•Epilog•

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Ich habe mein Leben schon immer mit einem Labyrinth verglichen, eines in dem ich Angst hatte verloren zu gehen. Ein Labyrinth, dessen Rätsel ich einfach nicht lösen konnte.


Ebenso ging es mir mit der Liebe. Sie stellte für mich ein unlösbares Rätsel dar, dessen Lösung unmöglich schien. Und es auch immer noch scheint.


Denn eine Sache habe ich in den letzten Wochen vor allen anderen erkennen müssen. Ich, wir, werden niemals alle Facetten, alle Nuancen der Liebe entdecken, geschweige denn verstehen können. Sie wird immer ein Mysterium bleiben. Und es liegt an uns, ob wir uns damit abfinden können oder unser Leben lang verzweifelt nach einer Lösung suchen.



In erster Linie möchte ich Ihnen aber allen voran danken. Denn auf dieser Reise, auf der Suche nach dem Antlitz der Liebe, habe ich so viel Gutes, als auch Schlechtes entdeckt. So viel Wundervolles und Schönes, aber auch so viel Herzzerreißendes, Schmerzhaftes und Schreckliches. Und all dies hat mich geprägt. Verändert. Klüger, und vielleicht sogar ein Stückchen weit weiser gemacht - ohne jetzt arrogant klingen zu wollen.


Denn das macht die Liebe eben so. Sie nimmt einen ein, ergreift Besitz von einem, erfüllt einen. Verändert einen, sodass man nicht mehr derselbe Mensch ist wie vorher. Ob diese Veränderung positiv, negativ, oder vielleicht auch beides ist, dass kann nur man selbst beurteilen. Denn letztendlich macht jeder eigene, ganz individuelle Erfahrungen mit der Liebe.



Deshalb ist die Liebe für mich wie ein unendlich alter Spiegel, über dem ein milchig-grauer Schleier liegt. Nicht besonders kreativ, ich weiß, und doch so unglaublich passend.


Denn Liebe ist weder schwarz noch weiß, weder ausschließlich gut noch schlecht, sondern ein Mischmasch aus allem. Aber allen voran ist sie nicht durchschaubar. Wer einen ersten Blick auf sie wirft, denkt vielleicht, er habe sie erkannt, durchschaut, doch im Grunde genommen ist es uns doch nur möglich, jeden Tag ein Stückchen mehr den verwirrenden Schleier der Liebe zu durchschauen, in der Hoffnung, dass sich irgendwann ein klares Bild für uns ergibt. Ein unmöglichen Vorhaben, wie ich verraten kann.


Denn selbst wenn wir irgendwann glauben, den Schleier durchdrungen zu haben, würde sich doch jedem von uns ein anderes Bild zeigen. Ähnlich, vielleicht, aber gleichzeitig auch grundlegend anders. Denn so wie jeder ein anderes Bild im Spiegel erblickt, macht auch jeder seine eigenen Erfahrungen mit der Liebe. Hat ein anderes Bild, ein anderes Verständnis von ihr.


Und das macht die Liebe so aufregend. Mit jeder neuen Erfahrung, jedem neuen Blick in den Spiegel, zeigt sich einem ein anderes Bild. Fällt der Fokus auf eine neue Facette.


Aber allen voran gewährt sie uns jeden Tag eine neue Chance, einen kompletten Neuanfang. Denn wie bei einem Spiegel müssen wir nicht nur tatenlos daneben stehen. Wir entscheiden jeden Tag, was wir aus uns machen, welches Bild sich uns im Spiegel zeigt. Und so ist es auch in der Liebe. Wir müssen nicht regungslos daneben stehen und zu sehen, können es sogar nicht einmal mehr. Denn auch wenn wir manchmal das Gefühl haben die Kontrolle zu verlieren und ihr chancenlos ausgeliefert zu sein, gewährt sie uns in all ihrer Lebendigkeit doch stets die Chance auf Mitbestimmung, auf Veränderung, auf Neues. Wir müssen nur den Mut haben, sie zu ergreifen.










Ein Labyrinth aus SchweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt