16|| Hel, die Zuckerschnute

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Pov Mey

Neugierig musterte ich den Eingang der dunklen Höhle. Ein Jahr war es nun her, dass ich mir für diesen Idioten, meine 3 schlimmsten Ängste unter die Nase reiben lassen durfte. Heute war es allerdings anders. Diesmal tat ich es für Thalia. Und ein wenig auch für mich... Warum? Irgendwie hatte ich das Gefühl, Arya noch einmal treffen zu können und mich bei ihr entschuldigen zu können.

„Worauf warten wir?", fragte Thalia mich hibbelig und tippelte von einem Fuß auf den anderen, hin und her und in ihren Augen glänzte etwas auf, dass ich nicht wirklich verstand.

Freude, mit einer Mischung aus Angst, Schuldgefühlen und... Liebe? Ich seufzte und wandte mich ihr zu. „Wir warten darauf, dass Hel aus ihrem Schönheitsschlaf erwacht...", sagte ich gähnend und streckte mich einmal ausgiebig.

Dabei sah ich mir die Umgebung nochmal genauer an und seufzte leicht. Die Bäume tanzten im Wind und wirbelten dabei Laub auf, welches zu fliegen begann. Vögel zwitscherten irgendwo in den Baumkronen und im Geäst an dem Fuße der Bäume raschelten kleine Eichhörnchen, Hasen und Füchse. Genervt schüttelte ich den Kopf, seit wann war ich so vernarrt auf die Natur...

„Was willst du denn schon wieder hier?", ertönte eine müde Stimme hinter mir und ich meine sogar ein Gähnen gehört zu haben.

Na endlich.

„Hey Hel. Ja ich weiß, du sagtest du willst mich nie wieder sehen, und das respektiere ich auch, ich meine ich bin in letzter Zeit kaum gestorben", säuselte ich grinsend, als ich mich zu der Todesgöttin umdrehte und in ihre roten Augen blickte.

Thalia wirkte angespannt und sprach irgendwas davon, dass sie scheinbar ebenfalls ihre Tante war. Verwirrt hob eine Augenbrauen an, konzentrierte mich allerdings nicht mehr weiter auf sie, sondern auf Hel, damit sie mir nochmal Einlass gewehrte.

„Hör mal zu. Ich weiß du kannst mich nicht leiden. Ich dich auch nicht, also beruht es auf Gegenseitigkeit. Aber die Kleine hier muss sich bei jemandem verabschieden. Wir klauen dir keiner deiner kleinen Seelen, versprochen. Nur ein paar Minuten, damit die Kleine sich verabschieden kann. Fass dir an dein schwarzes Herz und sei einmal gnädig. Sonst...", weiter kam ich nicht in meinem Vortrag, denn Hel hob plötzlich ihre Hand, als Zeichen, ich solle mal bitte kurz die Klappe halten.

„Ihr dürft eintreten. Jedoch werden deine 3 Prüfungen schwerer als beim letzten Mal, liebe Mey" - verwirrt musterte ich sie - „Weil...?"

„Damit nicht jeder wie es ihm gefällt in mein Reich ein und ausgeht... Und da du irgendwie keinerlei Bezug zu Angst oder so hast, werde ich deine Prüfungen jedes Mal, wenn du her kommst, schwerer machen. Und irgendwann ist sie so schwer, dass du innerlich daran zerbrichst! Und wenn es soweit ist, dann kann ich dich, kleine Nervensäge, bei mir behalten. Für immer", das diabolische dreckige Grinsen, dass sich auf ihren Lippen zeigte sollte mir wohl Angst machen. Vergebens.

„Alles klar, danke dir Zuckerschnute", sprach ich grinsend, täschelte ihr dankend auf den Kopf, griff nach Thalias Hand und trat in die Höhle ein.

Ein verwirrter Blick ruhte auf meinem Rücken, der sich beinahe hindurch bohren wollte, um in mein Herz und Verstand zu blicken. Doch diese Dinge existierten schon seit einer Ewigkeit nicht mehr...

„Danke...", kam es leise hinter mir und verwundert sah ich hinter mich.

„Du nimmst das alles hier auf dich, nur damit ein kleines verkorkstes Mädchen, sich von ihrer toten Verlobten verabschieden kann... Warum?", sie sah mich an, als würde sie grade den Sinn des Lebens hinterfragen. Ich seufzte. Sollte ich ihr erklären, dass ich das alles eigentlich für mich selbst tat? Um etwas abzuschließen, was ich nicht richtig abschließen konnte. Und sie einfach im richtigen Zeitpunkt da war...

My aunt - Das Leben geht abwärts!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt