Kapitel 10

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„Ich hätte zwar nie gedacht, dass dieses Wort an dich gerichtet jemals aus meinem Mund kommt, aber danke, Colin." Okay, das war eindeutig genug Nettigkeit für das restliche Jahr. Sonst ist mein Leben aus dem Gleichgewicht, auch wenn dank ihm, beziehungsweise der Tablette, meine Kopfschmerzen verschwunden sind.

„Habe ich doch gern gemacht", sagt er zwinkernd. „Wenn ich das nächste Mal krank bin, erwarte ich, dass du mich ebenfalls gesund pflegst, aber in einem knappen, sexy Krankenschwesternoutfit."

„Lass mich darüber nachdenken." Ich tue so, als ob ich angestrengt überlege. „Nein."

Ich gehe zur Tür raus und will gerade das Grundstück verlassen, doch Colin schreit mir nach. „Hey, Vivien. Wann hast du eigentlich Geburtstag?"

Ich drehe mich um. „Wüsste nicht, was dich das angeht", antworte ich.

„Das werde ich schon noch herausfinden. Ich habe nämlich die perfekte Idee für ein Geschenk", meint er grinsend. Wieso habe ich so das Gefühl, dass es mir nicht gefallen wird?

„Ich nehme besser keine Geschenke von dir an."

„Das wirst du", sagt er. „Sicher, dass ich dich nicht fahren soll?"

„Sicher", bestätige ich und setzte meinen Weg fort. Ich höre noch, wie sich hinter mir die Haustür wieder schließt und dann bin ich auch schon um die nächste Straßenecke verschwunden. Laut Colin sollte sich hier irgendwo eine Bushaltestelle befinden. Sein Angebot, dass er mich nach Hause bringt, war zwar verlockend, aber wenn meine Mutter mitbekommen hätte, dass ich nicht mit dem Bus heimgekommen wäre, würde das nur Fragen aufwerfen und im Endeffekt würde sie noch draufkommen, dass ich die Schule geschwänzt habe und das will ich auf jeden Fall vermeiden.

Als ich gerade im Bus einsteige, fällt mir ein, dass ich Colin noch nach den Psychologiestoff fragen wollte, den ich verpasst habe. Kurz überlege ich, ob ich einfach wieder aussteigen und zurückgehen soll, doch da fährt der Bus schon los. Also hole ich mein Handy hervor und schreibe ihm. Je früher ich das hinter mich bringe, desto besser.

‚Hey Idiot. Was habe ich gestern eigentlich in Psycho verpasst?'

‚Du willst wohl unbedingt betrunken werden, oder? Ich schreibe eine Liste. Diese Shots werden alle nachgeholt.'

Ganz bestimmt nicht. Colin und Party auf einem Haufen werde ich in nächster Zeit vermeiden. Sonst endet es wieder nur damit, dass er denkt, er sei mein Freund. Nein danke.

Kurz darauf folgt die nächste Nachricht von Colin.

‚Wenn du dich morgen in der Cafeteria zu mir setzt, erzähl ich es dir.'

Na toll. Jetzt muss ich meine Mittagspause auch noch mit ihm verbringen. Das wird ja immer besser. Ich bräuchte wirklich mehr Freunde, aber das viel zu anstrengend ist. Viele Schüler kenne ich zwar vom Sehen her, einige auch bei Namen, aber das ist noch lange keine Freundschaft. Dazu gehört einfach viel mehr und dafür bin ich ganz ehrlich zu faul. Lilly reicht mir da vollkommen.

Als ich zu Hause angekommen bin, setze ich mich an meinen Schreibtisch und verbringe den restlichen Tag damit, den Stoff von gestern nachzuholen, den Lilly mir geschickt hat.

Am nächsten Tag bin ich wohl oder übel dazu gezwungen, Lilly zu erklären, wohin ich gestern so plötzlich verschwunden bin. Schließlich hätten wir noch einen gemeinsamen Kurs gehabt, bei dem ich ja nicht aufgetaucht bin.

„Du warst bei Colin zu Hause?" Mit offenem starrt sie mich an, nachdem ich ihr alles erzählt habe.

„Jap. Ich habe mich richtig scheiße gefühlt. Es war noch immer die bessere Option", rechtfertige ich mich.

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt