Zuhause traf ich auf meine Mutter und Tim, die sich freudig unterhielten. Lächelnd begrüßte ich die beiden und ging nach oben.
In meinem Zimmer suchte ich nach einem Heft in meinem Schrank, als ich jedoch in dem Schrank rumwühlte, fiel mir mein altes Skizzenbuch entgegen. Immer noch auf dem Boden sitzend, sah ich mir meine alten Skizzen an. Sie sind knappe zwei Jahre alt. Sie sind gut, aber meine jetzigen sind eindeutig besser, doch trotzdem zeigen sie so viele Emotionen.
Dann kam ich zu der Seite, auf der ich meinen Vater gezeichnet hatte. Etwas gefaltetes klebte mit Dekoklebeband auf der weißen Seite. Vorsichtig trennte ich das gefaltete Papier ab und öffnete es. Das lächelnde Gesicht meines Vaters sprang mir entgegen, wie er mit mir Arm in Arm irgendwo stand und in die Kamera lächelte. Beim entfalten des Fotos fiel etwas zu Boden, es machte einen metallenes Geräusch und ich schaute dahin. Die Kette meines Vaters. Ich wusste noch nicht mal, dass ich das Bild und die Kette hatte. Ich nahm die silberne Kette zwischen die Finger und betrachtete sie. Der Anhänger war ein Kreuz. Mein Vater war stark gläubig und es hat ihn gestärkt. Er hat mir beigebracht, an etwas zu glauben und daran festzuhalten, egal was auch kommen mag.Ich öffnete den Verschluss der Kette und legte sie mir um.
Stumm flossen ein paar Tränen meine Wangen hinunter, die ich sofort wieder wegwischte.Ich klappte das alte Skizzenbuch zu und steckte das Bild in mein neues Skizzenbuch. Ich räumte die Sachen wieder in den Schrank und das Heft, was ich eigentlich gesucht hatte, ist in den Hintergrund gelangen.
Es klopfte an der Tür und die dumpfe Stimme Tims drang hindurch. „Hazel, es gibt Abendessen.", „Ich komme.", gab ich zurück und stand auf, um mich zu strecken.
Ich half meiner Mutter den Tisch zu decken. Gerade als ich die Gläser rausholen wollte, starrte sie auf meinen Hals und erstarrte für einen Moment. Sie fing an leicht zu Lächeln und umarmte mich. „Ich bin so froh, dass du sie gefunden hast. Trag sie. Für deinen Vater. Für mich. Für dich. Für uns.", flüsterte sie mir derweil ins Ohr. Ich nickte nur und lächelte auch leicht.
Nach dem Essen ging ich zurück in mein Zimmer und machte mich bettfertig. Ich zog mir eine Shorts an und ein großen T-Shirt. Als ich aus dem Badezimmer rausging spürte ich einen Blick auf mir kleben. Ich drehte mich zum Fenster und sah diese dunklen, braunen Augen. Für ein paar Minuten starrten wir uns nur an, bis ich meinen Blick abwendete und mich auf mein Bett fallen ließ.
Ich versuchte durchs Lesen auf andere Gedanken zu kommen, was auch klappte, und legte mich dann irgendwann schlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich wie immer von meinem Wecker geweckt. Murrend stand ich auf und machte mich fertig.
Als ich die Treppe runter ging hatte ich eine Jeans und einen weiten Pullover an. Ein paar Ketten, offene Haare und meine Vans.Ich aß zusammen mit Tim und meiner Mutter frühstück und fuhr danach zuerst zu Summers Haus, wo ich mal wieder Jack mitnahm, da er schneller war und dann zur Schule fuhr.
Dort unterhielt ich mich noch mit den Jungs und ging dann zu meinem ersten Kurs.
Nach der Schule fuhr ich Summer nach Hause. Im Auto erzählte sie mir von irgendeiner Hausparty am Samstag. Sie überredete mich, mit ihr hinzugehen, aber vorher noch shoppen zu gehen.
Eigentlich bin ich ja nicht so ein krasse Partymensch, aber so schlimm kann es ja nicht werden, wenn ich nicht zu viel trinke.Zuhause machte ich mir Mittagessen und machte danach meine Hausaufgaben. Als ich diese fertig hatte ging ich wieder nach draußen zur Lichtung.
Ich musste nachdenken.
Als ich dort ankam sah ich, dass Aiden dort saß und teilweise Rauch von ihm aus in den Himmel stieg.
Ich setzte mich einfach neben ihn und sah auf das Wasser, was fast meine Füße berührte.
Ich merkte, wie er mich immer wieder kurz anguckte.„Hallo Schöne.", sagte er dann einfach und ich schaute ihn verwirrt an.
„Erstens: Wie habe ich es in der kurzen Zeit geschafft von Nachbarin zur Schönen aufzusteigen? Und zweitens: Man soll nicht lügen.", sagte ich und sah ihn weiterhin an, wie er an seiner Zigarette zog und den Rauch langsam ausblies. Dann sah er mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Schon mal was von Selbstliebe gehört?", fragte er und ich sah kurz wieder auf das Wasser bevor ich antwortete. „Selbstliebe ist Schwachsinn.", er sah mich fragend an. „Du bist die ganze Zeit in deinem Körper, du kennst alles an ihm. Während du jede Facette kennst, kennen die Menschen um dich rum nur ein paar davon. Dann zählen sie dir die positiven Dinge auf, doch trotzdem werde ich nie von Selbstliebe sprechen können. Höchstens von Selbstakzeptanz. Doch das ist eher im Moment unwahrscheinlich.", er nickte verstehend und zog wieder an seiner Zigarette und schaute beim Ausblasen des Rauches auf meine Kette. „Was ist das?", fragte er mich. „Eine Kette.", sagte ich und stand auf. „Mehr nicht?", fragte er und guckte zu mir hoch. „Doch, sie ist viel mehr. Aber du wirst mit der Zeit vielleicht all diese Dinge erfahren. Kommt darauf an.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Verrätst du mir wenigstens wie du heißt?", „Heute habe ich schon viel über mich verraten, mein Lieber. Wir sehen uns, Nachbar.", sagte ich und ging einfach.Bis zu unserer Terassentür konnte ich seinen Blick noch in meinen Rücken brennen spüren.
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Aiden
Romance„Weißt du eigentlich wer ich bin?!", zischte er. Natürlich weiß ich wer du bist. Aiden King. „Ja, du bist ein arroganter Arsch, der nicht auf andere achtet.", zischte ich zurück. „Nana, wir wollen doch keine voreiligen Schlüsse ziehen.", sagte er un...