Kapitel 24

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Ich weiß nicht, warum ich zugesagt habe. Die einzige logische Erklärung ist, dass mein Gehirn von Aliens gehackt worden ist. Immerhin verbringe ich meinen Freitagabend nun freiwillig mit Colin und seinen Freunden. Was ist bloß aus mir geworden? Ich vermisse mein altes Ich irgendwie. Aber was soll's. Ich habe doch sonst nichts Besseres zu tun.

„Kommst du?", fragt Colin.

Ich sitze immer noch in seinem Auto und starre das riesige Haus von Chris an. Oder ist es Aidens?

Ich steige aus Colins Wagen und steuere auf den Eingang zu. Wie reich kann man den bitte sein? Allein die Eingangstür sieht teurer aus als mein ganzes Leben mit den ganzen goldenen überflüssigen Verzierungen.

„Wow, da kann wohl jemand Geld scheißen", sage ich und kann es einfach nicht lassen, den goldenen Schnickschnack anzufassen.

„Ja, Aidens Eltern sind irgendwelche Firmenbosse. So genau habe ich das auch noch nicht durchschaut", antwortet Colin, der mich belustigt beobachtet. Also ist es doch Aidens Haus.

Bevor Colin die Türklingel betätigen kann, wird die Tür von innen geöffnet.

„Hey. Schön, dass du auch dabei bist", begrüßt Aiden mich freundlich.

„Mehr oder weniger", gebe ich schulterzuckend zurück und trete ins Haus hinein. Staunend, aber auch skeptisch sehe ich mich um. Diese Eingangshalle sieht ja ganz schön aus, aber es fühlt sich kein bisschen heimelig an. Ich entdecke nicht einen persönlichen Gegenstand oder irgendwelche Fotos an den hohen, glänzenden Wänden. Sogar die Schuhe, die wir uns ausziehen, werden von Aiden in irgendeinen Schrank geräumt. Ob ich sie nachher wohl wieder finde? Irgendwie bezweifle ich es. Diese Schränke sehen doch alle gleich aus.

Am liebsten würde ich mich auch noch in der Küche oder dem Wohnzimmer umsehen, doch alle Türen, die sich hier befinden, sind geschlossen. Schade. Aber vielleicht findet sich ja noch später Zeit dafür, wenn die anderen zu betrunken sind, um irgendetwas mitzubekommen.

Wir folgen Aiden die Marmortreppe nach oben und betreten dann ein Zimmer, von dem ich mal stark annehme, dass es Aidens ist.

„Hey Leute", begrüßt Chris uns, der bereits vorm Fernseher sitzt und irgendein Videospiel auf der Playstation spielt, das ich nicht kenne.

Ich lasse mich auf die schwarze Couch nieder und betrachte das ordentliche Zimmer. Hat Aiden nichts Besseres zu tun, als jeden Tag zu putzen? So sieht es nämlich aus. Naja, vielleicht haben sie auch eine Putzfrau. Wundern würde es mich nicht.

Plötzlich setzt sich Colin neben mich. Obwohl genug Platz auf der Couch ist, ist Colin mir so nahe, dass sich unsere Körper fast berühren. Am liebsten würde ich zur Seite rücken, aber ich mache es nicht.

„Also, wo ist der Alk?", fragt Colin grinsend.

„Du kannst es wohl kaum erwarten, abzustürzen", kommentiere ich.

„Falsch. Ich kann es kaum erwarten, dich abstürzen zu sehen."

„Ich denke nicht, dass du das willst. Ich werde wirklich unerträglich, wenn ich zu viel getrunken habe", meine ich lachend. Zumindest hat Lilly mir das immer erzählt.

„Davon würde ich mir gerne selbst eine Meinung bilden", antwortet Colin und nimmt die Flasche Vodka entgegen, die Aiden von irgendwo hervorgekramt hat.

„Chris, hör auf zu zocken. Wir betrinken uns jetzt", sagt Aiden.

„Man, ich zock die Runde noch fertig", beschwert sich Chris und starrt weiterhin konzentriert in den Bildschirm.

„Hol Shotgläser", meint Colin wirklich überaus freundlich. Doch Aiden regt sich nicht darüber auf, sondern öffnet eine weitere Schranktür und stellt die vier Gläser auf den Tisch.

Beziehung für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt