Kapitel 39 - Lia (ü)

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„Nein Amelie, ich will nicht dorthin verdammt! Ich kann ihn nicht jetzt schon sehen, er hat sowieso gerade genug zu tun mit Nico."

Amelie ignoriert meinen Protest und zieht mich am Arm hinter sich her, bis ich endlich aufgebe.

Mir graut es ehrlich gesagt etwas davor, Jay gleich gegenüber zu stehen.

„Nico, Jay?" ruft Amelie plötzlich, und ich sehe auf. Tatsächlich stehen da zwei Jungs, die sich erschrocken zu uns umdrehen – vor allem Jay.

„A-Amelie?" stottert Nico und streicht sich über die leicht gerötete Lippe. Amelies Griff um meinen Arm verstärkt sich, und ich merke, dass ich mich jetzt nicht aus dem Staub machen kann.

Sie braucht mich, genauso wie ich sie die letzten Tage gebraucht habe. Vor allem gestern, als ich von Berlin zurückgekehrt bin – ich konnte nicht nach Hause zu Lars und Dad. Ich konnte einfach noch nicht.

Jays Blick ruht auf mir, während ich mit aller Kraft versuche, stur auf den Boden zu starren.

„Was ist hier los?" fragt Amelie mit etwas zittriger Stimme, und ich merke, dass es für sie doch nicht ganz so leicht ist, plötzlich Nico gegenüber zu stehen.

„Ehm, naja..." Nico setzt an, doch Amelie hält die Hand hoch. „Halt, ich will's eigentlich gar nicht wissen. Tut mir leid dass wir gekommen sind, das war keine gute Idee."

Mit diesen Worten dreht sie sich um und will mich mitziehen, doch ich löse mich grob aus ihrem Griff.

„Nun, da wir jetzt schon hier sind, interessiert es mich doch irgendwie, was passiert ist."

Meine Stimme macht sich selbständig, so muss es sein.

Wieso habe ich das gerade gesagt?

Ich sollte Jay und Nico anschreien, sie beschimpfen und sie danach für immer ignorieren, doch was tue ich?

Nichts davon. Ich rede normal und stelle mich eigentlich sogar auf ihre Seite, statt meiner besten Freundin zu folgen.

„Na schön, ich warte im Auto" sagt Amelie noch, ehe sie davonstapft.

Toll, jetzt bist du mit den beiden Vollidioten alleine.

Ich drehe mich wieder zu Nico und Jay um, und glaube meinen Augen nicht:

Jay setzt sich in sein Auto. Nico schaut ihm kopfschüttelnd dabei zu, dann wendet er sich zu mir.

„Es... geht ihm nicht so gut. Du weißt schon. Naja, jedenfalls hat der Typ dort", er zeigt auf einen Typen der von Elijah festgehalten wird, „euch eben beleidigt. Also Amelie und dich."

Ich hebe die Augenbrauen, als er nicht weiterspricht, sondern sich auf die unverletzte Seite der Unterlippe beißt.

„Und?" hacke ich nach, als er immer noch schweigt. „Nun ja, er meinte ihr wärt Schlampen. Ich habe ihm daraufhin eine reingehauen, und er hat zurückgegeben."

Ich spanne mich unwillkürlich an, als er das erzählt. „Du hast dich für uns geprügelt?" frage ich etwas leiser, und Nico nickt.

Er schaut mich nicht an sondern starrt Löcher in den Boden, was mir noch mehr zeigt, dass er verlegen ist.

„Danke" flüstere ich, und Nico schaut erstaunt auf. Er hat wohl nicht damit gerechnet.

„Ich habe mich geprügelt und du bedankst dich?" sagt Nico ungläubig, und unwillkürlich lächle ich leicht.

Seine Unsicherheit verstehe ich irgendwie als ein Zeichen der Reue. „Ja, das tue ich."

Nico schaut mich eine Zeit lang an, dann räuspert er sich. „Nun, ähm... Jay wartet... ich glaube, ich sollte langsam gehen."

And suddenly, you returnedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt