Teil 13

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„Ich bin nicht verliebt. Also das glaube ich zumindest"sagte ich kleinlaut und voller Enttäuschung.

„Naja von hier sieht es eher so aus, als würdest du versuchen dir dies einzureden"meinte James, weshalb ich ihn unwissend anblickte.

„Meinst du, dass man Gefühle einem Fremden gegenüber entwickeln kann?"fragte ich interessiert, während wir weiter liefen.

„Weißt du Dilay... Du musst dir erst einmal klar stellen, was für dich jemanden kennen bedeutet. Manchmal braucht man eine Person nicht kennen um ihn zu lieben. Manchmal reicht allein eine Geste, ein Lächeln oder ein Satz aus um jemanden verbinden zu können. Ich kann deine Gefühle nur anhand dessen was ich sehe beurteilen. Schlussendlich musst du wissen, was du fühlst."antwortete er, weshalb ich tief einatmete.

„Ich hasse ihn aber"ergänzte ich. Das stimmte auch. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.

„Aber du bekommst ihn nicht aus deinem Kopf"sagte er verstehend.

„Das kann aber auch daran liegen, weil er gerade mein Leben versaut. Weißt du in meiner Abi-Phase hatte ich einen Lehrer, der mir mein Leben wirklich erschwerte. Zu Hause, in der Pause und sogar beim Essen musste ich ständig an ihn denken und bekam schon Bauchschmerzen... Er ging mir einfach nicht aus dem Sinn. In ihn war ich schließlich auch nicht verliebt, obwohl ich ständig an ihn denken musste" kam ich mit einem beschissenen Vergleich an.

„Na gut gutes Argument... Aber bei deinem Lehrer konntest du direkt sagen, dass du ihn nicht liebst. Ist dies gerade auch der Fall?" gab er mir einen Denkanstoß.

Ich stockte kurz.
War dies der Fall?

„Was machst du eigentlich hier?"versuchte ich das Thema zu wechseln.

„Ach nichts besonderes. Ich hab einen Kumpel hier und hab dich zufällig gesehen. Ich durfte ja diese Woche eine Auszeit nehmen."erklärte er und ich nickte leicht enttäuscht.

Weshalb ich enttäuscht war konnte ich mir selber nicht erklären.

„Danke James. Es hat mich gefreut dich getroffen zu haben. Unser kurzes Gespräch hat mir auch gut getan"lächelte ich ihn an, als wir wieder vor unserer Haustür standen.

„Viel Glück dir Dilay. Hör auf deinen Herzen" sagte er und war schon weg.

Obwohl jeder es gut meinte störte mich dieser Satz langsam.
Es kam mir so vor, als wüsste jeder alles was mein Leben betrifft, besser als ich selber.

Ich hatte doch richtig gehandelt.
Es war doch verständlich, dass es mir nicht von der einen auf die nächsten Sekunde besser gehen kann.

Ich hatte dafür viel zu viel erlebt.
Es ist doch unmöglich normal weiterzuleben.

Ich seufzte und legte mich auf mein Bett.
Mir kullerte eine Träne die Wange entlang.
„Ich will nicht mehr. So schwach habe ich mich zuletzt bei deiner Beerdigung gefühlt Mama..."flüsterte ich vor mich hin.
„Ich fühle mich so leer. So falsch..."schluckte ich und blickte mein Spiegelbild an.

Mein Spiegelbild beim Weinen anzusehen beruhigte mich etwas.

„Ich kann mit niemandem darüber reden. Ich kann nichts machen. Ich will keine Gefühle entwickeln. Ich will, dass er keinen Eintritt in meine Gedanken hat. Ich möchte mich nicht an die schönen Minuten mit ihm erinnern."
Ich atmete tief ein und machte mich über mein Spiegelbild lustig.

„Du bist doch so dumm Dilay. Du kennst seinen Namen nicht, du weißt nichts über ihn und trauerst ihm nach. Du bist stark. Du kannst einfach alles vergessen!"versuchte ich mich aufzumuntern und lächelte mein Spiegelbild an.

Ich stand auf und machte mir Musik auf. Ich lächelte mich kurz an und fing wie eine wilde an durch mein Zimmer hüpfend zu tanzen.

Wie gerne ich seinen Namen gewusst hätte.

„Dilay? Geht es die wirklich gut?"riss mich Ezgi aus meinen Gedanken.
„Dass letzte mal als ich dich wie eine gestörte tanzen sehen habe... Das ist eine Ewigkeit her."
Diesmal klang sie etwas besorgt.

„Das Wetter ist so schön"lächelte ich sie aufmunternd an.
Oder ich versuchte mich dadurch aufzumuntern.

„Das stimmt. Weißt du aber was viel schöner ist? Eine glückliche Dilay!"
Ich atmete tief ein und aus.

„Du verliebst dich unkontrolliert oder?"fragte sie und setzte eine Pause ein.
„Dilay du kannst nicht alles im Leben kontrollieren. Manchmal muss alles so kommen, wie es kommen muss. Vielleicht ist es an der Zeit, alles kommen zu lassen. Du kannst deine Gefühle nur unterdrücken. Du kannst die Zeit hinauszögern, aber mehr nicht!"

Ich musste leicht lächeln.
„Seit wann spielst du die besorgte Schwester Ezgi?"
Ein breites Grinsen tauchte diesmal in Ezgis Gesicht auf.
„Seitdem ich gesehen habe, dass du es nötig hast"neckte sie mich und verschwand dann auch.

Ich lachte schmerzhaft auf.
Jeder wollte das beste für mich.
Jeder wollte, dass ich ihm eine Chance gebe.

„Wenn sie nur wüssten, um wen es geht... Niemand würde mich dann unterstützen. Jeder würde es mir abraten"redete ich meine Gedanken laut aus.

„Ist er verheiratet? Hat er Kinder?"fragte Ezgi, die plötzlich neben mir stand.

Ich schüttelte verneinend mit meinem Kopf.
Oder doch? Ich wusste es nicht, aber verneinte die Frage.

„Dann scheiß drauf Dilay. Wenn du in seiner Gegenwart glücklich bist, dann wirst du den Rest irgendwie umstimmen können. Und wenn nicht... Dann denk einmal in deinem Leben egoistisch. Anstatt selber traurig zu sein, lass andere trauern. Irgendwann wird sich jeder damit abfinden können."zuckte sie mit den Schultern und biss in ihren Apfel.

„Und mein Stolz?"fragte ich unsicher und biss mir in meine Unterlippe.

„In der Liebe gibt es keinen Stolz."kam es überzeugt von ihr.

„Meinst du ich soll zu ihm?"

„Geh zu ihm Dilay. Folge deinen Gefühlen!"

Denkt ihr, dass es in der Liebe keinen Stolz geben sollte?

Feedback ist erwünscht:)

Ich möchte mich bei all euch bedanken, die immer noch dabei sind und fleißig mitlesen!
Mir ist es bewusst, dass ich viele Leser verloren habe, aber die, die da sind, ganz viel Liebe an euch!❤️

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