16

21 1 0
                                    

,,Bereit" fragte mich Joel. ,,Um ehrlich zu sein, nein" antwortete ich ihm. ,,Du schaffst das schon" meinte er aufmunternd.

,,Mit dir an meiner Seite bestimmt. Du bleibst doch bei mir?" Ein sanftes Lächeln legte sich af seine Lippen. ,,Natürlich. Ich werde dich keinen Augenblick alleine lassen" meinte er.

,,Danke." Ich öffnete die Autotür und stieg aus. Joel machte es mir gleich und zusammen liefen wir Richtung Friedhof. Wir hatten etwas entfernter von den anderen geparkt und schon vom Weiten erkannte ich einzelne Autos.

,,Meine ganze Familie ist hier" murmele ich und Joel legte mir einen Arm um den Körper. Seine Lippen legten sich an meine Schläfe und er nuschelte: ,,Ich bin bei dir."

Ich legte meinen Arm um seine Taille und wappnete mich innerlich auf das was mir bevor stand. Kurz vor dem kleinen Gebäude blieb ich stehen.

Joel blieb zwanghaft auch stehen. ,,Ich schaffe das nicht" murmelte ich nun leicht panisch. ,,Du schaffst das schon" versuchte er mich aufzumuntern.

Ich drückte mich noch fester an Joel und nickte schwach. ,,Aber wir bleiben im Hintergrund." ,,Einverstanden" flüsterte er und wir betraten als letzte die Halle.

Mein Blick fiel als erstes auf die Urne mit der Asche und dann auf das Foto, welches meine Eltern zeigte. Sofort achossen mir die Tränen in die Augen.

Ich unterdrückte einen Schluchzer und vergrub mein Gesicht in Joels Schulter. Er legte seinen zweiten Arm auch um mich und streichte sanft mit einer Hand über meinen Rücken.

,,Shh." Ich krallte mich haltsuchend an Joels Oberteil. ,,Es tut so weh" flüsterte ich. ,,Bleib stark." Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Konzentriere mich auf Joels Atem und nicht auf die Bilder in meinem Kopf.

Nur langsam schaffte ich mich zu beruhigen und lauschte den Geräuschen im Hintergrund. Ich hörte wie jemand fragte, ob irgendjemand wüsste wo ich wäre. Als Antwort kam ein: ,,Ich weiß es nicht. Ich habe sie seit dem Tod von Anne und Gerhard nicht mehr gesehen."

,,Vielleicht ist sie weg gefahren um mit ihrer Trauer umzugehen. Das würde auf jeden Fall zu ihr passen. Die arme Isabella tut mir echt leid" kam es von einer anderen Person.

Doch dann verstummten die Gespräche und eine Rede wurde gehalten. Wie ich erhören konnte, sprach meine Tante auch noch ein paar Worte und dann wurde Musik gespielt.

Kurz bevor sie endete und die anderen raus gingen, verließen Joel und ich die kleine Halle. Aus sicherer Entfernung beobachteten wir wie die Urne beigesetzt wurde.

Auch nachdem die anderen gegangen waren bestand ich darauf noch etwas zu bleiben. Wir näherten uns dem Grab. ,,Sie waren so fröhliche Menschen" sagte ich leise.

,,Und sie habe ein Mädchen zurück gelassen, welches es ebenfalls verdient ein fröhliches Leben zu leben" meinte er. Ich lächelte leicht bei seinen Worten. Ich bückte mich, um das Herz zu den anderen Sachen zu legen.

,,Verdient das nicht jeder?" Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Jeder verdient es fröhlich zu sein" bestätigte er.

,,Lass uns gehen" bestimmte ich. Joel nickte und ging mit mir zurück zum Auto. Kurz bevor wir sein Auto erreichten fing sein Handy an zu klingeln.

Er schaute auf den Bildschirm und dann zu mir. ,,Es ist besser, wenn du dich schon mal ins Auto setzt" meinte er. ,,Wer ist das denn" wollte ich wissen. ,,Uninteressant" antwortete er nur.

Ich drehte mich um und lief zum Auto. Kurz bevor ich die Autotür öffnete drehte ich mich noch einmal zu Joel um. Er stand mit dem Rücken zu mir gewandt da und telefonierte.

Ich ließ den Türgriff los und blieb neben den Auto stehen. Frische Luft war mit jetzt lieber als in meiner eigenen Trauer eingesperrt zu sein.

Still beobachtete ich den Mann den ich liebte. Bis ein Rascheln hinter mir meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich wollte mich umdrehen doch jemand packte mich von hinten und hob mich etwas hoch.

Am liebsten hätte ich geschriehen, aber das Tuch, welches unter meine Nase gepresst wurde, hindert mich daran. Ein süßlicher Geruch stieg mir in die Nase.

Panisch schaute ich Joel an. Bitte drehe dich um! Bitte. Wild zappelte ich in den Armen des Fremden herum. In der Hoffnung mich befreien zu können.

Schwarze Sternchen tanzten vor meinen Augen herum und wurden immer mehr, bis ich nur noch schwarz sah. Nein!

Ein letzter erstickter Schrei entwich meiner Kehle, bevor ich das Bewusstsein verlor.

Mein neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt