Kapitel 8 - Jay (ü)

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Etwas nervös stehe ich plötzlich in Lias Wohnung, keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe.

Ich habe die Rückkehr von Nico, Amelie und Lia beobachtet, und kurz darauf Gelächter aus der Wohnung unter mir gehört.

Was mich jedoch noch viel mehr verwirrt als die Tatsache, dass sich zwischen Lia und mir gerade eine wirklich unangenehme Situation angebahnt hat, ist, dass Nico sich ernsthaft an Amelie ranmacht.

Amelie ist ein Mädchen mit Klasse, sie weiss was sie will und bekommt das auch. Viele Leute behandeln sie mit viel mehr Respekt als nötig, und mit ihr willst du wirklich keinen Streit haben. Sie ist direkt, aber auch herzlich und kümmert sich um ihre Liebsten. Wie zum Beispiel Lia.

Jetzt stehe ich hier, mit einem Bier in der Hand, einem scheinbar sehr glücklichen Lars an meiner Seite, einem Bruder der die beste Freundin meiner ehemaligen besten Freundin beinahe mit Blicken auszieht, und Lia, die nervös im Türrahmen steht und mit ihrem Handy belanglos herumspielt.

Ich würde gerne zu ihr rübergehen und mit ihr sprechen, doch ich habe keine Ahnung, worüber, also lasse ich es einfach sein. Ich merke, wie Lars immer wieder unauffällig zwischen uns hin und her schaut, doch ich tue so, als würde ich es nicht sehen.

Plötzlich klingelt sein Handy, und als er auf die Nummer schaut, scheint sein Gesicht sich sofort aufzuheitern. Schmunzelnd sehe ich ihm nach, als er sich in sein Zimmer verdrückt, ein fast liebevolles „Hey" ins Telefon flüsternd.

Tja, nun stehe ich ganz alleine da.

Ich schaue über die Schulter, und Lia steht nicht mehr im Türrahmen. Wahrscheinlich hat sie sich ganz in die Küche verdrückt. Nico und Amelie werden sich wohl auch nicht wirklich freiwillig zu mir gesellen, also mache ich mich langsam auf den Weg zur Küche – gerade rechtzeitig, wie ich feststelle.

Lia kniet auf einer Küchenplatte und reckt sich zu einem Schrank hoch, und droht gerade das Gleichgewicht zu verlieren.

Ohne nachzudenken stelle ich das Bier ab und umfasse ihre Taille mit beiden Händen. Erst als ich realisiere, wie nahe wir uns gerade sind, schiesst mir die Röte ins Gesicht, und ich spüre, wie auch Lia den Atem anhält.

Ich hebe sie runter und lasse sie dann sofort los, als würde ich mich verbrennen.

„Ähm... danke. Aber meine Tasse ist immer noch da oben." Lia zeigt stotternd auf den geöffneten Küchenschrank, und ich folge ihrem Finger.

„Lass mich mal" sage ich, und sie weicht zur Seite. Etwas zu weit, doch ich verstehe es – sie sieht uns nicht mal als Freunde.

Sie hasst mich, und sie hat allen Grund dazu.

Ich fliege kurz über die Tassen, als ich diejenige mit dem Eiffelturm drauf entdecke, und auf gut Glück hoffe ich mal, dass es immer noch Lias Lieblingstasse ist. Ich packe sie und halte sie Lia hin, und etwas erstaunt nimmt sie mir die Tasse ab.

„Ist doch noch deine Lieblingstasse?" frage ich leise, und Lia nickt. „Ja, ist sie" murmelt sie, dann dreht sie sich von mir weg und öffnet den Kühlschrank. Dabei wandert mein Blick unkontrolliert an ihr herab, und ich brauche all meine Konzentration, um wegzusehen.

Sobald Lia ihre Tasse mit Milch gefüllt hat, dreht sie sich wieder zu mir um.

„Sag mal, meintest du das ernst?" fragt sie, und ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht. Wahrscheinlich erkennt sie die grossen Fragezeichen auf meiner Stirn, denn sie redet weiter.

„Ich meine, dass du mich nicht aufgibst und so."

Etwas betreten schaut Lia weg, und ich schwöre, ich würde sie gerade so gerne umarmen. Meine Mundwinkel formen ein Lächeln, und ich weiss selbst nicht so genau, weshalb.

And suddenly, you returnedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt