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Als mein Wecker klingelt, stehe ich schnell von meinem Bett auf, dusche mich und ziehe mir dann mein beerenfarbenes Sommerkleid und eine Jeansjacke an. Ein paar Strähnen meiner Haare flechte ich, sodass sie mir nicht ins Gesicht hängen. Dann frühstücke ich schnell, schnappe mir meinen blauen Rucksack mit den Rosen drauf und schlüpfe noch in meine hohen weißen Converse, bevor ich zur Haustür laufe. "Ich bin dann weg, tschüss Dad!", rufe ich nochmal ins Haus, bevor ich zur Schule laufe. Heute ist mein erster Tag auf einer neuen Schule in einer neuen Stadt. Einer kleinen Stadt in der Nähe von Manchester. Jetzt stehe ich vor dem Schulgebäude und atme einmal tief durch, dann betrete ich das Gebäude und laufe zum Sekretariat. "Hallo, bist du Katelyn Stern?", fragt mich eine junge Frau. "Ja, die bin ich, aber Kate reicht.", lächle ich. "Super, dann hier, das ist dein Stundenplan und ein Lageplan der Schule. In zehn Minuten geht der Unterricht los. Ach und wenn du Hilfe brauchst oder sonst irgendetwas ist, dann kannst du immer hier her kommen. Ich bin Sara." "Vielen Dank. Schön sie kennenzulernen, Sara." "Also als erstes hast du Chemie. Das ist gleich den Gang runter, die letzte Tür rechts. Ist ganz leicht zu finden." Ich nicke und gehe zu dem Unterrichtsraum. Vor der Klasse warte ich auf die Lehrerin, die auch kurz darauf kommt. "Du bist Katelyn?", lächelt sie mich nett an. "Ja, aber Kate reicht." "Okay, dann komm doch bitte mit rein." Ich nicke und folge ihr in den Raum. "Also Leute, hört mir mal bitte alle zu. Das ist Kate, eure neue Mitschülerin. Willst du dich selber vorstellen?" "Klar, also ich bin Kate. Ich bin gerade zwölf geworden und bin gestern mit meinem Vater hier her gezogen. Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr diese gerne stellen.", lächle ich. "Also ihr habt es gehört, habt ihr Fragen?" Ein Mädchen mit langen blonden Haaren hebt ihre Hand. "Warum bist du bei uns in der Klasse, wenn du erst zwölf bist?" "Ich bin viel gereist und hatte oft Privatunterricht und habe so die Stufen quasi übersprungen." "Wieso bist du so viel gereist und wo warst du alles schon?", will ein anderes braunhaariges Mädchen wissen. "Mein Vater ist Anwalt für internationales Recht und muss deshalb so oft umziehen. Ich habe in den letzten acht Jahren schon in sechs Ländern gelebt. Darunter waren Deutschland, Frankreich, Spanien, Südafrika, Brasilien und Japan." Alle nicken erstaunt. "Also Kate, da drüben am Fenster, neben Harry ist noch ein Platz.", meint meine Lehrerin und ich setze mich neben den Jungen mit den braunen Locken. "Hey, ich bin Harry.", lächelt er mich an. "Kate." "Zeig mir mal deinen Stundenplan. Vielleicht haben wir noch mehr zusammen.", redet er weiter. Ich schiebe ihm das Blattpapier hin. "Wir haben fast alles zusammen. Wenn du willst, können wir gleich zusammen zu Literatur gehen." Ich lächle den netten Jungen, mit den süßen Grübchen an und wir widmen uns wieder dem Unterricht. Nach den zwei Stunden Chemie gehen wir zusammen zum nächsten Raum. "Warte, ich muss noch an meinen Spind.", lacht Harry und bleibt stehen. Er schließt das Metallschloss auf und ich kann einen Blick in einem super ordentlichen Spind werfen. Harry holt ein Buch raus und schließt wieder ab. "Was lest ihr gerade?", will ich von ihm wissen. "Stolz und Vorurteil." "Oh cool." "Jetzt sag nicht, du hast das schon gelesen.", lacht Harry. "Doch. Letztes Jahr." "Du bist echt krass." Wir sind am nächsten Klassenraum angekommen und neben Harry ist wieder ein Platz frei. Somit setze ich mich neben ihn. Im Unterricht wird das Buch besprochen und alle sollen Referate über ein neues Buch halten. Harry und ich sind eine Gruppe und wir bekommen Hamlet. "Kennst du das Buch?", schaut Harry auf das Buch in seinen Händen. "Ja, ich habe es schon gelesen. Und ich glaube, du wirst es mögen. Was denkst du, wie schnell hast du es gelesen?" "Oh jee, ganz schlechte Frage. Ich brauche für Shakespeare immer ewig.", lacht der Junge neben mir, während wir in den nächsten Unterricht gehen. "Okay, aber das Buch ist ja nicht dick und lässt sich gut lesen. Schaffst du es in einer Woche?" Harry bleibt stehen und schaut mich vorwurfsvoll an. "Wetten, dass ich es in zwei Tagen fertig habe?", meint er dann. "Okay. Aber um was Wetten wir?" "Wenn ich es schaffe, kommst du mit zu meinem Lieblingsplatz und wenn nicht, bekommst du ein Eis." Ich lache und nicke. Harry bringt mich zu meinem Unterrichtsraum und wir verabreden uns für die Mittagspause. "Du bist Kate, oder?", lächelt das blonde Mädchen neben mir mich an. Es ist das selbe Mädchen, das mir heute morgen die erste Frage gestellt hat. "Ja." "Ich bin Mara. Kennst du Harry?" "Nein, wir hatten nur die letzten beiden Stunden zusammen. Und haben auch ziemlich viel sonst zusammen." "Cool. Dir ist schon bewusst, dass er einer der beliebtesten Jungs aus unserer Stufe ist. Er ist in einer Band und hat eine super Stimme. Außerdem ist er schlau und super süß.", erklärt mir Mara. "Du stehst auf ihn?!", fällt mir auf. Mara schaut verlegen weg. Also wenden wir uns dem Lehrer zu. Mittags treffe ich mich mit Harry. Wir setzen uns an einen Tisch, alleine. "Also, wo wohnst du?", will er wissen, während wir essen. Ich nenne ihm die Adresse und er schaut mich sofort wieder an. "Das ist direkt neben uns. Dann können wir ja nachher zusammen nach Hause laufen.", lacht Harry und ich nicke. Somit laufen wir Nachmittags zusammen nach Hause. Als ich meinen Schlüssel aus meinem Rücksack hole, bleibt Harry in seiner Tür stehen. "Sind deine Eltern nicht da?", fragt er. "Nein, mein Dad ist arbeiten.", antworte ich ihm. "Dann komm doch mit zu uns. Meine Mum würde sich freuen." Ich nicke und gehe zu ihm rüber. Er klingelt und eine hübsche dunkelhaarige Frau öffnet die Tür. "Hey Schatz, wen hast du denn da mitgebracht?", lächelt sie nett. "Mum, das ist Kate. Sie ist gestern mit ihrem Dad nebenan eingezogen, doch er arbeitet noch. Kate, das ist meine Mum." "Hallo Kate, schön dich kennenzulernen. Ich bin Anne." Ich lächle und reiche ihr die Hand. "Geht ruhig hoch. Ich mache schon mal Abendessen. Kate, wann kommt dein Vater denn wieder?" "Irgendwann heute Abend." "Willst du dann bei uns essen?" "Nein danke. Ich muss meinem Dad sowieso etwas kochen." "Ach nein, du nimmst einfach etwas mit. Du kannst gerne bleiben.", lacht sie und Harry zieht mich mit nach oben in sein Zimmer, ohne das ich noch antworten kann. "Also lass uns Hausaufgaben machen.", meint Harry, setzt sich auf das große Bett in der Mitte des ordentlichen Zimmers und klopft neben sich. Somit lasse ich mich neben ihn fallen und hole meine Hausaufgaben raus. Harry beginnt sofort das Buch zu lesen. "Du meinst es ja wirklich ernst.", lache ich und er nickt nur. Abends ruft Anne uns und wir gehen in die Küche. Der Tisch ist schön gedeckt und es duftet gut. Ein junges Mädchen sitzt schon am Tisch und unterhält sich mit einem Mann. Anne setzt sich gerade und lächelt mich an. "Kate, setzt dich ruhig neben Harry. Das sind Gemma und Robin." "Hallo, ich bin Kate.", lächle ich in die Runde. "Hey.", lacht Robin. "Hey, ich bin Gemma. Kennt ihr euch aus der Schule?" "Ja, ich bin gestern mit meinem Vater hier her gezogen." "Cool, wo habt ihr vorher gelebt?" "In Paris." "Echt?" Ich nicke. "Ja, wir sind viel umgezogen. Davor haben wir in Barcelona, Tokio, München, Rio und in der Nähe von Kapstadt gelebt." "Wow, okay krass.", lächelt Gemma und wir essen weiter, während Harrys Familie mir noch mehr Fragen stellt, doch das stört mich gar nicht. Nach dem Essen gibt Anne mir einen Teller mit Essen für meinen Vater. "Vielen Dank. Danke, dass ich hier sein durfte und mit essen durfte. Es war wirklich sehr lecker. Und danke, dass ich etwas für meinen Dad mitnehmen darf. Vielen Dank.", lächle ich Anne und Robin an. "Kein Problem, du kannst gerne morgen wiederkommen.", lacht Anne. "Also morgen habe ich das Buch fertig, versprochen und dann kommst du übermorgen mit zu meinem Lieblingsplatz.", flüstert Harry in mein Ohr, bevor ich gehe. Als die Tür hinter mir zugefallen ist, höre ich sie noch weiter reden. "Kate ist ja süß.", meint Robin. "Ja, sie ist gerade zwölf geworden." "Ich glaube, sie braucht wirklich jemand, der für sie da ist. Sie ist schon ziemlich erwachsen für ihr Alter. Pass gut auf sie auf. So ein Mädchen findet man selten.", höre ich noch Anne sagen, bevor ich zu mir nach Hause gehe. Mein Dad ist noch nicht da, somit stelle ich das Essen in den Kühlschrank und gehe ins Bett.

Von Polaroidfotos und LiebesliedernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt