"Du hast was??"
Gequält entferne ich mein Handy etwas von meinem Ohr. "Schrei doch nicht so. Mein Kopf explodiert auch ohne deine laute Stimme schon."
"Sag das noch mal", fordert Lilly mich nun wieder etwas leiser auf.
"Du hast mich schon verstanden."
"Also nur fürs Protokoll. Du hast Colin geküsst. Nicht anders rum. Du ihn", wiederholt sie.
"Ja, soll ich dir das etwa noch schriftlich geben?" Ich seufze genervt auf während ich mich von einer Bettseite zur anderen rolle.
"Ich habe doch gewusst, dass du auf ihn stehst", quiekt sie freudig auf und erneut halte ich mein Handy weiter weg, um meinen pochenden Kopf zu schonen.
"Mach mal langsam, Lilly. Ich war betrunken", rechtfertige ich meine Taten.
"Betrunkene sagen immer die Wahrheit. Das ist dir bekannt, oder?" Fast bilde ich mir ein, ihr Grinsen dringt direkt durchs Handy in meinen Kopf ein. Gruslige Vorstellung.
"Betrunkene machen auch wirklich dumme Sachen. Das sollte dir auch bekannt sein."
"Ach komm schon. Ich bin mir sicher, du hast es genossen", neckt sie mich. Wie ich meine beste Freundin doch liebe.
"Nur weil er gut küssen kann", antworte ich und denke daran zurück, wie es sich angefühlt hat, seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich seufze erneut.
"Weißt du, wer noch gut küssen kann?", fragt sie und plötzlich werde ich hellhörig.
"Hat Nathan dich endlich geküsst?" Stille. "Lilly?"
Gerade, als sie antwortet wird meine Zimmertür aufgerissen und Ryan stürmt herein.
"Halt kurz deine Klappe, Ryan", fahre ich ihn an, bevor er seinen Mund aufmachen kann. "Lilly, hat er dich nun geküsst, oder nicht?", richte ich meine Frage wieder ins Handy.
"Ja, hat er", antwortet sie und nun bin ich diejenige, die erfreut aufschreit. Ryan verdreht seine Augen und verschwindet wieder aus meinem Zimmer, ohne das ich weiß, warum er überhaupt hereingekommen ist, aber wenn er es sich anders überlegt hat, wird es schon nicht so wichtig gewesen sein.
"Okay, aber bevor ich dir mehr erzähle, musst du mir noch sagen, wie es bei dir ausgegangen ist. Ist es denn nur beim Küssen geblieben?", will Lilly wissen.
„Ja, ist es. Ich meine, er hat mir das T-Shirt schon ausgezogen und weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir nicht aus dem Bett geflogen wären, aber das ist jetzt auch egal."
Lilly lacht laut auf. „Aus dem Bett geflogen?"
„Wie gesagt, wir waren betrunken", wiederhole ich, als wäre es eine Erklärung für alles. „Auf jeden Fall haben wir dann geschlafen, ich bin irgendwann in der Nacht aufgewacht und habe in der Küche mit Aiden geplaudert, dann habe ich wieder geschlafen und in der Früh, als ich wach wurde, war Colin schon weg", fasse ich die Ereignisse zusammen.
„Er ist abgehauen, ohne dir einen Guten-Morgen-Kuss zu geben?"
„Haha, sehr lustig, Lilly." Mein Sarkasmus ist nicht überhörbar. „Aiden meinte, dass er dringend wo hinmusste."
„Und wie reagierst du, wenn du ihn das nächste Mal siehst? Hast du vor, ihn darauf anzusprechen?", fragt sie vorsichtig nach.
„Das überlege ich mir, wenn es so weit ist", antworte ich. Tatsächlich habe ich deswegen noch keinen Plan. Und den brauche ich dringend. Immerhin haben wir am Montag gemeinsam Psychologie.
„Es wird sich schon alles regeln", meint Lilly. „Wenn du dir endlich eingestehst, dass du Gefühle für Colin hast." Erneut kann ich ihr Grinsen genau vor mir sehen.
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Beziehung für eine Nacht
Literatura FemininaIch bin zu gut für diese Welt. Warum sonst sollte ich auch so tun, als wäre ich in einer Beziehung mit diesem Vollpfosten, nur um den Schwarm meiner besten Freundin nicht küssen zu müssen? So fängt alles an. Eine dumme Party. Eine dumme Aufgabe bei...