Telefonate

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Ich wähle die Nummer meines DGLs Micha. Der hebt sofort ab und klingt ziemlich erstaunt: „Hallo Lotte, ist bei dir alles in Ordnung? Du bist doch gerade erst nach Hause!" „Jaja, alles gut! Du sorry, dass ich so aufgeregt bin, aber ich habe tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in Köln bekommen! Meinst du es wäre möglich, dass ich kurzfristig Urlaub nehmen kann?"

Micha weiß im Groben über die Situation mit meiner Familie Bescheid und versteht, dass ich München verlassen möchte, auch wenn er mich lieber nicht gehen lassen würde. „Am liebsten hätte ich ja, dass du weiter hier arbeitest. Du weißt, dass ich dich gerne übernehmen würde, aber dir steht sowieso noch Urlaub zu. Also sollte das kein Problem darstellen. Wann ist das Vorstellungsgespräch denn?", antwortet er. „Das ist echt lieb von dir, aber du weißt, dass ich aus München raus muss. Ich soll beim dortigen DGL anrufen, um einen Termin auszumachen. Ich wollte nur erst mit dir sprechen, ob ich überhaupt Urlaub nehmen kann und dann gleich in Köln anrufen", sage ich. „Alles klar Lotte, ich stehe dir dabei nicht im Weg. Sag einfach Bescheid, wann ich dich aus dem Dienstplan nehmen soll. Du Lotte, auf der anderen Leitung ruft gerade meine Frau an, da muss ich rangehen!" „Alles klar und vielen Dank Micha!", antworte ich, „ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde! Bis dann!" „Jaja kleine Schleimerin", lacht er, „bis dann und melde dich, wenn du was weißt!" „Mache ich", rufe ich noch und lege dann grinsend auf.

Auch wenn Micha mal mindestens doppelt so alt ist wie ich, verstehe ich mich einfach gut mit ihm. Das Urlaubsthema wäre also schon mal geklärt.

Dann steht jetzt ja dem Köln-Anruf nichts mehr im Weg.
Dieses Mal etwas ruhiger versuche ich nochmal die Telefonnummer der Rettungswache Köln-Süd zu wählen. Nach den obligatorischen Sekunden des Verbindungsaufbaus höre ich eine definitiv männliche Stimme: „Dienstgruppenleiter Klaus Strobel, Rettungswache Köln-Süd, wie kann ich Ihnen helfen?" Ok, tief durchatmen Lotte, erst denken und dann reden. „Guten Tag Herr Strobel, Charlotte Leonard hier. Ich habe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch als Notfallsanitäterin erhalten", spreche ich trotzdem aufgeregt in den Hörer. „Ach ja genau, Frau Leonard. Tut mir Leid, dass Sie erst so spät eine Antwort von uns erhalten haben, aber Ihre Bewerbung ist leider etwas untergegangen. Auf jeden Fall könnten wir Sie uns in unserem Team gut vorstellen. Wenn Sie also möchten würden wir gerne ein persönliches Vorstellungsgespräch mit Ihnen vereinbaren." „Ja, das wäre auch in meinem Sinn", antworte ich. „Können Sie es sich nächste Woche Montag um 11 Uhr einrichten? Sie befinden sich momentan ja noch in den letzten Zügen Ihrer Ausbildung und müssen aus München anreisen." „Das stellt für mich kein Problem dar", antworte ich erfreut, „ich habe schon mit meinem Dienstgruppenleiter gesprochen, der mir die Möglichkeit zugesprochen hat kurzfristig Urlaub zu nehmen". „Dann passt das ja perfekt! Ihre Unterlagen habe ich alle hier, dann müssen sie Montag nur sich selbst mitbringen", meint Klaus Strobel. „Hört sich gut an, dann bin ich Montag um 11 Uhr bei Ihnen. Die Adresse habe ich ja", antworte ich. „Dann bis Montag Frau Leonard", höre ich als Antwort aus dem Hörer. „Bis Montag Herr Strobel", sage auch ich und lege dann mit zitternden Händen auf.

Geschafft! Das Gespräch lief gar nicht mal so schlecht, finde ich. Da heute Dienstag ist, habe ich jetzt zum Glück noch genug Zeit alles vorzubereiten. Micha schreibe ich eine Nachricht mit der Bitte mich von Sonntag bis Dienstag aus dem Dienstplan zu nehmen. Als Antwort erhalte ich einen Daumen nach oben. Ist wohl im Stress der Gute.

Nach Hotels muss ich auch noch schauen. Am liebsten wäre mir ein günstiges Zimmer in der Nähe der Rettungswache. Bezahlen tue ich nämlich alles von meinem Ausbildungsgehalt. Auf diversen Internetseiten werde ich schnell fündig und buche mir ein Zimmer, von dem aus ich die Rettungswache zu Fuß erreichen kann, das aber auch eine gute Busverbindung zum Hauptbahnhof hat. Irgendwie muss ich schließlich nach München kommen.
Tatsächlich habe ich Glück und bekomme einen Spartarif, sodass mich das Bahnticket für die Hin- und Rückfahrt „nur" 50 Euro kostet.
Für den Sonntag und Dienstag schreibe ich ein paar Vermieter von günstigen Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen an. Wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich alles regeln.

Ich fühle mich total organisiert und merke nachdem ich ewig mit dem Organisationszeug beschäftigt war, wie müde ich eigentlich bin.

Meinem einzigen Gedanken jetzt schnell ins Bett zu kommen folgend, ziehe ich mich um, lege mich in mein Bett und schlafe auch direkt ein.

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