Ich sah mich um. Zwei Regale. Dort reihten sich die verschiedensten Behältnisse aneinander. Kräuter hingen von der Decke und füllten den Raum mit einem seltsamen Geruch. Ein grober Holztisch auf dem Allerlei Gerätschaften standen. Eine Feuerstelle. Ich nahm den Mörser vom Tisch und schnüffelte daran, was prompt einen Niesanfall zur Folge hatte. „Das kann doch nicht alles gewesen sein", tat ich meinen Unmut kund. So viel Mühe für nichts? Naja, nichts konnte man auch hier nicht sagen. Hier gab es keinen Staub. Die Gerätschaften sahen aus, als ob sie vor nicht allzu langer Zeit benutzt worden waren.
Ich hatte ein sehr komisches Bauchgefühl. Hier musste doch etwas zu finden sein!
„Vielleicht hat er einen optischen Filter verwendet...", sagte Marius lapidar.
„Das ist es. Wir müssen ihn nur abschalten." Elektronik reagiert immer empfindlich auf Wasser und das war in diesem Raum durchaus zu finden. Irgendwo hatte ich einen Eimer stehen sehen. Ich fand ihn wieder und entnahm etwas mit einer kleinen Schale. Dosiert verteilte ich das kühle Nass hier und da im Raum. Brzzzl! Na also! Eine weitere Schale Wasser landete an der Wand. Es brizzelte noch etwas mehr und der optische Filter schaltete sich ab.
Er gab eine Tür frei, die sich nicht ohne weiteres öffnen ließ. Da bedurfte es etwas Fummelei und einer weiteren Schale Wasser an der richtigen Stelle. Marius setzte seine Körperkraft ein um die Tür aufzuziehen. Wir waren in einem Raumschiff der Fischmänner! Und es war nicht die Spar-Ausgabe wie im Keller von Lennox-Castle! Besonders groß war es allerdings auch nicht. Kommandozentrale, Maschinenraum, Lagerraum, Wohnraum. Fertig.
Marius setzte sich sofort an den Computer und nach einer Dehnübung mit den Fingern war das Knacken des Systems die kleinere Übung. Ich durchsuchte den Lagerraum. Hier fand ich neben meinen alten Klamotten meinen Schallschrauber! In Marius Klamotten schien nichts Wichtiges zu sein, oder doch? Ha! Ich fand seine Smart-Watch! Auch sie konnte uns sehr hilfreich sein. Ich kramte noch ein wenig weiter, als Marius seine Nase in den Lagerraum steckte.
„George kommt zurück. Das System hat ihn lokalisiert. Er wird in ein zwanzig bis dreißig Minuten da sein. Wir sollten verschwinden. Hast du etwas gefunden?", informierte er mich.
Triumphal hielt ich ihm den Schallschrauber und seine Smart-Watch vor die Nase: „Hab ich. Nichts wie weg. Und lass uns unsere Spuren verwischen." Gesagt, getan.
Marius hatte vorausschauend diverse Daten aus dem Computersystem verschwinden lassen. Ich schallschraubte die Tür, die nicht aus Holz war, und den optischen Filter, so dass wir auch hier keine verräterischen Spuren hinterlassen würden. Wir hasteten die Stufen nach oben und schoben das Bett wieder an Ort und Stelle, nachdem wir die Luke wieder verschlossen hatten. Dann stahlen wir uns aus dem Cottage. Keine Sekunde zu spät.
Erst als wir außer Reichweite bei unseren Pferden waren, traute ich mich Marius zu fragen, was er im Computer hatte erreichen können.
Er grinste: „Hm. Vieles. Ich habe seine Verbindung zum Oberkommando geblockt. Genauso wie bei der Einheit im Keller. Er wird keine Verstärkung rufen können, was aber nicht heißt, dass er uns nicht gefährlich werden kann oder, dass er es nicht schon getan hat."
Während er den Bückling für mich machte um mich aufs Pferd zu hieven, verkündete er außerdem, dass er eine Botschaft ins nirgendwo geschickte hatte, die an alle Rosen ging. Vielleicht fing diese jemand auf und würde uns zu Hilfe eilen. Dann hatte er Marlon eine E-Mail geschrieben und ihm Anweisung gegeben mit der Tardis herzukommen. Aber ob das klappen würde? Vielleicht könnten wir uns so die Kalender-Nummer sparen...
Langsam und gemächlich ritten wir durch die laue Sommernacht nach Glasgow und kehrten im Haus vom Ehepaar Lennox ein um den Rest der Nacht dort zu verbringen.
Wir verschliefen prompt. Kurz vor unserer Abreise nach Lennox Castle fiel mir die Smart-Watch wieder ein. Ich gab sie Marius.
„Ob sie hier funktioniert?", fragte er sich laut.
„Versuch macht klug. Probier es aus", forderte ich ihn auf.
Er rief Marlon an. Und es gab eine Verbindung. Ich bemühte mich, mir keine Gedanken darüber zu machen, warum es das tat. Manche Dinge sollte man einfach als gegeben hinnehmen.
„Wo zur Hölle steckt ihr?", krähte Marlon am anderen Ende in sein Handy.
„Im Jahre 1857. In der Nähe von Glasgow. Wir brauchen deine Hilfe Marlon. Hast du schon deine Emails gelesen?"
„Nein."
„Gut, dann hör bitte gut zu. Die Doctoress und ich wurden von den Fischmännern entführt und in diese Zeit gebracht. Ohne unsere technischen Hilfsmittel werden wir nicht so schnell wieder zurück sein. Du könntest allerdings mit der Tardis hierher kommen und uns abholen."
„Hmm. Ok. Steht sie bei dir in der Wohnung, Doctoress?", fragte Marlon.
„Ja, das tut sie. Du kannst dir bei meiner Nachbarin gegenüber auf dem Flur den Schlüssel holen. Codewort: Red Alert", informierte ich Marlon
„Red Alert? Was Besseres ist dir nicht eingefallen?", flüsterte Marius von der Seite. „Unfassbar!"
„Wo finde ich euch in Glasgow, habt ihr genaue Koordinaten für mich?", erkundigte sich Marlon.
„Wir leben in einem Schloss. Lennox Castle. Das könnte auch in unserer Zeit noch stehen."
„Moment. Ich check das gerade mal." Es dauerte eine Weile, bis Marlon sich wieder zu Wort meldete. „Das Schloss gibt es noch. Kann ich denn die Tardis fliegen, wenn ihr nicht da seid?"
"Du kannst." ich verriet Marlon eine geheime Kombination an Tasten, die er an der Steuerungseinheit drücken musste, eine Art Notstart. Obwohl die Tardis eine Verbindung zu mir hatte, konnte sie mich wohl nicht in Raum und Zeit orten, was sicher einer Sicherungsmaßnahme der Nixer war.
"Puh! Ich werde mein Bestes geben und mache mich gleich auf die Socken", seufzte Marlon.
„Gut, wir erwarten dich am 15.08.1857 in der Nähe von Lennox Castle bei Glasgow", nannte ich Marlon nochmals den Termin. „Komm nicht zu spät", setzte ich mit dem Gedanken an die bevorstehende Hochzeit nach.
„Und nicht zu früh. Sonst könnte es Verwerfungen in der Zeitlinie geben, die zum Teil unschöne Auswirkungen haben", steuerte Marius bei.
Ich knuffte ihn in die Seite: „Angeber!" Er grinste. Wir beendeten das Gespräch. Ich seufzte erleichtert auf. Aus der Nummer mit dem ewigen Kalender waren wir raus. Wir mussten uns nicht mehr darum bemühen irgendwie an eine gewaltige Menge Strom zu kommen.
Ich hoffte inständig, das Marlon nicht zu spät kam.
Jetzt hatten wir nur noch ein Problem und das hieß George. Würde er noch einen Versuch unternehmen uns um die Ecke zu bringen? Würde er herausfinden, dass wir sein Schiff und die Kommunikationseinheit gefunden und schachmatt gesetzt hatten? Und die Rosen? Gab es von ihnen noch Exemplare im weiten Universum? Würden sie die Botschaft empfangen und sich auf einen Konflikt mit dem Fischmann einlassen?
Fragen über Fragen gingen mir auf dem Weg nach Lennox Castle durch den Kopf.
Wir erreichten das Heim von Jane und Raymond am späten Nachmittag. Ich hatte durchaus Bedenken jemand ganz besonderem über den Weg zu laufen. Aber natürlich kam es, wie es kommen musste. Die erste Person, die mir über den Weg lief, war natürlich Feldwebel Jane mit einem vor Zorn roten Gesicht.
„Jetzt erst? Das nennst du rechtzeitig? Ich bin stinksauer!", empfing sie mich mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Jane, ich kann nichts anderes sagen, als: Es tut mir leid." Reumütig sah ich sie an.
„Das will ich aber auch hoffen! Ab ins Bad mit dir! Du stinkst nach Pferd!"
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The Doctoress - Roses (6/Special)
FanfictionUrheberrechtlich geschützt! Copyright by rivka76 Eine Frau wird im Jahre 1857 in der Nähe von Glasgow gefunden. Anscheinend gab es einen Unfall mit der Kutsche. Sie leidet an Amnesie. Sie beginnt wieder zu leben und verliebt sich. Doch dann werden i...