Kapitel 29

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„Ich hab eine Verbindung zu ihrem System", gab Marcus an. „Wir bekommen gleich einen Grundriss ihres Schiffs angezeigt.

„Lass dich nicht erwischen Digger", ermahnte Marlon Marcus, während er sich genüsslich einen Schokoriegel reinzog und in unserer Datenbank recherchierte. „Gibt es bei denen eigentlich weibliche Nixer an Bord?"

„Wieso?", herrschten Marcus und ich ihn gleichzeitig an.

„Naja, ein holografisches Ablenkungsmanöver", erklärte Marlon.

„Keine gute Idee. Wenn die per se keine weiblichen Wesen an Bord haben, wäre das viel zu auffällig."

„Du solltest endlich diesen Fummel ausziehen", forderte Marlon mich auf.

„Ich mag diesen Fummel", antwortete ich.

„Ich auch", stimmte mir Marcus zu und tippte fleißig weiter.

„So, also die Nixer haben einen ordinären Transporter a la Beam-me-up-Scottie benutzt. Ich glaube, wir müssen gar nicht auf das Schiff. Ich lösche unsere Matrix aus der Datenbank. Die hat es ihnen ermöglicht dich aufzuspüren. Außerdem setze ich einen Virus, sollte die Matrix irgendwo noch gespeichert sein und aktiviert werden, wird er sie finden und zerstören. Wir sollten sicher sein."

„Sehr gute Nachricht. Ich habe den Schallschrauber neu kalibriert. Er hat jetzt eine Funktion, die unsere Matrix ständig neu verschlüsselt, sofern wir ihn bei uns tragen. So wird es für andere Transporterstrahlen außer den unsrigen beinahe unmöglich uns zu erfassen. Ich werde zwei weitere herstellen. Marcus und Marlon, tragt sie dann bitte immer bei euch."

„Hervorragend. Ich habe eben gerade noch die Datenbank der Nixer mit unserer abgeglichen. Wir lernen dazu."

Was für ein Glück! Wir mussten nicht mehr auf das Schiff der Nixer um irgendetwas in Rauch aufgehen zu lassen. Ich verabschiedete mich von den Jungs und begab mich in den botanischen Garten. Dort hatte ich die Hagebutten eingelagert. Eine hatte ich in die Erde gesetzt. Sie war auch schon gewachsen. Ich verband mich mit ihr.

Wie geht es euch? erkundigte ich mich.

Gut. Wir sind bei dir. Bei unserer Königin.

Habt ihr euch entschieden, wohin ich euch bringen soll? Es war fast alles möglich.

Bei dir bleiben. Säe uns aus. forderten die Rosen.

Hmm.

Du bist unschlüssig.

Ich liebe euch sehr und ich möchte, dass es euch gut geht. Aber ich brauche auch meine Freiheit. Was haltet ihr davon, wenn ein paar von euch hier in dem Raumschiff bleiben, ein paar in meiner Wohnung und ein paar eine spezielle Aufgabe von mir bekommen und Wächter werden? Ich fand das eine gute Idee.

Wächter? fragten die Rosen nach.

Ich erzählte den Rosen die Geschichte von den Metallisten und von ihrem „Straflager" auf der Erde. Sie könnten dort wachsen und gedeihen und auf die ehemaligen Bronzierer aufpassen. Wenn einige Rosen hier an Bord blieben und einige in meiner Wohnung, wären sie immer irgendwie bei mir. Sie stimmten zu. Der botanische Garten wurde sofort zum Rosengarten umfunktioniert, an dem ich mich einmal pro Tag blicken lassen würde.

Ich kehrte zurück zu Marcus und Marlon, die sich schon bereit machten die Tardis zu verlassen.

„Rosenproblem gelöst. Keine Taxifahrten nötig", informierte ich die beiden Männer.

„Okay", nahm Marcus meine Information zur Kenntnis.

„Ihr Lieben, wir sind wohlbehalten zurück und ich danke euch Teil dieser Rettungsmission gewesen sein zu dürfen. Nun werde ich wieder eine ruhige Kugel schieben und meine Bronzierer bewachen", witzelte Marlon.

Ich drückte Marlon ein paar Hagebutten in die Hand: „Lass uns die noch gemeinsam aussäen. Pflege sie mir gut. Sie werden dich in deiner Aufgabe als Wächter unterstützen und dich beschützen."

Wir verließen die Tardis und traten an die frische Luft. In einem alten Schuppen fanden wir ein paar Töpfe, die wir mit Erde füllten und in die wir die Hagebutten steckten. Sobald die Temperaturen wieder etwas wärmer werden würden, würde Marlon die Rosen ins Freie pflanzen.

Ich inspizierte noch kurz die Siedlung und verschwand dann mit Marcus wieder in der Tardis um nach Berlin zurückzukehren. Auch dort wurden als erstes die Rosen versorgt.

Erschöpft ließ ich mich in meinem Brautkleid auf mein Sofa fallen.

„Wo waren wir stehen geblieben?" Marcus reichte mir eine Flasche Bier.

„Du bist der Beste." Ich nahm die Flasche dankend entgegen und klopfte mit der freien Hand auf den Platz neben mir. Er ließ sich fallen, nahm einen großen Schluck aus der Flasche und begann dann sich den Plastron vom Hals zu entfernen und sein Hemd aufzuknöpfen.

„Könntest du das bitte sein lassen." Ich konnte mir das echt nicht ansehen.

„Warum?", amüsierte er sich und machte lächelnd weiter. „Bringt dich das aus der Fasson?"

Ich schluckte, denn genau das tat es. Betont langsam machte er weiter damit. Das machte die Sache nicht besser. Wie viele Knöpfe hatte so ein Hemd bloß und warum konnte ich nicht wegsehen? Ich nahm einen großen Schluck aus meiner Flasche.

„Ich befürchte, du musst dich damit abfinden. Ich wohne nämlich hier." Er stoppte das Geknöpfe. „Es könnte durchaus sein, dass ich mal ohne Hemd hier herumlaufe."

Ich verschluckte mich und hatte Mühe das Bier in meinem Mund zu behalten, während Marcus rauchig zu lachen begann.

„Komm her." Er zog mich zu sich in den Arm. „Ich weiß nicht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, aber es gibt da ein Geheimnis, dass ich dir gerne erzählen möchte. Etwas über mich, dass du noch nicht weißt."

Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Schieß los!" Ich spitzte die Ohren, doch das einzige, was ich hörte war das Drehen eines Schlüssels im Schloss meiner Wohnungstür.

„Sie sind doch da!" Es war die Stimme meiner Mutter. Was im Hintergrund brummelte, war mein Vater. Sie traten ins Wohnzimmer und erblickten mich im Brautkleid und ihn im Anzug. Die Kinnlade meiner Mutter fiel herunter: „Habt ihr?", sie deutete mit den Fingern zwischen uns hin und her, „geheiratet?"

Schockgefrostet sahen wir uns an und rangen nach einer plausiblen Antwort. Der Abend wurde lang und nicht so harmonisch, wie wir es uns gewünscht hatten. Was hatte Marcus für ein Geheimnis? Die Antwort blieb er mir schuldig.

The Doctoress - Roses (6/Special)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt