•Kapitel 22•

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Wie wenig ich meine Entscheidung doch bereut hatte.


Mittlerweile war der Abend des 24ten Dezembers angebrochen und Jordan und ich saßen gemütlich eingekuschelt auf seinem Sofa, während um uns herum Kerzenlichter flackerten.


Durch meine Entscheidung hatte ich zwei wundervolle und entspannte Wochen mit Jordan gehabt und war so glücklich gewesen wie lange nicht mehr.


Mich von allen anderen abzuschotten hatte wahre Wunder bewirkt und ich hatte außerdem noch viel mehr Zeit zusammen mit Jordan gehabt.



Es hätte mittlerweile keinen Unterschied mehr gemacht, wenn ich bei Jordan eingezogen wäre, da ich die meiste Zeit bei ihm schlief und auch meine sonstige Zeit neben der Schule in seiner Wohnung verbrachte. Das hatte zur Folge, dass ich mich in ihr mehr und mehr zu Hause fühlte, was teilweise auch daran lag, dass ich bereits diverse Sachen von mir in der ganzen Wohnung verteilt hatte. Jordan schien das aber nicht im geringsten zu stören, es war so, als gäbe es nur uns beide in unserer eigenen kleinen Welt.


Die Probleme der anderen waren vergessen und wir beide genossen einfach die Gesellschaft des anderen und die Weihnachtliche Stimmung.



Ich hätte auch Weihnachten mit den Leys verbringen können, so wie ich es das Jahr davor getan hatte. Jedoch konnte zu herzlich darauf verzichten. Sie verbrachten Weihnachten nämlich immer bei Noras Eltern, für die ich dann das ganze Fest verdarb. Zugegebener Maßen aber auch andersherum. Aber wie sollte man sich auch wohl fühlen und freuen, wenn einem deutlich gezeigt wurde, dass man nicht erwünscht war.


Und deshalb bereute ich es keines Falls, dieses Jahr nicht wieder mit dem Schwiegerbiest zu feiern. Welche letztes Jahr gnädigerWeise ebenfalls ihre Freundinnen eingeladen hatte.


Was für mich hieß, dass ich von einem ganzen Trupp älterer Damen feindselig angeklickt wurde.


Eine Dame, Constance, soweit ich mich erinnern konnte, war zu Anfang wenigstens noch halbwegs freundlich und aufgeschlossen mir gegenüber gewesen. Vermutlich dachte sie, dass ich für meinen verdorbenen Charakter und mein inakzeptables Verhalten nichts konnte, sondern einfach nur die falsche Erziehung genossen hatte. Was für mich leider zur Folge hatte, dass sie mich den ganzen Abend lange versuchte zu bekehren und auf den richtigen Weg zurück zu führen.


Irgendwann hatte aber auch sie einsehen müssen, dass ich wohl einfach ein „verdorbenes, untalentiertes Gör" war, wie sie mir nachdem ich sie ausversehen mit einer ihrer Sticknadeln getroffen hatte, an den Kopf geworfen hatte. Aber wie hatte sie auch ernsthaft erwarten können, dass ich nach einem Abend zu einer wahren Strickmeisterin mutierte? Was ich aber daraus gelernt hatte, war, dass ich mit Pinsel oder Bleistift definitiv begabter war, als mit tödlichen Strickutensilien. Mir einem Pinsel war es auch deutlich schwieriger jemanden abzustechen. Aber was hatte sie mir auch gleich am Anfang so Spitze Nadeln gegeben? Da durfte sie sich wirklich nicht wundern, dass ihre weiße Wolle später eher aussah wie ein Benutzer Verband. Nachdem sie beleidigt und sauer davon gerauscht war, hatte ich wenigsten meine Ruhe gehabt.



Dieses Weihnachten hingegen war komplett anders verlaufen. Ich hatte die obligatorischen Geschenke für die Leys, dass war ich ihnen schuldig, heute morgen neben den Küchentisch gestellt in der Hoffnung, dass sie diese schon rechtzeitig finden und mitnehmen würden. Es wäre auch zu schade gewesen, ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, ihnen irgendwelchen Müll zu schenken und mir daher wirklich Mühe gegeben.



Ich hatte erst überlegt, ob ich Leona als Anspielung auf ihr aufregendes Liebesleben ein Miniaturbett mit Kerben am Bettpfosten schenken sollte, sie hätte die Anspielung mit Gewissheit verstanden, musste dann aber doch einsehen, dass ich dafür bei weitem nicht fies genug war. Schade eigentlich. Jedoch wäre es einfach nur demütigend und respektlos gewesen, wusste ich doch, dass dies im Grunde genommen ein Ernst zunehmendes Problem war.

Ein Labyrinth aus SchweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt