Teil 12

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„Dilay. Dilay? Hey Dilay!" riss mich meine Schwester aus meiner Starre.

„Hä was?", fragte ich verwirrt.

„Ohoo ich rede mit dir... Was ist da überhaupt? Du schaust seit einer Ewigkeit aus dem Fenster. Erwartest du jemanden? Die Aussicht wirst du wohl nicht vermisst haben können. Oder stalkst du etwa den Menschen, die aus dem Bus steigen?"fragte sie unglaubwürdig, weshalb ich auf die Bushaltestelle blickte, die auf der anderen Straßenseite lag.

„Oh Gott du stalkst ja wirklich!"sagte sie erstaunt.

„Hä was?"fragte ich nochmal.

„Bahnhof Dilay. Zug macht tschu tschu..."machte sie sich über mich lustig.

„Ezgi!"ermahnte ich sie streng.

„Schon gut. Bin leise. Hau raus wer sorgt für deinen jetzigen Zustand? Papa kannst du was vorspielen, aber mir nicht"sagte sie ernst und setzte sich auf ihr Bett.

„Was meinst du?" tat ich auf unwissend.

„Ich frage dich, wen wir es schuldig sind, dass du eine Kette anhast"sagte sie grinsend und deutete auf meine Kette.

„Wie meinst du?"fragte ich verwirrt.

„Ach komm Dilay verarschen kannst du nur dich selber. Du und eine Kette? Das ergibt keinen Sinn. Du magst keine Ketten."sagte sie lachend.

Das stimmte. Das war mir nicht aufgefallen.

Ich war dankbar dafür, dass ihr Handy genau in diesem Augenblick klingelte.

„Was?"ging sie genervt ran.
„Nein Ozan ich möchte nicht mit dir reden. Rede doch mit Sude! Nein... Was heißt du bist vor der Tür? Warte!" und schon war sie weg.

Ich atmete tief durch und blickte wieder aus dem Fenster.

„Er wird nicht kommen Dilay. Genauso wie er gestern schon nicht gekommen ist. Morgen wird er genauso wenig kommen" knallte ich mir die Wahrheit hin.

Was wollte ich eigentlich?

Statt mich zu freuen war ich traurig.
Statt mir Gedanken über meine versuchte Vergewaltigung zu machen kursieren meine Gedanken um ihn.

„Du denkst an jemanden, dessen Namen du nicht einmal kennst"versuchte ich mich aus den Gedanken zu reißen.

„Ach du hast dich in einen fremden verliebt?" machte sich Ezgi über mich lustig und stand plötzlich neben mir.

„Was? Achso nein" lachte ich auf.

„Unser neuer Abteilungsleiter geht mir auf die Nerven und ich versuche mir gerade einzureden, dass er bedeutungslos ist, da ich nicht einmal seinen Namen kenne"grinste ich.

„Mies... und ich dachte, du hast endlich Gefühle für jemanden" sagte sie enttäuscht, weshalb ich mit meinen Schultern zuckte.

Früher wollte ich Schauspielerin werden. Meine Mutter meinte ich habe das Talent dazu, aber letztendlich wurde nichts daraus.

„Und? Was wollte Ozan?"fragte ich lächelnd.
„Ach wie immer halt. Du weißt doch Sude..."sagte sie knapp und ich nickte verstehend.

„Bleibst du eigentlich noch lange?" fragte sie und setzte sich an ihren Schreibtisch.

„Nein muss morgen wieder zurück." antwortete ich ihr. Ich wollte nicht länger hier bleiben und die glückliche spielen.

„Backst du mir einen Kuchen? Habe deinen vermisst"lächelte sie, weshalb ich nickte und mich an die Arbeit machte.

„Alles okay Dilay?" riss mich die Stimme von meinem Vater aus den Gedanken.

„Ja Papa wieso?"
„Du starrst seit einer guten Zeit auf deinen Teig"sagte er besorgt, weshalb mir eine Träne die Wange entlang kullerte.

„Komm her Liebling"sagte er und deutete auf die Couch.
„Papa ich möchte nicht darüber reden. Nicht jetzt"versuchte ich zu lächeln.
„Wer hat gesagt, dass wir reden? Manchmal hat eine Umarmung mehr Wert als eine Rede" erklärte er und umarmte mich.

Ich ließ alles freien Lauf. Meine ganzen Gefühle.

„Egal was ist Dilay du musst immer auf deinen Herzen hören. Dein Herz wird immer die richtige Entscheidung treffen. Nichts auf dieser Welt ist es Wert dich traurig zu machen. Es gibt nichts wertvolleres als dich vergiss das niemals."
Seine Stimme beruhigte mich.

„Auch, wenn mein Verstand genau das Gegenteil sagt?" flüsterte ich.

„Unsere Gefühle entwickeln sich nicht durch unseren Verstand Dilay. Egal wie falsch deine Entscheidung laut deinem Verstand ist kannst du nur dann glücklich sein, wenn du deinem Herzen hörst. Frag mal deinen Verstand, was er bevorzugt. Wenn dir dein Verstand sagt, dass du immer glücklich sein sollst, dann weist dich dein Verstand doch indirekt darauf hin deinem Herzen zu hören. Nur dein Herz weiß, wie du glücklich wirst..."

Ich löste mich langsam aus der Umarmung und lächelte leicht.

„Und ich stehe immer hinter dir, solange du glücklich bist vergiss das nie"ergänzte er und blickte mich aufmuntert an.

„Immer?" fragte ich unsicher und erhielt ein nicken als Antwort.
„Danke Papa. Danke dafür, dass du mehr ein bester Freund als ein Vater für mich bist. Ich liebe dich"lächelte ich und stand auf.

„Ich werde mir dein Gesagtes in Ruhe überlegen"ergänzte ich und lief wieder in die Küche.

Ich konnte einfach nicht mehr. Diese Stimmungsschwankungen machten mich fertig.

„Ezgi ich gehe bisschen raus. Kannst du ab und zu einen Blick auf den Ofen werfen?" schrie ich, während ich meine Schuhe anzog.

„Jahaaa"erhielt ich ein Schreien zurück und trat dann auch raus.

Die frische Luft in Form eines Windes schlug mir gegen mein Gesicht, weshalb ich tief einatmete.

„Ich wünschte ich wüsste deinen Namen" flüsterte ich vor mich hin.

Ich fing an, langsam loszulaufen.
Meine Hand ging automatisch auf meine Wunde, die langsam wieder anfing zu brennen.
Ich brauchte eine Salbe.

Innerlich wollte ich mich Ohrfeigen, da das was ich wollte war, dass er mir die Salbe auftrug.
Ich wollte, dass er gerade mir hinterher läuft.

Ich schluckte schwer, als ich realisierte, dass ich gerade nur draußen war, in der Hoffnung ihm zu begegnen.

„Lächerlich Dilay. Lächerlich. Allein aus Stolz sollst du doch hinter deinen Worten stehen" gab ich mir Anweisungen und fühlte mich gestört, da ich Selbstgespräche führte.

„Du brauchst Hilfe Dilay. Du bist doch krank"verdrehte ich meine Augen.

„Naja Liebe wird nicht als Krankheit definiert Dilay"


Als Entschädigung, dass ich lange nichts updaten konnte, habe ich direkt weiter geschrieben:)

Mich würde interessieren, wie euch die Geschichte soweit gefällt?

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

His GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt