Kapitel 2

1.5K 113 7
                                    

Alecs Sicht

Als ich Zuhause ankam, weil ich nicht mehr im Krankenhaus bleiben konnte, legte ich mich komplett fertig und müde auf die Couch. Er erinnerte sich nicht mehr an mich. Meine Augen brannten, aber es bildeten sich einfach keine Tränen mehr. Ich strich mit meinen Händen über mein Gesicht. Was sollte ich jetzt tun? Natürlich würde ich alles versuchen, ihm alles zeigen und erzählen, was er wissen wollte oder was ihm helfen könnte sich zu erinnern, aber was wäre, wenn mir das nicht gelingt und er sich nie wieder an mich erinnern würde?

Auf einmal klingelte es an der Tür. Wer konnte das sein um diese Uhrzeit?

„Ja, hallo?" „Ich bin es, Alec...kann ich reinkommen?" Ich erkannte sofort an der Stimme, dass es meine kleine Schwester, Izzy war. Was wollte sie denn um die Zeit hier? War vielleicht was passiert? Ich hoffte nicht, denn noch mehr Schicksalsschläge würde ich heute nicht mehr ertragen.

Nervös wartete ich an der Eingangstür, bis ich ihre schwarze Haarpracht erblickte. „Hey, großer Bruder." Sagte sie liebevoll und zog mich in eine lange Umarmung. Die hatte ich wirklich mehr als nötig. „Ist etwas passiert Izzy?" „Nein...ich wollte dich nur sehen. Du siehst furchtbar aus, Alec. Hast du überhaupt geschlafen? Wie geht es Magnus? Gibt es etwas Neues?" „Er ist aufgewacht..." sagte ich leise, weil ich angst hatte, dass meine Stimme zittern würde.

„Das ist doch wundervoll! Wieso...machst du dann so ein Gesicht?" Fragte sie besorgt. „Er...er erinnert sich nicht an mich, Iz. Er weiß nicht wer ich bin und was wir sind...und..." Auch wenn ich geglaubt hatte, dass ich nicht mehr weinen konnte, so kamen die Tränen jetzt doch wieder und brannten wie Feuer in meinen Augen.

„Oh, Alec...nein...das tut mir leid." Sagte sie nun und nahm mich wieder in den Arm. Ich drückte sie so eng an mich, wie ich konnte, weil sie im Moment der einzige Halt in meinem Leben war. Als wir uns voneinander lösten, nahm sie mein Gesicht zwischen ihre kleinen Hände und zwang mich sie anzusehen.

„Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie schwer das alles sein muss, aber wenn es jemand schaffen kann, diese Sache zu überstehen, dann seid ihr beide das. Ihr liebt euch so sehr und ich bin mir sicher, dass er sich wieder daran erinnern wird. Und wenn nicht..." ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien, weil ich sie nicht anschauen konnte bei diesen Worten, aber sie verstärke diesen daraufhin nur. „...sieh mich an! Und wenn nicht...dann musst du dafür sorgen, dass er sich nochmal in dich verliebt, hast du gehört?" Ich nickte stumm. Manchmal bewunderte ich meine Schwester, wie stark sie war und eigentlich sollte ich als großer Bruder der Starke von uns sein, aber ich war froh, dass sie mich genauso auffangen konnte, wenn es mir schlecht ging.

„Soll ich heute Nacht hier bleiben? Wenn du willst kann ich dir helfen Erinnerungen für Magnus zu sammeln...Bilder, Videos und wir stellen etwas für ihn zusammen, dann musst du das später nicht machen...oder aber...ich bin einfach nur hier und höre dir zu, wenn du reden willst oder schweige mit dir, neben dir."

„Es wäre schön, wenn du hier bleiben könntest. Ich...will aber keine Erinnerungen sammeln...ich will einfach an nichts denken, verstehst du das?" Fragte ich mit belegter Stimme. „Natürlich, Alec. Komm, ich koche uns erstmal was...du hast bestimmt seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen, falls du überhaupt was gegessen hast und ich habe Schlaftee, der wird dich etwas beruhigen, denn du brauchst mal wieder eine Nacht, wo du wirklich schläfst und zwar ein paar Stunden am Stück."

Wir kochten eine Gemüsepfanne und machten Reis dazu, wobei überwiegend ich was machte, weil Izzy einfach eine Katastrophe in der Küche war und auch wenn ich mit den Gedanken immer wieder bei Magnus landete, schaffte Izzy es ab und zu mich auch auf andere Gedanken zu bringen.

„Wann kann Magnus wieder nach Hause kommen?" Wollte sie irgendwann wissen. „Der Arzt meinte, dass er in 2-3 Tagen wieder raus kann, weil er Glück gehabt hat und keine schlimmen Schäden davontragen wird. Das Auto war zum Glück nicht schnell unterwegs und hat ihn nicht so schlimm erwischt. Sein Aufprall mit dem Kopf auf dem Boden war eher das Schlimmste und da bei den Kontrollen aber alles in Ordnung war, bis auf die Tatsache, dass er sich nicht an mich erinnern kann, darf er dann auch bald wieder raus." Izzy streichelte sanft meinen Rücken rauf und runter, während ich ihr antwortete und beruhigte mich damit ein bisschen. „Es wird alles wieder in Ordnung kommen, hörst du? Wir alle werden Magnus dabei helfen sich zu erinnern und selbst wenn er sich auch an uns alle nicht erinnern kann, so können wir bezeugen, was ihr beide hattet und er wird es früher oder später auch selbst spüren." Ich lächelte sie dankbar an, denn ich war wirklich froh, dass sie hier war.

„Du solltest jetzt versuchen zu schlafen, ok? Ich mache dir den Tee und weiche nicht von deiner Seite bis du eingeschlafen bist." „Das erinnert mich an damals, wo du zu mir ins Bett gekommen bist als wir klein waren, weil du angst vor dem Monster unter deinem Bett hattest." Sagte ich und musste bei dem Gedanken daran lachen. „Da war ja auch ein Monster unter meinem Bett." „Izzy, das war nur Jace." „Monster, sage ich doch."

Jetzt mussten wir beide lachen. Jace hatte sich früher gerne mal unter Izzys Bett versteckt, um sie zu erschrecken und Izzy hatte solche angst vor ihm, dass sie erst überhaupt nicht begeistert davon war, dass unsere Eltern ihn adoptiert hatten. Irgendwann hatte sie aber die Nase voll von seinen ständigen Spielchen und hat ihm einmal vor Wut die Nase gebrochen, aber seit dem waren die beiden dann unzertrennlich.

Gedankenverloren, merke ich gar nicht wie Izzy die Tasse mit dem Tee vor mir abstellte. „Trink das alles aus. Ich weiß, der riecht nicht gerade angenehm, aber er wird dir helfen und dann geht es ins Bett, junger Mann!" Versuchte sie streng zu sagen, hatte aber ein Grinsen im Gesicht. „Du brauchst eindeutig bald Kinder, Iz...damit du aufhörst andere wie welche zu behandeln. Hast du mit Simon mal das Thema angeschnitten?" Witzelte ich und sie schlug mir mit der Faust in den Oberarm. „Trinken, habe ich gesagt. Ich mache in der Zeit schon mal den Abwasch."

Sie hatte nicht übertrieben als sie sagte, dass der Tee furchtbar schmeckte. Angeekelt verzog ich das Gesicht, aber kippte ihn Schluck für Schluck irgendwie runter. 

Falling in Love, twice (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt