Alltag und Aufbruch

158 8 34
                                    

Jacen stieg die schier endlose Treppe zum Tempel hinauf. Gerade war er erst wiedergekommen von seiner Mutter auf Naboo, doch der Anblick den er vorfand gab ihm das Gefühl keine Sekunde weggewesen zu sein.
Xia und Ben trainierten den Lichtschwertkampf mit einander, während Lytha in einer sonnigen Ecke meditierte. Die Lethan- Twi'lek war auch die Erste, die lächelnd auf ihn zu kam und ihn begrüßte. Die Kämpfenden unterbrachen ebenfalls ihr Sparring, verbeugten sich leicht voreinander und kamen auf Jacen zu.
„Hey Ben, Hi Xia! Wie geht's deinem Bein?"
„Soweit so gut, es ist alles verheilt, aber die Narbe sieht man noch recht deutlich.", sagte die Halb-Togruta während sie die Bandage am Bein, die sie immer trug, leicht runter zog. Eine noch nicht verblasste Narbe lugte nun hervor. Jacen nickte und erinnerte sich daran zurück wie wütend Xia gewesen war, als sie von Meister Skywalker zwei Monate vom Training befreit wurde, und stattdessen mit Lor San Tekka Bücher und Schriften sortieren musste. Erst seit einem Monat konnte sie wieder mitkämpfen.
„Wie war's auf Naboo?"
„Sehr schön", antwortete Jacen Ben, „Da fällt mir ein, dass ich euch fragen wollte, ob ihr zum Festival des Lichts mitkommen wollt?"
„Was ist das?"
„Ein Feiertag auf Naboo, wo der Beitritt zur Republik gefeiert wird."
„Klingt super. Wir sind dabei, oder Leute?"
Ben und Xia nickten bloß, gegen Lythas enthusiastischen Charm war niemand gefeilt.

Die anderen Padawane saßen schon im Unterrichtssaal als Xia, gefolgt von Ben und Jacen, reinkam. Aufgrund der geringen Anzahl der Padawane wurden alle zusammen unterrichtet. Die theoretische Ausbildung übernahm meist ein Mitglied der Kirche der Macht, während Meister Skywalker alles Praktische und die Schwertkampfausbildung übernahm.
Jacen, der Älteste der acht Anwesenden, setzte sich auf seinen Platz ganz hinten, Ben und Xia nebeneinander rechts neben ihm. Die anderen Fünf, bestehend aus Tibor und seinem Gefolge, beachteten sie nicht. Kaum saßen die Drei, Lytha war zum Schwertkampfunterricht für Jünglinge gegangen, kam auch schon der Lehrer. Ein Mann, wahrscheinlich Mitte 40, dessen Namen Jacen vergessen hatte. Er trug schütteres Haar, einen dürftigen Bart und die gleiche Kutte, wie alle Ordensbrüder.
Er trat ans Pult und begann mit seinem Unterrichtsvortrag.

Xia wusste nicht, wann sie angefangen hatte das harte dunkle Holz des Tisches bequem zu finden, wahrscheinlich nachdem das Thema heute „Der letzte hohe Rat" hieß. Geschichten über diese Leute hatte Xia bereits ihre gesamte Kindheit gehört und das auch gern, denn im Gegensatz zum Ordensbruder mit Allerweltsgesicht, konnte ihre Mutter spannend erzählen. Gerade war sie dabei wegzunicken, ein Blick nach links verriet ihr, dass sich auch Jacens Interesse in Grenzen hielt, als sie es spürte. Es, dieser Funken Dunkelheit der Ben manchmal umgab, es, das versuchte wie ein Geschwür zu wuchern. Der schwarzhaarige Junge hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und hielt sich so unauffällig wie möglich seinen Kopf. Xia sorgte sich um ihren Bruder und legte ihre Hand auf seinen Ellenbogen, denn mehr als ihm moralischen Beistand zu leisten konnte sie nicht.

Bens Kopf schmerzte grauenhaft. Andere hätte der Schmerz ohnmächtig werden lassen, aber Ben war es gewohnt.
„Du denkst du kannst mich ignorieren, falsch gedacht!"
Die Worte hallten noch in Bens Kopf, da wurde er von einem derartigen Schmerz durchzogen, als würde man ihm langsam alle Knochen zertrümmern.
Ben gab einen jämmerlichen, von Schmerzen gezeichneten, Laut von sich, bevor sein Körper sich verkrampfte und er nach rechts vom Sitzkissen, auf den Steinboden kippte. Unsanft schlug er mit dem Kopf gegen den kalten, harten Boden. Doch endlich ebbten die Schmerzen ab, ihm wurde schwarz vor Augen.

Alles ging so schnell, zu schnell für Xia oder Jacen um ihren Bruder aufzufangen.
Panisch erhob sich die Halb- Togruta von ihrem Platz, der Lehrer hatte seinen monotonen Vortag unterbrochen und war ebenfalls zu Ben gegangen. Xia kniete sich zu Ben runter, Jacen tat es ihr gleich. Der Halb- Twi'lek legte seinen Freund in die stabile Seitenlage.
Xia war unterdessen ein nervliches Wrack. Panisch rütteltete sie an ihrem Bruder.
„Ben? Ben?", fragte sie immer wieder, wie besessen.
Sie erwachte erst was ihrer Paranoia als Jacen sie sanft wegstieß.
„Komm runter", sagte dieser in völliger Ruhe, „Meister Skywalker kommt sicher gleich. Du kannst gerade nichts für ihn tun."
Während er diese Worte sagte, hatte er die Hand auf Bens Stirn gelegt und versuchte Ben mit der Macht zu helfen.

Star Wars: Eine neue Generation - Der AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt