Kapitel 21

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„Hallo Schnucki", werde ich am nächsten Tag von einem übermotivierten Colin begrüßt, als er sich für die Psychologiestunde neben mich fallen lässt.

„Was willst du?", seufze ich genervt. Ich habe gestern noch viel zu lange mit Lilly geredet. Zu wenig Schlaf tut mir eindeutig nicht gut. Oder besser gesagt, meinen Mitmenschen, denn die bekommen meine schlechte Laune schließlich zu spüren.

„Das Abendessen. Ich hätte heute Zeit", meint er völlig unberührt von meiner nicht vorhandenen Motivation.

„Ist dir wirklich so langweilig in deiner Freizeit, dass du mit meinen Eltern zusammen essen willst?" Wie kann man sich so etwas freiwillig antun? Ich werde diesen Jungen nie verstehen.

„Klar", antwortet er grinsend.

Wortlos hole ich mein Handy hervor und schreibe meiner Mutter eine Nachricht, dass Colin heute vorbeikommt und er sich wirklich über Spinat freuen würde.

„Okay", sage ich und in meinem Kopf bildet sich langsam eine Idee. „Aber mit diesem Outfit kannst du dich nicht bei meinen Eltern blicken lassen." Kopfschüttelnd lasse ich meinen Blick über sein völlig akzeptables schwarzes T-Shirt schweifen, dass seinen trainierten Oberkörper eigentlich wirklich gut betont, wie mir gerade auffällt.

„Also wirklich. Daran ist absolut nichts auszusetzen. Das steht mir hervorragend", meint er überheblich.

Da hat er wohl recht, aber ein bisschen Spaß muss trotzdem sein.

„Auf keinen Fall. Damit siehst du aus wie ein Bankräuber. Wir beide gehen heute nach der Schule einkaufen und was auch immer ich dir aussuche, wirst du zum Abendessen anziehen." Ob er sich wohl darauf einlässt? 

Colins Blick wird nachdenklich. Dann lächelt er wieder. „Einverstanden, aber nur unter gewissen Bedingungen."

„Und die wären?", will ich wissen.

„Mein Körper muss auch wirklich bedeckt sein. Nicht, dass ich mich dafür schämen würde, mein Körper ist ein Prachtstück, aber das würde deinen Eltern wohl nicht so gefallen. Du kannst mich später immer noch ausziehen", sagt er zwinkernd.

Ich verdrehe die Augen. „Sonst noch was?"

„Nichts für Frauen. Ich bin schließlich keine Dragqueen. Uuuund..." nun grinst er mich schelmisch an.

„Und was?", frage ich skeptisch nach.

„Ich darf dir auch etwas aussuchen."

„Von mir aus. Ist mir doch egal, wir ich vor meinen Eltern aussehe", meine ich schulterzuckend.

„Gut. Dann treffen wir uns nach der Schule bei meinem Auto", sagt Colin und grinst siegessicher. Das wird ihm schon noch vergehen.

Die Psychologiestunde geht schnell zu Ende und ich kann es kaum erwarten, Lilly von meinem Triumph zu erzählen. Als es zur Mittagspause klingelt, beeile ich mich in die Cafeteria zu kommen. Sobald ich Lilly entdecke, gehe ich auf sie zu und erzähle ihr alles, bevor ich mich überhaupt hinsetze.

Sie lacht kopfschüttelnd. „Und, was ist dein Plan?"

„Denkst du, dass ihm eine pinke Hose steht?", überlege ich.

„Wo willst du denn eine pinke Hose herbekommen?", fragt sie.

„Ach, es gibt doch jeden Blödsinn. Ich werde schon etwas Passendes finden. Vielleicht mache ich ihn zu einem Punk? Da wären meine Eltern bestimmt erfreut", sage ich begeistert. Das wäre doch eine Idee.

„Dazu fehlen ihm die passenden Haare und das war nicht Teil eures Deals", holt mich Lilly in die Realität zurück.

„Da hast du leider recht. Aber egal. Ich werde schon was finden", meine ich überzeugt. Ich bin fest entschlossen, diesen Abend zum schlimmsten seines Lebens zu machen.

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt