Erinnern Sie sich noch an das kleine, übereifrige Mädchen, das ich mal war?
Erinnern Sie sich überhaupt noch an mich?"Kann es sein, dass du keine Kritik verträgst?"
Worte, die mich seit der dritten Klasse prägen.
Kein Problem für jemanden, der Worte einfach wegstecken kann. Ein Problem für jemanden, der keine Kritik verträgt.
Nicht, weil ich eingebildet bin.
Nicht, weil ich selbstverliebt bin.Ich wäre gerne eingebildet.
Ich wäre gerne selbstverliebt.Aber sobald man mich kritisiert, nehme ich es immer zu ernst.
Sonst würde ich mich acht Jahre später nicht noch an Ihre genauen Worte erinnern.
Ich versuche es umzusetzen, mich zu ändern, solange, bis ich die Person im Spiegel selbst nicht mehr erkennen kann.
Solange bis ich verschwinde. Ein Leben lang verschwinden.
Ich wünschte, ich wäre ein Diamant, den man zuerst schleifen muss, bevor man seine wahre Schönheit erkennt.
Aber ich bin kein Diamant.
Ich bin ein abgewetztes Stück Kohle, verbrannt, dazu gemacht, verbrannt zu werden, und je mehr man mich zu schleißen versucht, desto mehr zerbrösele ich. Bis ich endgültig Asche bin.
Der Tag, an dem ich für einen letzten Schultag zurückgekehrt bin.
Mein Lieblingsfach in der ersten Stunde. Kunst.
Es war ein riesiges Projekt, bei dem die Schüler der dritten Klassen ihre Kunstwerke am Ende selbst im Museum aufstellen durften.
Jeder hat ein Kunstwerk. Nur ich nicht.
Denn ich war in der Zeit nicht dort gewesen, war woanders gewesen und kehrte nie ganz zurück.
Der Umzug.
Weinend bin ich aus der Schule gelaufen, einfach weg, ganz weit weg.
Ich hatte kein Kunstwerk. Ich war kein Kunstwerk.
Verschwunden, verblichen, Form und Farbe verloren.
Denn ich kann keine Kritik vertragen.
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𝒜𝒷𝓈𝒸𝒽𝒾𝑒𝒹𝓈𝒷𝓇𝒾𝑒𝒻𝑒
Teen Fiction❞ Es fühlt sich komisch an diesen Brief zu schreiben, wohlwissend, dass du ihn niemals lesen wirst. Denn Lesen ist nicht so deine Art. Das war sie noch nie. ❝ 18 Jahre, 18 Briefe und ein Nachruf; Ein Mädchen nimmt Abschied von ihrer Kindheit und...