22. Kapitel

3.9K 286 6
                                    

Die leichten Sonnenstrahlen und Afia's lautes Rufen, weckten mich auf. Müde streckte ich mich. Ich war immer noch erschöpft und ich hätte mich so gern einfach wieder ins Bett gelegt und weitergeschlafen. Aber Afia würde nicht aufhören mich zu nerven, wenn ich jetzt nicht rausgehen würde.
Also zog ich mein Sachen aus und und schlüpfte in ein knielanges, weißes Kleid. Dann ging ich raus und sah Afia direkt vor mir stehen.
»Müssen wir wirklich immer so früh aufstehen?« fragte ich sie und schütze mich mit meiner Hand vor der gerade hervorgekommenen Sonne.
»Ach, es ist ein wundervoller Morgen. Das wird schon schön. Ich bin aber eh schon seit Stunden wach, wir brauchen nicht so viel Schlaf.« Afia konnte sich glücklich schätzen. Wenn ich nur sowenig Schlaf brauchen würde... Noch einmal streckte ich mich und gähnte ausgiebig.
»Komm bringen wir es hinter uns.«
Dann gingen wir los.
Nach nicht allzu langer Zeit, kamen wir bei den Lavaquellen an. Ich stellte mich kurz hinter einen Stein und legte meine ausgezogenen Sachen schnell dahin.
Dann verwandelte ich mich und ging wieder in meiner Drachengestalt zu Afia.

Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, mich darauf zu konzentrieren, zu versuchen, Feuer zu speien. Leider ohne Erfolg. Stunden später kam Khadijah, um mich abzuholen.
Aber vorher bedrängte er Afia eine halbe Stunde, mit ihm zusammen sein. Doch dann konnte ich ihn doch mitziehen und wir kamen bei den rauschenden Wellen an.
»Also ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht richtig, was ich dir beibringen soll, aber ich konnte dir ja beweisen, dass ich ein schneller Schwimmer bin.« Es war mir gleichgültig, also nickte ich. Ich folgte ihm in das kalte Wasser, das ich kaum spürte und tauchte nach langer Selbstüberzeugung unter. Erst versuchte ich irgendwie die Luft anzuhalten. Dann aber überkam mich eine merkwürdige Ruhe. Fast wie von selbst entspannte ich mich und atmete ganz normal ein und aus. Ein paar Meter von mir entfernt schoss Khadijah unter Wasser herum. Er war ja sowas von von sich selbst überzeugt.
»Machen wir ein Rennen um die Insel?« fragte ich ihn herausfordernd. Es wurde Zeit, sein Ego mal ein bisschen zu schwächen. Er bejahte es und wir schossen auf drei los. Eine Zeit lang schwammen wir mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Insel war ziemlich groß und wir brauchten ziemlich lang, doch ich konnte, wie das Fliegen in der Luft, auch das Schwimmen unter Wasser einfach nur genießen. Langsam holte ich während des Wettrennens auf und das machte Khadijah anscheinend verrückt. Denn er versuchte schneller zu werden, doch zwischen uns lag schon ein großer Abstand. Letztendlich gewann ich das Rennen mit Bravour. Dann stiegen wir aus dem Wasser und er murrte beleidigt, dass er jetzt gehen würde. Ich erhob mich daraufhin in die Lüfte und hielt, während ich über den Dschungel flog, nach Azalea Ausschau. Plötzlich sah ich auf mich einen lilafarbenen Punkt zukommen. Dieser Punkt wurde immer größer und bildete am Ende einen zarten, hübschen Glasdrachen.
»Bist du Azalea?« fragte ich sie neugierig. Sie bewegte ihren Kopf und wir landeten auf Erdboden. Direkt begann sie dann auch mit der Lernstunde:
»Also man kann am besten Visionen erhalten, wenn man träumt. Schließe für den Anfang deine Augen und versuch dich dieser Ruhe, die du du wahrscheinlich schon kennst, hinzugeben.«
»Ich soll schlafen?« fragte ich sie ungläubig.
Sie nickte, so gut wie es bei einem Drachen ging. Daraufhin legte ich mich auf den Boden und schloß die Augen.

Ich sah erst nichts.
So wie das immer ist, wenn man die Augen schließt. Dann aber stieg meine Seele aus meinem Körper raus und ich sah mich auf dem Boden liegen.
Zumindest dachte ich, das ich tun würde, denn mein Körper lag ja schließlich da unten. Als ich an mir runterschaute, sah ich nur leicht durchsichtige, Haut. Wie von Zauberhand öffnete der Himmel seine Schleusen und offenbarte ein tiefes, schwarzes Loch. Eigentlich sollte ich Angst haben, doch ich spürte nur eine Leere. Mein durchsichtiges Ich flog(irgendwie), genau dem schwarzen Loch entgegen. Nach einigen Sekunden erreichte ich es und schoss direkt dadurch. Erst sah ich nur helles, grelles Licht, dann erschien aber alles in Stücken vor meinen Augen.
Nach kurzer Zeit erkannte ich was ich vor mir hatte. Gotrania. Ein zerstörtes Gotrania. In Schutt und Asche verfallen.

Die Augen des Drachen - Erwacht (in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt