-SICHT T-
''Du T, ich muss noch die Sache mit P klären...''
Seine Stimme klang genervt und nervös. ''Ich komm danach wieder, okay?
Ich hab keine Ahnung, wie lange es dauert, aber in dieser Zeit wirst du dir nichts antun, versprochen?''
''Versprochen.''
Er warf mir noch einen strengen Blick zu, dann verschwand er.
Ich war wieder allein.
Da war nur Kälte, Angst und diese Sucht nach meinem Blut...
Ich kam mir vor wie ein Psycho, aber was sollte ich schon machen?
M hinterherrennen? Keine gute Idee...
Es kamen mir vor wie Jahre, bis es endlich klingelte.-SICHT M-
Ich hatte überhaupt keinen Bock auf P. Ich hatte Angst, dass T sich wieder was antun würde wenn ich nicht da war.
Aber es ging nunmal nicht anders.
Früher oder später musste das ja geklärt werden.
Ich war viel zu schnell an Ps Wohnung.
Ps Wohnung?
Ich wohne da schließlich auch noch... oder wohnte? Ich klingelte.
Als ich immer noch nichts hörte, klingelte ich Sturm. Da, endlich Schritte.
Sie waren langsam und schwer.
Die Tür wurde geöffnet.
Geschockt starrte ich P an.
Seine Augen waren rot, verheult und angeschwollen. Sein Blick war leer, traurig, müde und wütend.
Als er mich erkannte, stand er einfach nur da. ''Na, die Nacht gut überstanden?'' Seine Stimme war kalt und komplett emotionslos. Ich nickte, da ich meiner Stimme nicht traute.
''P, wir müssen reden'', sagte ich leise. ''Ach ja, müssen wir das?''
Seine Stimme wurde immer lauter bis er mich schließlich anschrie.
''Pack doch einfach dein Zeug und hau ab! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Ich hasse dich!''
Dieser Satz verletzte mich so stark...
Aber komischerweise hat mich T mehr verletzt..
So schnell es ging quetschte ich mich an P, der vor Wut kochte, vorbei und packte meine Sachen. Ich schmiss alles einfach in dem Koffer. Kaum war ich im Hausflur, knallte er die Tür hinter mir zu.
Ich drehte mich nicht um. Das war's also. Mein Brudi und ich..
Das gab's nicht mehr..
Ich fing an zu weinen und klappte auf dem kalten Asphalt zusammen.
Ich schlang die Arme um mich.
Die Tränen rollten nur so über meine Wangen. Aber ich war nicht allein..
Mit diesem Gedanken schaffte ich es irgendwie nach Hause.
Beziehungsweise zu T nach Hause... Wie ein Häufchen Elend stand ich da und klingelte.-SICHT T-
Es klingelte. Endlich. M war wieder da!
Ich rannte zur Tür und riss sie auf.
Meine 'gute' Laune verschwand sofort als ich ihn sah. Er sah total verheult und fertig aus. Und er hatte einen Koffer dabei.
Das hieß nichts Gutes.
Hatte P ihn etwa rausgeschmissen?
''Ist alles Okay?'', fragte ich ironischerweise.
Er schüttelte den Kopf und weinte noch mehr. Ich wusste nicht wirklich, was ich tun sollte, aber schließlich ging ich zu ihm und umarmte ihn. Er drückte mich fest an sich.
''Erzähl mir doch was los ist'', forderte ich ihn auf. Als er sich ein wenig eingekriegt hatte, begann er zu sprechen.
''Es ist aus zwischen uns.
Mir und...meinem Brudi...'' Er schniefte lauter. Mir war die Situation mehr als unangenehm. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte.
Etwas unbeholfen strich ich ihm über den Rücken. ''Das wird schon wieder...'',
sagte ich, auch wenn ich nicht wirklich selbst daran glaubte.
M schüttelte nur den Kopf und holte zitternd Luft.
''Oh T, ich weiß jetzt ganz genau, wie du dich fühlst.''
Das versetzte mir einen Stich ins Herz.
Er sollte doch glücklich sein. Ich wollte sein unglaublich schönes Lachen hören. Sehen, wie seine Augen strahlten.
Wissen, dass es ihm gut ging und er sich nicht etwas antun würde. So wie ich..
''Du wirst dir aber nichts antun?'',
fragte ich. Vor Aufregung sprach ich schneller. Er schüttelte nur den Kopf und versuchte sich an einem Lächeln.
Es misslang ihm kläglich, aber schließlich zählte nur der Versuch. Ich lächelte zurück. Hatte ich das jemals in meinem Leben getan? Langsam wurde ich müde. Moment, müde? Ich war noch nie wirklich körperlich müde gewesen..
Nur psychisch. War mein Leben leid.
Mir war das sehr unangenehm zu sagen, aber ich machte es trotzdem.
''Ehm M..Können wir uns vielleicht dann schlafen legen? Ich bin ziemlich müde...'' ''Ja klar. Nur können wir diesmal in deinem Bett schlafen? Die Couch ist ziemlich unbequem...''
''Äh...wir?'', fragte ich verunsichert nach. ''Ja, glaubst du, ich lass dich alleine?''
Ich sagte nichts dazu.
Immer diese Momente, in denen man nicht wusste, was man tun sollte.
Ich hasste sie. Doch M brachte mich ständig in welche.
''Natürlich nur, wenn das kein Problem für dich ist...'', sprach M weiter.
Ich schüttelte entschlossen den Kopf und ging voran ins Schlafzimmer.
Dort fing M an, sich auszuziehen.
Etwas unsicher schaute ich ihm dabei zu. Ich wollte wegschauen, aber es ging nicht. Er war schon ziemlich heiß...
Er legte sich ins Bett und blickte zu mir. ''Du schläfst mit Kleidung?'', fragte er leicht belustigt. Ich nickte.
Ich hasste meinen Körper.
Ich war viel zu dünn, da ich eher selten was aß und meine Haut war sehr hell,
weil ich eigentlich nie rausging.
Und da waren noch all diese Narben und Verletzungen..
Ich wollte nicht, dass er sie sah.
Er schaute mich mit einem komischen Blick an.
''Du musst dich nicht schämen. Schon gar nicht vor mir'', meinte er.
Schließlich seufzte ich und zog mich aus, versuchte dabei, all meine Narben zu verstecken. Mir war es so unangenehm unter Ms Blick.
''Komm her T.''
Er klopfte neben sich auf die Matratze. Zögerlich legte ich mich neben ihn.
Ohne Vorwarnung nahm er meine Arme und betrachtete sie genau.
''Keine frischen Wunden'',
erklärte er und lächelte.
Ich lächelte zurück.
Kurze Zeit später nahm er mich in den Arm und kuschelte sich an mich. Ich spürte seine Wärme und gleichmäßigen Atem an meinen Rücken. Es tat so gut. Mit einem wohligen Gefühl im Magen schlief ich ein.-SICHT M-
Mir ging es so scheiße.
Ich hatte meinen besten Freund verloren. Meinen Brudi..
Ich vermisste ihn so sehr.
Aber immerhin war ich nicht, wie im Gegensatz zu T, alleine.
Ich hatte schließlich noch ihn.
Ich schaute ihn an.
Da lag er, neben mir und an mich gekuschelt, und schlief.
Er war so süß..
Ich lächelte und strich ihm durch seine Haare.
T öffnete seine Augen und schaute in meine.
Seine waren so wunderschön grün...
Aber da war noch so viel Schmerz..
Ohne zu wissen, was ich tat, nahm ich meine Hand und streichelte ihm über die Wange. Er schaute mich einen Moment verwundert an, doch dann schmiegte er sich in meine Handfläche und schloss mit einem zufriedenen Seufzen seine schönen Augen. Ich lächelte.
Kam ihm immer näher..
Unsere Gesichter waren noch eine Handbreit voneinander entfernt...
Er schaute mich wieder an.
Ihm schien die Nähe nichts auszumachen, im Gegenteil.
Unsere Lippen berührten sich.
Ich löste mich.
Etwas geschockt sah T mich an.
Aber er stieß mich auch nicht weg.
Er starrte mich mit offenen Mund an.
"T, was ist?", fragte ich.
M, was..?", bekam er nur heraus.
"T, ich liebe dich", sagte ich ernst.
Das hatte ich spätestens bei unserem Kuss bemerkt.
Er schaute mich verwirrt an und rückte ein Stück zurück.
Nein..Ich sah ihn verletzt an.
Nicht er auch noch..