Kapitel 8

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Ensar ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer und kurz danach ging Enes ihm auch schon hinterher.

Ich war selber sprachlos.
Ich war ihm wichtig und er hat sich Sorgen gemacht, mich mit einem fremden Typen alleine zu lassen? Klingt wie ein Traum, ist es aber nicht.

Er war so wütend und hätte sich sogar nur wegen mir mit Yves angelegt. Ich bin zwar naiv aber nicht dumm: Er muss sich wenigstens ein bisschen für mich interessieren und nach dieser Aktion sieht's so aus als wenn er mich wirklich irgendwie (so komisch wie es auch klingt) mag.

Yves starrte mich die ganze Zeit an und sagte: „Ich hab doch gesagt, dass er langsam Gefühle für dich entwickelt; interessiert ist er aber auf jeden Fall. Hast du seine Reaktion gesehen hahahaha? Ich konnte nicht mehr, er war so ernst. Listen honey, dieser Typ will es einfach nur nicht zugeben aber er will was von dir."

„Ich hätte das niemals geglaubt. Wenn du wüsstest, wie er mich die ganze Zeit behandelt hat, würdest du denken, dass ich sein schlimmster Erzfeind bin. Aber jetzt nach der Aktion muss ich dir einfach zustimmen, seine Reaktion hat alles bewiesen."

Yves: „Und wie soll's jetzt weitergehen? Ich kann doch sehen, dass du ihn magst, auch wenn du es nicht zugeben willst lol."

„Ich? Ihn mögen? Hast wohl heute morgen einen Clown gefrühstückt. Ganz sicher nicht, vor allem nicht nach allem, was passiert ist. Der kann mich mal."

Yves: „Aleyna, wir kennen uns fast gar nicht aber ich weiß jetzt schon, dass wir für immer befreundet sein werden gurl und natürlich sehe ich wie durchschaubar du bist: du magst diesen Typen einfach, gib es doch zu."

„Jetzt wirklich, I don't like him. Aber ich kann ihm jetzt alles zurückzahlen, weil ich weiß, wie er drauf ist. Könnte diese Situation einfach ein wenig ausnutzen, warum nicht?"

Yves: „Du willst ihn also teasen? Wie denn? Sag doch was du machen willst, brauche paar Beispiele."

„Naja, einfach ein bisschen harmloses flirten und gucken wie er reagiert und ihn dann, wenn ich ihn in einer bestimmten Situation habe, so richtig fertigzumachen wie er mich."

Yves: „Ahhhha, eine geht auf revenge ab. Aber I like it tho, so yes do you."

Ich muss mich einfach an Ensar rächen für das was er mir angetan hat. Ich will es nie zugeben, aber er hat mich jetzt schon mehrmals verletzt, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind wie mich zu ignorieren und so weiter.

Ungelogen, meine Seele kann sonst nicht in Frieden leben. Verstehe diese Leute nicht, die sagen, dass Vergebung viel besser ist als Rache. Erklär mir das jemand bitte mal.
Ich weiß einfach nicht wie: Wie kann ich jemandem vergeben, der mir Leid zugefügt hat, wenn meine innere Stimme mir sagt, ich soll die Person auch verletzten.

Für mich fühlt es sich so an, als wäre ich schwach. Als würde ich alle Leute auf meiner Nase rumtanzen lassen und sowas will ich einfach nicht.

Yves und ich waren noch lange in meinem Zimmer und haben sooooo viel geredet. Er kennt mich jetzt schon gefühlt besser als jeder andere.

Ich mag ihn wirklich sehr, weil er so offen ist und mir auch zuhört. Außerdem können wir viel voneinander lernen, was ich richtig wichtig finde.

Leider muss er aber morgen arbeiten und deswegen Nachhause. Wir standen auf und gingen aus meinem Zimmer zur Wohnungstür.

Alle Lichter waren aus. Scheint so als würden alle schon schlafen, deswegen haben wir versucht nicht so laut zu sein.

Ich verabschiedete mich von Yves, schloss die Tür und wollte gerade wieder in mein Zimmer, um mich umzuziehen, als ich plötzlich richtig großen Durst bekommen hab.

Ich ging in die Küche und nahm mir ein Glas aus dem Schrank als mich plötzlich von hinten eine Hand berührte.

Dachte ich kriege gleich einen Herzinfarkt, aber dann sprach eine sehr bekannte Stimme zu mir: „Ehm, ich weiß nicht wie ich das anfangen soll, aber es tut mir leid für alles was ich bisher getan hab. Will versuchen, dass wir uns wenigstens normal verstehen ohne Streitereien und sowas vor allem jetzt wo Enes und ich zwei Monate hier bleiben. Ich weiß auch nicht wieso ich so zu dir war oder was euer Test da heute sollte. Ich hab so reagiert, weil ach keine Ahnung..."

Die nette Aleyna sagt mir gerade wie süß er ist und, dass ich ihm wichtig bin, weswegen ich seine Entschuldigung annehmen soll.
Die böse Aleyna sagt wiederum, dass er mich nur ausnutzen will, weil er jetzt zwei Monate hier wohnt und keine Lust auf Stress hat.

Auf welche soll ich jetzt hören?
Ehrlich gesagt weiß ich es gerade nicht aber ich wollte nochmal von ihm hören, dass ich ihm wichtig bin, wie er es zuvor gesagt hat. Einfach nur um zu sehen, welche Aleyna, denn nun Recht hat.

Ich schwieg erstmal, drehte mich um und sagte: „Du hast so reagiert weil...?"

Ensar: „Ich hab da nur unnötiges und dummes Zeug gelabert in dem Moment, war nicht so gemeint."

Und jetzt fühlte es sich so an, als wenn die böse Aleyna einfach nur schadenfreudig schmunzelte. Sie hatte Recht. Ich hätte mir fast wirklich einbilden lassen, dass ich ihm was bedeuten könnte, aber ich hätte nicht falscher liegen können. Es war doch nur „unnötiges und dummes Zeug".

Leider war ich von diesem Ergebnis enttäuscht. Warum? Ich war mir doch anfangs vor Yves noch so sicher, dass er mich hasst und alles war gut. Dann habe ich nach der Aktion gedacht, dass er mich mag und so getan, als wenn mich das nicht interessiert aber innerlich habe ich mich irgendwie gefreut. Und jetzt bin ich traurig darüber, dass er mich nicht mag und ich ihm nicht so wichtig bin, wie ich zuvor gedacht hatte.

Hätte Yves Recht? Bin ich diejenige, die dabei ist Gefühle für ihn zu entwickeln? Ich will nein sagen, aber das fühlt sich falsch an.

Naja das ist jetzt eh egal, ich weiß, dass Ensar es nicht so gemeint hat also kann ich auch diese blöden Gefühle vergessen. Sind eh bestimmt nur für den Moment da gewesen.

Ich bin ihm nicht wichtig und er ist mir nicht wichtig.

„Ja, war bestimmt nicht so gemeint. Ich weiß, dass diese ‚Entschuldigung' nicht echt ist, sondern, dass du einfach nur keinen Bock auf Stress hast, weil du jetzt hier wohnst. Aber zu deinem Glück, habe ich auch keine Lust auf Streitereien, genau so wenig wie auf Freundschaft oder sonstiges, deswegen: lass mich einfach in Ruhe und Punkt."

„Aleyna, ich hab mich doch entschuldigt und es ernst gemeint, was willst du noch von mir? Können doch wenigstens normal miteinander reden?"

„Habe gerade ein Deja-Vu davon, wie ich dir fast diese exakten Worte genannt habe und du mich danach fertig gemacht hast. Entschuldigungen bedeuten dir nichts, egal ob du sie bekommst oder austeilst. Können uns einfach wie vorher ignorieren, will nichts mit dir zutun haben, Ensar", sagte ich und ging ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer.

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Omg, sorry hab lange kein Update mehr geschrieben, hatte voll viel Stress aber bin wieder back!

Hoffentlich freut ihr euch und danke für 100 Reads bis jetzt 😍👍🏼

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