5|| Die wahre Frage ist: Wer begeht Suizid mit mir?

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P.o.V. Thalia:

Vollkommen verwirrt blickte ich für ein paar Sekunden auf den sich schließenden Aufzug, bevor ich die Stirn runzelte und zu Tony blickte.
,,Hast du mir gerade mit einem 'sonst knallt's' gedroht, du Diva?", fragte ich.
Er seufzte und blickte kurz zu Natasha, welche ein Pokerface aufgesetzt hatte.
,,Du weißt, dass ich das so nicht meinte. Diese Frau ist eine große Gefahr, sie ist noch schlimmer als Loki und deswegen ist sie Tabu für dich."
,,Du hast eine Lücke in deiner Argumentation.", funkelte ich ihn an. ,,Wenn sie für mich nur Tabu ist, weil sie gefährlich ist, wieso darf ich dann dennoch nicht wissen wer sie ist?"
Nun war es Sam, der seufzte.
,,Hör zu, vertrau mir einfach wenn ich sage, dass das so besser ist."
Ich verdrehte die Augen. Zwar wollte ich Tony verprügeln, aber da ich nun sah, dass er seine Iron Glove an hatte und nun auch mit blauen Strahlen schießen konnte beließ ich es lieber. Die Frau mit den lilanen Haaren würde eher sprechen und sie hatte mich auch schon auf die geeignete Idee gebracht.
,,Ihr seid alle so dramatisch.", meinte ich genervt und machte ironischer Weise einen dramatischen Abgang in mein Zimmer.

,,Friday, zeig mir einen Live-Stream der Überwachungsaufnahme von der Frau mit lilanen Haaren. Oder hat Tony das nun auch versiegelt?", fragte ich augenverdrehend.
,,Nope.", hörte ich Friday nur sprechen, als auch schon eine Live Übertragung aus der Zelle auf den Computer projiziert wurde.
Ich lehnte mich nach vorne und betrachtete sie genauer.
Sie saß gerade und doch irgendwie krumm. Sie war sowohl voller Lebensfreude, war aber dennoch müde. Es wunderte mich nicht als ich zugeben musste, dass dies ein weiterer Mensch war, den ich zwar analysieren aber nicht interpretieren konnte.
Nein, sie schien sogar noch verwirrender zu sein. Und meine Intuition machte das alles nicht besser.
,,Weniger labern, mehr machen.", murmelte ich mir selbst zu, legte das Bild von Gwen vor mich und setzte mich im Schneidersitz auf den Drehstuhl.
Tief durchatmend schloss ich die Augen und machte mir in meinem Kopf ein Bild von der Zelle, achtete dabei genau, wo die Kamera mich nicht sehen würde. Die Augenbrauen leicht zusammengezogen versuchte ich die Magie zu bündeln.
,,Das habe ich lange nicht mehr gemacht."
Jedoch musste ich zugeben, dass es mir viel leichter und schneller gelang als beim ersten Mal.

Schon flackerte meine Illusion neben Mey auf und ich sah nun durch die Augen meiner falschen Gestalt. Genau wie Loki zuckte sie kaum merklich zusammen. Anders als Dad jedoch fing sie an zu grinsen und warf mir einen kurzen Seitenblick zu.
,,Was geht?", seufzte ich und lehnte mich, die Ellbogen auf den Knien abgestützt nach vorne.
,,Also doch neugierig geworden, hm?"
,,Ich habe eh nicht besseres zu tun als melodramatisch zu sein und wie ein Goth Girl rumzuheulen, also ja, das bin ich."
Sie drehte den Kopf zu mir und blickte mir in die Augen.
,,Ist was?", fragte ich und hob eine Augenbraue.
Mir wurde leicht schwindelig und mein Kopf tat plötzlich ein wenig weh, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Auch ließ ich mir nichts anmerken als ich spürte, dass in ihr ebenfalls Magie steckte. Das beunruhigende war, dass sie in dem Gebiet anscheinend um einiges stärker war.
,,Wie geht's deinem Fuß?", fragte ich um vom Geschehen abzulenken.
,,Ist gebrochen."
,,Du zeigst wirklich viel Enthusiasmus, wenn du Schmerzen erleidest."
,,Ich habe schlimmeres erlebt."
,,Du hast dir also mal den Zeh gestoßen? Ich sag dir, das ist der Ursprung des Wortes 'Fegefeuer'."
Sie schmunzelte und blickte zu Boden.
,,Apropos Fegefeuer. Woher kennst du meinen Namen?"
Sie blickte mich belustigt an und lachte.
,,Das macht ja weniger Sinn als meine Monologe."
,,Sowohl Monologe als auch Dialoge sind nicht so meins. Also?"
,,Soll das Pflaster schnell oder langsam abgezogen werden?"
,,Schnell.", antwortete ich schlicht.
,,Ich bin deine geheim gehaltene Tante.", meinte sie mit einem Ton als würde sie eine Nebeninformation mitteilen.
Ich stockte und hielt den Atem an. Verwirrt blickte ich zu Boden.
Kam Hela nicht erst in einem anderen Skript dran?
,,Tante?", wollte ich mich vergewissern.
,,Jup.", meinte sie und ließ ihre Beine von der Bank baumeln, als würde ihr der Schmerz nichts ausmachen.
,,Geheim gehalten?"
,,Ebenfalls jup."
,,Aber das verwirrt doch die Leser. Als Asgard von den Dunkelelfen angegriffen wurde, warst du nicht in meiner Erzählung."
,,Das ist ein Logikfehler, aber verrate es keinem...Hey, wir brechen gerade die vierte Wand!"
Ich nickte nachdenkend. ,,Jep, hat mir Deadpool beigebracht."
Sie schien nicht zu wissen, wer Deadpool war, beließ es jedoch dabei.
,,Nochmal zurück zu dem Thema mit der Tante.", meinte ich.
,,Bist du die Schwester von Thor oder Loki?"
,,Weder noch", antwortete sie schlicht. ,,Bin adoptiert."
,,Oh, du auch?"
Sie nickte. ,,Odin hat wohl einen Fetisch dafür, Kinder zu adoptieren."
Ich schloss meine Augen und hob meine Augenbrauen.
,,Alles klar.", sprach ich nur, als ich meine Illusion fallen ließ und mich wieder in meinem kalten Zimmer befand.
Ich hüpfte auf und lief aus der Tür hinaus.
,,Ich fahr mich jetzt gegen 'nen Baum!", rief ich mit meinem besten Hitler Akzent und fuhr mit dem Aufzug hinunter in Tonys Garage, um direkt in einen Jaguar zusteigen.
,,Es ist nur ein wenig schwierig in New York einen Baum zu finden, aber das wird schon passen."

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Natürlich interessierte es mich nicht, was die anderen Fahrer mir hinterher riefen, als ich mit 200 Kilometer die Stunde an ihnen vorbeiraste. Auch interessierte es mich nicht, dass ich immernoch keinen Führerschein hatte. Ich suchte einfach nur nach einem Baum. Bäume waren toll, sie betrieben Photosynthese.
,,Baum, wo bist du- ACH DU HUREN ROBBE VISION WAS ZUR HÖLLE?!"
Ich erschrak heftig als Vision plötzlich im Auto war und auf dem Beifahrersitz saß als wäre nichts gewesen. Kurz machte ich einen Schlenker, brachte das Auto aber wieder unter Kontrolle.
,,Hast du wirklich vor dich gegen einen Baum zu fahren?"
,,Was? Woher weißt du das?", fragte ich aufgebracht und blickte ihn verwirrt an.
,,Das hast du durch das ganze Stockwerk gerufen bevor du in den Aufzug gestiegen bist."
,,Stimmt auch wiederum. Ja, ich werde mich gegen den Baum fahren. Machst du mit?"
Er schwieg kurz.
,,Aber wieso willst du das tun? Ich denke, wenn du wegen Gwens Tod Suizid begehen wolltest, hättest du das schon längst getan."
,,Ihr Bastarde habt mir verschwiegen, dass ich eine Tante habe."
Er runzelte die Stirn.
,,Wie konntest du das herausfinden?"
,,Ob du es glaubst oder nicht, ich kann auch etwas."
,,Das meinte ich nicht."
,,Also, machst du jetzt beim Suizid mit oder-SCHEIßE!"
Ich bog mit dem Auto scharf ab und fuhr wieder zurück zum Tower.
,,Ich kann mich garnicht umbringen, Gwen will das nicht!"
Vision neben mir seufzte. Ich seufzte ebenfalls.
,,Hast Recht. Ich sollte jemanden schlagen gehen. Am besten Tony. Wenn ich Steve schlage breche ich mir die Hand."
Mit Vollgas fuhr ich in die Tiefgarage hinein.
,,Obwohl, nein."
Ich stieg aus dem Auto. Vision machte es mir nach.
,,Ich denke, ich gehe lieber meine Gedanken ordnen. Flieg du, ich will dich nicht im Aufzug."
Er seufzte nur erneut, verschwand aber.

Ich lief schnell in mein Zimmer, holte Gwens Bild, welches ich auf dem Tisch vergessen hatte und fuhr dann mit dem Aufzug auf das Dach.
Seufzend setzte ich mich an der Kante hin und ließ meine Beine runterbaumeln.
Hier oben war es so friedlich. Der Wind rauschte in den Ohren und die Geräusche der Autos und Menschen, die Geräusche der gesamten Welt schaffte es nicht bis hier nach oben. Hier waren nur ich und meine Gedanken. Und nicht mehr.
Leider gab es einen Haken.
Die Stille ist laut. In meinem Fall sehr laut.
Ich seufzte und unterdrückte aufkommende Tränen.
Die Augen fest geschlossen konzentrierte ich mich auf den Wind, welcher durch meine Haare fuhr und atmete tief durch. Das beruhigte mich ein wenig.
,,Schön hier, nicht wahr?"; fragte eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um. Es war Mey.
Ich wusste nicht genau, wie ich fühlen sollte. Sogar meine Emotionen waren verwirrt, weswegen sie garnicht zum Vorschein kamen.
Sie starrte mich mit schief gelegenem Kopf an, ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Ihr gebrochener Fuß schien ihr nichts auszumachen.
Sie seufzte, trat auf mich zu und setzte sich neben mich. ,,Tolle Aussicht, keine Menschen, was kann man sich mehr wünschen?"
Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht und ich schnaubte belustigt.
Da hatte sie wirklich Recht.

Es war schön hier.

My aunt - Das Leben geht abwärts!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt