch es doch."

Er will mich küssen. Ich spüre es. Ich spüre es mit jeder Faser meines Körpers, dass er die letzten paar Zentimeter zwischen uns am liebsten überbrücken würde. Und ich spüre, wie sich auch mein Körper danach sehnt. Wir stehen unter Flammen. Trotz des Wassers, das uns umgibt.

Die Spannung ist kaum zu ertragen und gerade, als ich denke, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann, dass unsere Lippen nun aufeinandertreffen, springt jemand direkt neben uns mit lautem Gebrüll ins Wasser.

Wir schrecken auseinander.

Es braucht nur einen kurzen Moment, um mich wieder zu sammeln. Um zu verdrängen, dass ich gerade nichts dagegen unternommen hätte, wenn er mich geküsst hätte. Um zu verdrängen, dass ich ihn zurückgeküsst hätte. Um zu verdrängen, dass mein Herz wie verrückt pocht. Nur einen kurzen Moment.

Dann habe ich meine selbstsichere Miene wieder aufgesetzt. Immer schön lächeln.

„Mir wird langsam kalt", sage ich, ohne Colin anzuschauen.

„Achja? Dabei war es doch gerade so heiß zwischen uns." Ich kann nicht anders, als über seine Aussage zu lachen. Gut, wenn er es mit Humor nimmt, kann ich das auch.

Ich klettere aus dem Pool und drücke das Wasser aus meinen Haaren. Eine heiße Dusche wäre jetzt ganz angenehm.

„Wir könnte zu mir nach Hause und dort fortsetzen, wo wir gerade aufgehört haben", sagt Colin, der mir aus dem Wasser gefolgt ist.

„Du solltest dir echt bessere Anmachsprüche ausdenken. Die werden mit der Zeit langweilig." Ich greife nach der Flasche, die Colin am Boden stehenlassen hat und mache einen kräftigen Schluck davon. Der Pool hat mich zu sehr ausgenüchtert, auch wenn ich noch nicht wirklich betrunken war. Angeheitert trifft es eher, obwohl es nicht viel Unterschied macht, da ich im nüchternen Zustand genauso viel Schwachsinn von mir gebe.

Wie schon viel zu oft in letzter Zeit kommt Colin mir näher, während er mich mit ernstem Gesichtsausdruck ansieht. „Ich liebe jeden Muskel in deinem Körper, Vivien. Besonders meinen."

Einen kurzen Moment habe ich keine Ahnung, wovon er redet, doch als mir bewusst wird, worauf er gerade angespielt hat, lache ich so laut auf, dass die anderen sich schon verwirrt zu uns umdrehen, aber ich kann nicht aufhören. Der ist ja mehr als nur bescheuert.

„Das nennst du also einen besseren Anmachspruch?", bringe ich zwischen meinen Lachflashs hervor.

„Ich habe noch mehr auf Lager. Willst du sie hören?", fragt er grinsend. Er weiß so gut wie ich, dass dieser Spruch einfach nur lächerlich ist.

„Kein Mädchen lässt sich auf diesen Spruch ein."

„Achja? Willst du wetten?", provoziert er mich. Als ob er diese Wette tatsächlich gewinnen würde.

„Um was?", gehe ich also darauf ein.

„Um eine weitere Nacht als dein Freund."

Ich hinterfrage es gar nicht. Colins idiotisches Gehirn kann man nicht durchschauen.

„Du hast eine Stunde", stimme ich zu.

Exakt 37 Minuten später verschränkt Colin seine Hand mit meiner. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte nicht so dumm sein dürfen, aber nein, das habe ich jetzt davon. Einen grinsenden Colin, der mir nicht mehr von der Seite weicht und meint, meine Hand nehmen zu müssen, weil Pärchen das nun mal so machen. Ich lasse mich nie wieder auf so einen Schwachsinn ein.

„Du hast es dir echt leicht gemacht. Die Kleine war doch schon so betrunken, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen hat, was du da geredet hast", sage ich bockig. Ja, ich gebe zu, ich bin ein schlechter Verlierer.

„Du weißt selbst, dass du übertreibst", antwortet er und zieht mich auf die Tanzfläche. Zu meinem Leidwesen fängt genau jetzt ein langsames Lied an. Colin legt seine Arme an meiner Taille und sieht mich auffordernd an.

Wie sagt man so schön? Wettschulden sind Ehrenschulden.

Verzweifelt schlinge ich meine Arme um Colins Hals und gemeinsam bewegen wir uns im Rhythmus des Lieds.

„Da hat aber jemand Spaß", meint Colin belustigt.

„Dieser jemand bin ganz bestimmt nicht ich."

„Ach komm. Bin ich so ein schlechter Freund?", fragt er und macht eine entsetzte Miene. Ich werfe ihm bloß einen Todesblick zu.

„Deine Meinung wird sich schon noch ändern", sagt er überzeugend.

Ich verdrehe die Augen. „Darauf kannst du lange warten."

„Das werde ich."

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt