Kapitel 29 - Lia (ü)

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Als sich die Türe öffnet, hebe ich meine mittlerweile etwas schweren Augenlider, und als ich Jay entdecke, reiße ich meine Augen auf.

Schüchtern steht er im Eingang und reibt sich den Nacken, während er sich an einem Lächeln versucht, dass etwas schief ausfällt.

„Hi" begrüßt er mich, und ich nicke.

„Hallo" ist alles, was ich über die Lippen bringe.

Was macht er hier? Woher weiß er überhaupt, dass ich hier bin?

Nico.

Natürlich, Nico hat es ihm gesagt.

Ich klopfe auf den Stuhl neben mir, und Jay schließt langsam die Türe hinter sich, ehe er sich langsam auf mich zu bewegt.

„Hör mal –" fangen wir gleichzeitig an, und ein leises Lachen verlässt meine Lippen.

„Du zuerst" befehle ich, und Jay setzt sich.

„Ich bin nicht hier um mit dir zu streiten oder so. Ich will nur wissen, wie's dir geht. Und ich will dir sagen, dass es mir leidtut. Alles."

Ich nicke nur. „Ich will auch nicht streiten. Es geht mir – gut. Eigentlich ganz gut. Körperlich."

Jay sieht auf, und ich entdecke die Besorgnis in seinen Augen – und die dunklen Augenringe darunter.

„Die letzte Woche hat mich fertiggemacht."

Jay schaut betreten weg, dann meint er „Mich auch."

Ich bin ihm also nicht egal?

„Wirklich?" flüstere ich, und Jay lacht bitter auf. „Natürlich, was denkst du denn?"

Jetzt bin ich diejenige, die betreten wegschaut. „Keine Ahnung, ich – ich dachte, du würdest einfach weitermachen."

Ich lasse die Schultern hängen und schaue aus dem Fenster, während ich mir auf die Unterlippe beiße, um nicht gleich loszuheulen.

„Hey, das würde nie passieren, okay? Seit du wieder da bist hat sich mein Leben geändert, und ich kann nicht mehr ohne dich. Ich habe mich eben von sechs Autos aus hupen lassen, nur um rechtzeitig hier zu sein, damit ich dich sehen kann. Ich habe dich vermisst, Lia, und ich tue es immer noch. Und ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen, und nochmals mit dir anfangen – richtig, dieses Mal. Ohne Geheimnisse oder gemeine Vorwürfe – so, wie jeder andere."

Jays Worte berühren mich, und meine Wut auf ihn schwindet ein bisschen, doch sie ist immer noch da.

„Elijah war eben da" flüstere ich, denn ich weiß, was Jay von ihm hält.

„Ich weiß" sagt er jedoch nur, und ich bin erstaunt.

„Nico hat's mir gesagt" fügt er hinzu, und ich nicke nur.

Klar, Nico war's.

„Was wollte er?" fragt Jay nun etwas wütender, und ich lege instinktiv die Hand auf seine Schulter.

Er versteift sich zuerst, doch dann lässt er locker.

„Er... keine Ahnung. Er hat sich entschuldigt und so, mir gesagt, dass er hätte da sein sollen, als Vinny gestorben ist. Dass er niemals zu Drogen hätte greifen dürfen, und dass es ihm unendlich leidtut, dass er uns verlassen hat."

Ich schlucke hart, als ich an den Elijah von damals zurückdenke. Bis zu Vinnys Tod war er so herzlich, warm, hat jeden aufgenommen und akzeptiert. Er war der netteste Mensch, den ich kannte.

Doch als sie starb, veränderte er sich von Grund auf – er wurde kalt und abweisend, hat nur noch an Drogen gedacht, bis er irgendwann gegangen ist.

And suddenly, you returnedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt