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,,Hab ich etwas verpasst?" Ich schaute Cora fragend an. ,,Was meinst du" fragte ich. ,,Ich schaue dich jetzt schon eine ganze Weile an und dein breites Grinsen ist nicht verschwunden" meinte sie.

,,Oh, wirklich" fragte ich. ,,Ja. Also, was habe ich verpasst" fragte sie nochmal. Ich biss mir auf meine Unterlippe und überlegte. Soll ich es ihr sagen?

Mit einem seufzen entschied ich mich für ein ja. ,,Wir haben uns geküsst." Mit großen Augen sah sie mich an. Doch dann fing sie an breit zu grinsen.

,,Wann? Wo? Wie war es" durchlöcherte sie mich mit fragen. ,,Hey, ganz ruhig. Gestern Abend in der Küche" antwortete ich ihr. ,,Erzähl mir genaueres. Ich will Details" forderte sie mich auf und lehnte sich gespannt nach vorne. Den Kopf in ihre Händen gestützt.

,,Ich konnte gestern Abend nicht schlafen und da Joel noch in seinem Büro war, habe ich mich nach unten geschlichen und wollte mir einen Kakao machen. Die Mikrowelle mochte mich jedoch nicht. ..." erzählte ich ihr von gestern abend.

Still hörte sie mir bis zum ende zu. ,,Oh mein Gott, endlich" quietschte sie. ,,Warum endlich?" ,,Sogar ein Blinder kann sehen, dass er in dich verliebt ist. Und du liebst ihn auch" meinte sie mit einem wissenden Lächeln.

Ich biss mir verlegen auf meine Unterlippe. ,,Und David ist der gleichen Meinung" fügte sie hinzu. Ich seufzte. ,,Denkst du wirklich, dass er auch in mich verliebt ist?" Das ich es war, brauchte ich vor ihr ja nicht leugnen.

,,Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sage" versicherte sie mir. Seufzend ließ ich mich zurück auf die Liege fallen. ,,Warum ist das Leben nur so kompliziert" murmelte ich leise. ,,Aber er hat nicht zufälligerweise mit David darüber geredet" fragte ich Cora. ,,David hat mir nichts gesagt, aber frag ihn doch einfach selber" meinte sie.

,,Wen? David oder Joel?" Fragend schaute ich zu ihr hinüber. Sie nickte jedoch nur in Richtung Tür und ich richtete mich etwas auf, gerade genug um über die Kopflehne zur Tür zu schauen.

Na toll. Wen soll ich den jetzt fragen? David und Joel kamen auf uns zu. David setzte sich neben Cora und Joel setzte sich zu mir auf die Liege. ,,Ich hoffe, wir stören nicht" fragte Joel.

Am liebsten würde ich mich ebenfalls aufsetzten, um mit den anderen auf Augenhöhe zu sein. Doch das angenehme Prickeln, welche Joels Hand auf meinem Oberschenkel hinterließ hindert mich daran.

,,Nein. Ihr stört ganz und gar nicht" antwortete Cora und lehnte sich gegen David, welcher ihr einen Arm umgelegt hatte. Joel schaute mich fragend an. ,,Haben wir irgendetwas verpasst?"

,,Nein" antwortete ich schnell, bevor Cora mir zuvor kam. Joel zog auf meine Antwort hin nur eine Augenbraue hoch. ,,Wie lange sind wir heute abend eigentlich dort" fragte ich und setzte mich schlussendlich doch auf.

Mir entging dabei nicht, dass Joel, ebenso wie ich, etwas zu mir rutschte. Cora schien dies bemerkt zu haben, denn sie warf mir einen vielsagenden Blick zu. ,,Je nachdem wie lange wir bleiben wollen" antwortete mir Joel.

Auf seine Antwort erwiderte ich erstmal nichts. Joel beugte sich etwas zu mir herunter. ,,Ich habe vorhin eine Nachricht bekommen. Die Beerdigung findet schon übermorgen statt" sagte er etwas leiser zu mir.

Ich nickte leicht und schluckte den Klos, welcher anfing sich in meinem Hals zu bilden, runter. Joel schien dies bemerkt zu haben und wechselte schnell das Thema.

,,Ich hoffe, du hast für heute abend ein schönes Kleid" raunte er mir ins Ohr. ,,Das liegt ganz am Auge des Betrachters" antwortete ich ihm grinsend. Daraufhin sah er mich mit einem undefinierbaren Blick an.

,,Ich muss leider noch mal ins Büro" entschuldigte sich Joel plötzlich bei mir und stand auf. ,,Okay" antwortete ich ihm und legte mich wieder hin.

Cora und David lagen aneinander gekuscheld auf ihrer Liege und tuschelten miteinander. Lächelnd legte ich mich wieder hin und schaute in den Himmel. Seufzend drehte ich mich auf meine Seite und wandte Cora und David so den Rücken zu. Doch auch zwischen den Blumen war nichts interessantes zu finden.

Gelangweilt seufzte ich und stand auf. Ich schlenderte ins Wohnzimmer und durchstöberte die einzelnden Regale. Aber außer ein paar Fotos war auch dort nicht wirklich etwas interessantes zu finden.

Ich schlenderte weiter zur Küche und setzte mich auf einen Barhocker. Tilda war gerade dabei die Küche aufzuräumen. ,,Möchtest du etwas trinken" fragte sie mich nebenbei.

,,Gerne" brummte ich. Sie drehte sich zu mir um und musterte mich fragend. ,,Was ist los?" ,,Gar nichts. Mir ist langweilig" seufzte ich.

Tilda überlegte kurz und stellte mir ein Glas Wasser hin. Dankend nahm ich einen Schluck davon. ,,Erzähle mir doch etwas von dir. So betrachtet kenne ich dich nicht wirklich" schlug ich vor.

,,Wirklich viel gibt es auch nicht zu erzählen" meinte sie. ,,Ich möchte es trotzdem hören." ,,Ich hatte dir ja schon gesagt, dass ich hier schon von Anfang an arbeite" erklärte sie mir. Ich nickte zur Bestätigung.

,,Davor bin ich viel umhergereist, mit mit" stotterte sie und senkt den Blick. ,,Mit wem" fragte ich vorsichtig nach. ,,Mit meinem Mann. Wir haben viel von der Welt gesehen. Erst zu zweit und später zu dritt" erklärte sie.

,,Das muss bestimmt schön gewesen sein" murmelte ich verträumt. ,,Ja, das war es auch. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt" sagte sie und wird zum ende hin leiser.

Traurig wendete sie den Blick von mir ab. Ich blieb ruhig und ließ ihr die Zeit welche sie brauchte. Was ist damals passiert?

,,Ein halbes Jahr später bin ich hier eingezogen. Ich konnte es bei mir Zuhause nicht mehr aushalten. Es war als würden mich die Wände einengen" murmelte sie traurig.

Mitfühlend schaute ich sie an. ,,Ich kann dich verstehen." Sie hob den Blick und schaute mich mit glasigen Augen an. Schnell blinzelte sie die Tränen fort. ,,Ich weiß, wie es sich anfühlt wenn die eigenen vier Wände zum Gefängnis werden." Ich verdrängte die Erinnerungen an damals und die damit aufkommenden Gefühle. Ich wusste auch nicht genau, warum ich ihr das erzählte.

,,Es war, als wäre ich eine Fremde in meinem eigenen Haus" erklärte sie und eine Träne wanderte ihre Wange hinunter. Schnell wischte sie sich diese weg und lächelte mich gezwängt aber trotzdem mit etwas warmherzigkeit an.

,,Magst du Bücher" fragte sie um das Thema zu wechseln. Sofort bildete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. ,,Sehr sogar." ,,Dann geh mal nach oben in das hinterste Zimmer auf der linken Seite" meinte sie mit einem zwinkern.

Fragend schaute ich sie an. ,,Nun geh schon. Es wird dir gefallen" lächelte sie ehrlich. Ich begutachtete sie nochmal skeptisch, tat ihr aber den gefallen und ging mit einer leisen Vorahnung nach oben.

Um Joel nicht zu stören lief ich auf Zehenspitzen bis zu der Tür die Tilda mir beschrieben hatte und öffnete diese leise. Schnell huschte ich in den Raum hinein und schloss die Tür wieder hinter mir.

Erst jetzt schaute ich mich im Raum genauer um. Die Wände waren mit Regalen bedeckt, welche bis oben hin voll mit Büchern gefüllt waren. Grinsend schlenderte ich an den Regalen vorbei und ließ meine Finger über die Buchrücken wandern. Es waren vorwiegend Romane, aber auch Sachbücher waren vorhanden.

Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ein und wieder aus. Zufrieden seufzte ich. Wie ich diesen Duft liebe. Der Raum wurde durch ein großes bodentiefes Fenster erhellt. Davor lag ein großes, rundes, bequem aussehendes Sitzkissen.

Zufrieden lächelte ich und durchsuchte die Bücherregale. Zog hier und da mal eins raus, las den Klappentext und stellte es schließlich wieder ins Regal zurück. Und dann, ganz oben in einem Regal, entdeckte ich ein Buch welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Hüpfend versuchte ich an dies zu kommen. Es dauerte ein paar Anläufe bis ich es endlich in der Hand halten und den Klappentext lesen konnte. Das ist es. Zufrieden lächelnd ließ ich mich auf das Sitzkissen sinken, zog meine Beine im Schneidersitz zu mir und öffnete das Buch.

Mein neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt