Kapitel 29

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„Vi? Hörst du mir überhaupt zu?" Lilly fuchtelt mit ihren Händen vor meinen Augen herum und lenkt somit meine Aufmerksamkeit wieder auf sie zurück.

„Was?"

„Was ist denn los? Irgendwas verheimlichst du mir doch." Prüfend sieht sie sich kurz in der Cafeteria um, bis ihr Blick wieder bei mir hängen bleibt.

Ich seufze auf, mache einen weiteren Bissen von meinem Sandwich und rücke schließlich mit der Sprache raus. „Colin hat mich gefragt, ob ich seine Begleitung für den Ball sein will."

Lilly schreit erfreut auf und ich verdrehe daraufhin nur meine Augen. „Wie das? Und was hast du ihm gesagt?", will sie sofort wissen.

„Ja Colin, ich will. Du bist die Liebe meines Lebens", antworte ich sarkastisch.

„Jetzt erzähl schon", beschwert sich meine beste Freundin.

„Okay, ist ja gut", gebe ich nach und erzähle ihr von den Zetteln, die Colin mir geschrieben hat. „Und nachdem ich gemeint habe, dass es doch eine gute Option wäre, Freitagabend von einer Brücke zu springen, hat er geantwortet, dass es schade wäre, weil ich dann nicht seine Begleitung sein kann. Und irgendwie hat er es dann geschafft, mich zu überreden, zuzusagen. Keine Ahnung, wie das passiert ist", stöhne ich genervt auf.

„Freust du dich dein kein bisschen darüber?", fragt Lilly nach und wackelt dabei mit den Augenbrauen.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nichts von ihm will?", antworte ich schon fast automatisch.

„Jaja, schon klar. Du und Colin? Niemals", kichert Lilly.

Seufzend lasse ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Eigentlich weiß ich selbst nicht mehr, was ich über Colin denken soll. Irgendwie ist in den letzten zwei Tagen alles viel komplizierter geworden und das gefällt mir ganz und gar nicht.

„Verdammt Lilly, es ist ein Schulball. Wenn Colin auch nur einmal versucht romantisch zu sein und mir Blumen oder so ein Scheiß schenkt, kotze ich ihm auf die Füße", murmle ich in die Tischplatte hinein. Ich will einfach nicht, dass er in dieses Date, oder was auch immer das für ein Blödsinn ist, zu viel hineininterpretiert. Wieso nochmal habe ich ihm überhaupt zugesagt? Macht er sich jetzt irgendwelche Hoffnungen auf irgendwas? Was erwartet er sich von diesem Abend?

„Hey, es wird schon alles gut gehen. Und bis dahin..." Ich hebe meinen Kopf wieder und schaue Lilly an. „müssen wir ein sexy Kleid für dich finden."

Am nächsten Tag stehen Lilly und ich also nach der Schule vor dem Einkaufszentrum und denken darüber nach, wo wir anfangen sollen.

„Komm schon", sagt Lilly und zieht mich am Handgelenk in irgendeine Richtung. In Gegensatz zu mir ist Lilly ziemlich aufgeregt. Ich verstehe einfach nicht, wie man einen so großen Wirbel um einen Ball machen kann. Ballkleider sind doch nur unbequem und nervig und nach einer Zeit will man sich die High Heels sowieso nur noch von den Füßen reißen und am liebsten verbrennen.

„Schon gut", murmle ich und folge ihr in den ersten Laden hinein.

*

„Endlich", seufze ich erleichtert auf, als ich wieder zu Hause bin, mich aufs Sofa schmeiße und meine Beine auf den Tisch ablege.

„So schlimm war es doch gar nicht", lacht Lilly und stellt unsere Einkäufe auf den Boden ab.

„Also ich habe die Hoffnung schon nach dem zweiten Laden aufgegeben, ein passendes Kleid zu finden", erwidere ich, während ich den Fernseher einschalte.

„Wofür braucht ihr denn ein Kleid?", ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehe meinen Kopf und entdecke Ryan, der uns fragend ansieht.

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt