Flashback
Als ich die vielen Treppen hinunter lief, so schnell mich meine kurzen Beine trugen und die Küche betrat, begrüßte mich das gewohnte Blubbern von kochendem Wasser in Töpfen im Gleichklang mit zahlreichen anderen Geräuschen regen Treibens und einer Sinnflut an Gerüchen, die mir nach dem einen Jahr, das ich nun schon in der Küche des Schlosses arbeitete, vertraut waren. Ein breites Grinsen zierte meine Lippen und ich kicherte fröhlich. Maria, die wohl begabteste Köchin, die ich je getroffen hatte und die das Sagen über alles hatte, stand gerade an dem großen Holzblock, der in der Mitte der Küche stand, und hackte das Rindfleisch klein. Beim Anblick des rohen Fleisches drehte sich mir der Magen um und ich empfand einen Anflug von Übelkeit, der meine Freude deutlich dämpfte. Ich kam neben ihr zum stehen und musste meinen Kopf in den Nacken legen, um Maria ins Gesicht sehen zu können. Sie war eine stämmige Frau mittleren Alters und wirkte auf den ersten Blick wie eine sehr weiche, mütterliche Person. Doch ich hatte bereits am ersten Tag gelernt, dass sie sehr streng sein konnte, auch wenn sie mit mir sehr viel Geduld bewiesen hatte seit ich hier aushalf.
„Na, wir sind heute aber gut drauf. Ich würde dich ja gerne fragen, was dich so glücklich macht, aber das Essen macht sich leider nicht von selbst. Schneidest du bitte die Zwiebeln, die dort liegen?" Ich nickte gehorsam und war froh, dass sie mich nicht das Fleisch fertig machen ließ. Sie hatte früh gemerkt, dass ich Probleme damit hatte. Während Maria nun das Fleisch zubereitete, schnitt ich brav die Zwiebeln und ignorierte stur die Tränen, die mir dabei aus den Augen liefen. Im Kopf ließ ich in Dauerschleife die Worte von Carlos, dem Sohn von Maria, der wie ich sechs Jahre alt war und öfter in der Küche vorbei schaute, laufen.
„Morgen gehe ich mit dir in den Garten der Königsfamilie. Da kann man viel besser Verstecken spielen und ich muss dir unbedingt diesen riesigen Baum zeigen auf den ich raufklettern kann. Aber wir gehen erst, wenn du meiner Mutter geholfen hast, die Speisen vorzubereiten, damit sie meine Hilfe am Ende nicht mehr braucht."
Mit einem Auge behielt ich die Tür im Blick in der Hoffnung, dort jeden Moment das verschmitzte Gesicht von Carlos hervorlugen zu sehen und bemühte mich dabei, meine Aufgaben so schnell wie möglich zu verrichten. So arbeiteten Maria und ich beide eine Weile stumm inmitten des geschäftigen Treibens in der Küche.
Nach etwa einer Stunde tauchte Carlos Kopf tatsächlich im Türrahmen auf. Er gab mir mit Handzeichen zu verstehen, dass ich herkomme sollte.
Ich sah Maria flehentlich an und fragte mit bittender Stimme, ob ich für den Abend genug getan hatte und gehen durfte. Sie erwiderte ohne Aufzublicken, dass sie sowieso fast fertig sei und auch alleine fertig wurde. Ich wertete das als ja auf meine Frage und eilte aus der Küche Carlos hinterher, der bereits los gelaufen war. Beflügelt von unserem kleinen, verbotenen Ausflug kicherten wir beide fast den ganzen Weg zum Königsgarten. Als wir aus dem Dienstbotentrakt ins Freie traten empfing uns die angenehm, warme Frühlingsluft, die eine schöne Abwechslung zur dampfenden Hitze in der Küche war.
Als wir den königlichen Garten erreichten, empfing uns der Geruch von Blumen, die Vögel trällerten ihr Abendlied und die letzten Sonnenstrahlen des Tages schienen auf die Blätter und Blüten und hüllten alles in ein goldfarbenes Licht. Noch nie war ich hier her gekommen, aber es fühlte sich trotzdem wie ein Gefühl des Nachhause-Kommens an. Die Atmosphäre war so friedvoll, wie sie es in dem Wald gewesen war, in dem ich mit meinen Eltern vor ein paar Wochen nach gelebt hatte und von dem ich manchmal noch träumte. Ich hätte mich einfach auf die perfekt gestutzte Wiese legen und für Stunden alle Eindrücke in mich aufsaugen können, aber Carlos nahm mich bei der Hand und zog mich eilig weiter.
»Komm, Elaine! Lass uns auf den Baum dahinten klettern!«, schlug er vor. Wir liefen unbesorgt auf die große Eiche zu, auf die er gezeigt hatte und Carlos kletterte geschickt auf den ersten Ast. Der war allerdings zu hoch, als dass ich ihn ohne Hilfe erreichen konnte. »Wie komme ich hoch, Carlos?«, maulte ich ein wenig beleidigt.
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Die Augen des Drachen - Erwacht (in Überarbeitung)
ParanormalEr wusste nicht, dass nicht wirklich ich das war.Zumindest nicht den Teil den er kannte. Seine eiskalte Miene irritierte ihn, als sich in seinem Rachen Feuer bildete, wusste ich was er vorhatte. Ich sah Lucian's geschockten Blick und endlich fand ic...