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Ungeduldig trommelte er auf das Lenkrad. Seit Stunden fuhr er jetzt schon durch die Gegend und suchte sie. Die Polizisten, welche gestern noch bei ihnen waren, hatten ihm zwar geraten, nicht auf eigene Faust loszugehen, aber heute morgen hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten.

Gegen den Rat der anderen hatte er sich in sein Auto gesetzt und war losgefahren.

Sein Handy klingelte. Es hörte sich ungewöhnlich laut im stillen Auto an. Er nahm ab.

,,Hey" ertönte Davids Stimme aus der Freisprechanlage. ,,Hey." ,,Wo bist du?" Er schaute sich um.

,,Weiß nicht," murmelte er, ,,irgendwo im Waldgebiet. Ich sehe schon seit einer Weile nichts außer Bäume. Hat die Polizei sich gemeldet?"

,,Nein" kam es als Antwort. Er seufzte. Das bedeutete also, sie hatten sie noch nicht gefunden.

,,Hör mal Joel, ich weiß, du liebst sie und machst dir sorgen. Aber die Polizei hat alle Hebel in Bewegung gesetzt um sie zu finden. Komm zurück und lass die Polizei ihren Job machen." Er seufzte frustriert auf.

,,Wir machen uns Sorgen um dich" fügte David hinzu. ,,Aber ich kann nicht zu Hause sitzen und nichts machen" erklärte er.

Der Wald endete. ,,Aber es bringt nichts, wenn du..." Er hatte eine Person am Straßenrand entdeckt.

,,Ich hab sie" unterbrach er David und stoppte den Wagen. ,,Was hast du gesagt" fragte dieser.

,,Ich hab sie gefunden!" ,,Marie? Wirklich" fragte David nach. Wahrscheinlich um sich zu versichern, sich nicht verhört zu haben.

,,Ne, ich scherze nur" sagte er sarkastisch und öffnete die Autotür. David erwiderte noch etwas, was er jedoch nicht mehr verstand. Schnell eilte er zu Marie.

Diese kniete vornübergebeugt am Straßenrand. ,,Marie" sagte er erleichtert und hockte sich neben sie.

Sie war am weinen und hatte ihn wahrscheinlich nicht gehört. ,,Marie" wiederholte er und legte eine Hand auf ihren Rücken.

Ruckartig schaute sie auf. Ihre Augen waren vor Angst geweitet. Zuerst fiel ihm ihre gerötete Wange auf, dann der dunkle Fleck auf ihrem Hals. Ein Knutschfleck, schlussfolgerte er.

Er streckte eine Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück. ,,Marie, ich bin es, Joel" sagte er mit sanfter Stimme.

,,Ich bin bei dir. Alles wird wieder gut." Er hielt ihr immer noch die Hand hin.

Immer noch verwirrt schaute sie ihn an. Doch nach kurzem zögern nahm sie seine Hand entgegen. Sofort fiel ihm der dunkel blaue Ring um ihren Handgelenk auf.

Jemand musste sie fest am Handgelenk gepackt haben. Ihr anderes Handgelenk wurde ebenfalls von einem dunklen Ring geziert.

,,So ist gut" sprach er weiter. ,,Komm her." Er streckte den anderen Arm ebenfalls aus und Marie bewegte sich zu ihm hin. Als sie bei ihm war legte er beide Arme um ihren Körper.

,,Ich bin wieder bei dir" flüsterte er. Sie drückte sich an ihn und vergrub das Gesicht in seine Brust.

,,Du bist in Sicherheit." Sie sagte nichts. Auch ihr schluchzen war verstummt. Sie verharrten eine Zeit lang in dieser Position.

Ein Wagen hielt hinter ihnen. Dann wurden Autotüren geknallt und Personen kamen auf sie zu. ,,Mister Almond" fragte eine männliche Stimme.

Er schaute nach hinten und entdeckte zwei Polizisten. ,,Der bin ich" antwortete er. Sie Polizisten kamen näher und blieben neben ihm und Marie stehen.

,,Mrs Almond" fragte er und schaute auf Marie hinab. ,,Ja. Marie Almond, meine Frau" bestätigte er. Er strich ihr über den Kopf.

,,Ich hab sie vor wenigen Minuten erst gefunden. Sie ist total aufgelöst." ,,Mr Corey hat uns informiert. Wir sind so schnell wie möglich her gekommen. Ist sie ansprechbar?"

,,Ja, aber sie hat bis jetzt noch nichts gesagt" antwortete er und schaute auf seine Frau hinab. ,,Wissen sie zufällig, wer der Täter ist" wollte der andere Polizist wissen.

Dieser war noch relativ jung und schien erst ein paar Jahre mit dabei zu sein. Er wollte etwas antworten, wurde aber unterbrochen.

,,Mike" nuschelte Marie plötzlich. Die drei Männer horchten auf. Diese schaute jetzt auf und sagte mit leiser Stimme: ,,Mike McAlister."

,,Er hat ihnen seinen Namen verraten" fragte einer der beiden Polizisten fassungslos. ,,Nein," sagte Marie. Ihre Stimme war noch etwas brüchig.

,,Ich kenne ihn von damals." ,,Sie sind Mr McAlister schon einmal begegnet?" ,,Vor sieben Jahren" antwortete sie. ,,Er hat mich damals entführt. Bis ich mich Tage später selbst aus seinen Fänger befreit hatte" erklärte sie den Polizisten.

Der ältere hielt einen Notizblock in der Hand und notierte sich etwas. ,,Danke. Sollen wir einen Sanitäter rufen, der sie kurz untersucht" fragte dieser, nachdem er den Block wieder in seine Jackentasche gesteckt hatte.

,,Nein, schon gut. Ich fahre sie zum Krankenhaus" meine er. ,,In Ordnung" gaben sich die Polizisten zufrieden und verschwanden wieder.

Er richtete sich auf und half seiner Frau hoch. ,,Komm. Ich bringe dich zum Auto." Als er jedoch merkte, dass sie kaum genug Kraft zum laufen aufbringen konnte, hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Auto.

Vorsichtig setzte er sie auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Er selber nahm hinter dem Lenker platzt.

Besorgt sah er Marie an. ,,Es tut mir so leid," fing er an, ,,ich hätte dich nicht aus den Augen lassen sollen." Sie schaute ihm in die Augen und zwang sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

,,Schon gut" flüsterte sie. Er strich ihr kurz über ihre nicht gerötete Wange und startete das Auto.

,,Ich werde dich nie wieder aus den Augen lassen" versprach er ihr.

Mein neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt