Kapitel 21

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Wir standen im Keller vor dem Verschlag. Die Rosen würden mir keine Kombination mehr liefern. Ich zog ernsthaft in Betracht alle Zahlenkombinationen auszuprobieren, auch wenn es Jahre dauern würde.

Ich löste das Hervorschnellen des Schlosses aus, schloss die Augen und ließ meine Finger die Tasten berühren. Wie von selbst gaben sie eine Kombination ein – und sie war richtig. Die Tür des Verschlags sprang auf.

Erschrocken blickte ich Marius an: „Was hab ich gemacht?"

„Die richtige Kombination eingegeben, würde ich sagen."

Ich nickte: „Scheint so. Ich sage sie dir, falls ich sie vergesse: 75151875."

„Du wusstest sie doch?" Marius sah mich entgeistert an.

„Sie erschien einfach vor meinem geistigen Auge." Ich zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht haben dir die Rosen doch etwas vermittelt?", mutmaßte er.

„Is jetzt auch egal. Die Tür ist offen. Ich will sehen, was dahinter ist."

Beim ersten Schritt durch die Tür wurde eine Beleuchtung aktiviert. Als ich die Lämpchen untersuchte, stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass es sich lediglich um batteriebetriebene LED-Technik handelte. Dieser Strom war leider viel zu schwach um den Kalender zu aktivieren. Mein zweiter Blick galt der Stahltreppe, die spiralförmig nach unten führte.

„Treppen! Ich liebe sie." Ich raffte meine Röcke, über die ich sonst sicherlich gestolpert wäre, und begab mich im Schneckentempo nach unten. Marius folgte mir.

Eine weitere Tür mit einem weiteren Zahlenschloss versperrte uns den Weg. Die Kombination war dieselbe wie beim ersten – wie einfallslos. Die Tür öffnete sich und wir landeten in einer Räumlichkeit, die sehr eng war. Metallene Wände. Wir konnten gerade so zu zweit darin stehen. Nach oben wurde sie breiter. Eine Leiter führte in eine weitere Etage.

„Bingo!" An der oberen Hälfte der Leiter angekommen erspähte ich sogleich eine Kommandozentrale. Ein Stuhl, ein Bedienfeld, ein Monitor. Recht sparsam für eine Spezies, die Zeit-Dimensions-Magneten bauen konnte um Timelords zu fangen. Wahrscheinlich diente sie nur zur Kontaktaufnahme mit den Vorgesetzten. Ich setzte mich auf den Stuhl, verschränkte meine Finger ineinander und dehnte sie.

„Na, dann wollen wir mal." Mein Kopf war leer, dennoch entlockten meine Finger dem Bedienfeld einige Informationen. Schon auf dem Startbildschirm war etwas Interessantes zu sehen: „Die Nixer!" Ein Symbol, ähnlich dem Schattenumriss einer Meerjungfrau erschien.

„Was? Die Wi..."

„N, N wie Nordpol. Wir haben es hier mit Nixern zu tun", korrigierte ich Marius beinahe unverschämte Annahme.

Die Fischmänner waren offensichtlich Amphibien, die an Land und im Wasser lebten. Ihre Kiemen saßen unter den Achseln und sie benötigten regelmäßig Kontakt zu Wasser um nicht auszutrocknen. Naja, knapp an Fischen vorbei. Hochintelligent, zu Zeit- und Dimensionsreisen fähig. Allgemeines Blabla. Irgendwie schien es, als ob sie sich selbst beweihräucherten. Ich versuchte mich in den Hauptrechner zu hacken, was mir nicht gelang.

„Soll ich es mal versuchen?", meinte Marius.

Ich sah ihn an und überlegte: „Ich glaube es ist besser, wenn wir wieder nach oben gehen. Ich möchte George ungern hier über den Weg laufen. Wir hatten Glück, dass er uns bis jetzt nicht bemerkt hat. Lass uns gehen."

Wir fanden uns in der Bibliothek ein.

„Lageplanbesprechung. Auf die Unterstützung der Rosen können wir nicht mehr hoffen, sie sind hinüber. Der Kalender ist fertig, nur unser Stromproblem besteht weiterhin. George weiß, dass wir uns erinnern und wird einen oder mehrere Versuche unternehmen uns um die Ecke zu bringen. Habe ich etwas vergessen?", fragte ich Marius.

„Ja, hast du. Unsere Hochzeit." Warum machte er mich nur auf diese unliebsame Tatsache aufmerksam?

Ich schluckte schwer. „Ja, da war ja noch was. Wann ist es soweit? Wie viel Zeit haben wir noch bis dahin?", druckste ich.

Marius amüsierte sich: „Frag doch eher wie wenig. Wir heiraten in 48 Stunden."

„Du machst Spaß mit mir." Mit angsterfülltem Blick sah ich ihn an.

Marius schüttelte den Kopf.

Ich schloss die Augen, atmete tief aus um ein Hyperventilieren meinerseits zu vermeiden.

„Ist mein Kleid schon fertig?" Es hätte ein Ausweg sein können.

„Ja, es hängt in deinem Kleiderschrank."

„Jane hat nicht zufällig alles abgesagt, weil ich so lange geschlafen habe?" Einen Versuch war es wert.

„Nein, hat sie nicht. Ich habe sie darum gebeten alles so laufen zu lassen. Ich wusste, dass du rechtzeitig aufwachst."

„Nun denn. Dann werde ich wohl mal das Brautkleid anprobieren gehen. Würdest du Jane suchen und sie zu mir aufs Zimmer schicken?" Wiederum schluckte ich schwer. 

„Selbstverständlich." Marius sprang auf und machte sich auf den Weg. Noch bevor er das Zimmer verlassen hatte, sprach ich ihn nochmal an: „Pass auf dich auf. Ich glaube George ist gefährlich und wird wie eine Kanalratte dann zuschlagen, wenn keiner damit rechnet."

„Ich werde auf mich aufpassen und ich werde auf dich aufpassen." Er machte einen galanten Diener und setzte seinen Weg fort. Ich ertappte mich dabei mir zu wünschen, dass ich mein Gedächtnis besser nicht wiedergefunden hätte. Es hätte tatsächlich schön werden können.

The Doctoress - Roses (6/Special)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt