Kapitel 14

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Ich stand völlig perplex da und sah ihm zu, wie er da den Tisch deckte. Er war sonst immer so distanziert, plötzlich so ein Gentleman und quasi das komplette Gegenteil von den Gerüchten.

,,Ich werde nicht alles tun", sagte er dann plötzlich wieder so kühl wie sonst. Ich erwachte aus meiner Starre und deckte den Rest des Tisches. Anschließend setzen wir uns und warteten. Die peinliche Stille füllte wieder den Raum und ich wurde nervös bei dem Wissen, dass Nolan da gerade neben mir sitzt und mit meinen Eltern und mir essen wird. Ich starrte regelrecht zur Küche.

,,Wenn du nicht wolltest, dass ich mit euch esse, hättest du das sagen sollen oder zumindest es andeuten können", meinte er wieder sehr kühl und distanziert.

,,I-", weiter kam ich nicht, da meine Eltern mit dem Essen aus der Küche zurück kamen. Es gab Chinesisch. Meine Eltern hatten im Moment so eine Phase, in der sie Gerichte aus aller Welt zubereiten. Deswegen gab es heute Ente. Das kam wahrscheinlich von der kleinen Reise, die sie gemacht hatten.

,,Ich hoffe du magst Ente", sagte meine Mutter mit einem fragendem Unterton.

,,Ja, sehr gerne sogar", antwortete Nolan mit einem wieder sehr warmherzig und höflich.

Wir wünschten uns allen einen guten Appetit und aßen dann. Zu meinem Erstaunen schmeckte die Ente sogar richtig gut. Vielleicht war sie ja doch bestellt. Direkt beim ersten Versuch so eine leckere Ente hinzubekommen wäre selbst für Profiköche beim ersten mal unwahrscheinlich.

Nach kurzer Zeit fragten meine Eltern ihn dann wieso er eigentlich vor unserer Tür mit mir geredet hatte. Nolan antwortete nur, er sei wegen eines Schulprojekts hier und hatte sich erhofft, dass wir das heute machen könnten. Er schien also mitbekommen zu haben, dass meine Eltern nichts von ihm wussten. Logisch, wenn meine Mutter auf seinen Namen nicht angesprungen ist. Meine Eltern nickten verständnisvoll und aßen weiter.

Ich sah kurz zu Nolan rüber. Auch er aß brav seine Ente und ihm schien es auch richtig gut zu schmecken. Er hatte in diesem Moment eine ruhige Ausstrahlung, als würde er sich wohl und willkommen fühlen. Bevor irgendwer merken konnte, dass ich ihn beobachtet hatte, sah ich wieder weg zu meinem Gericht und aß selbst weiter. Meine Eltern fragten Nolan noch ein wenig über die Schule aus, was ihn aber nicht störte, im Gegenteil, er schien sogar richtig froh über die Fragen zu sein.

Nach dem Essen brachten wir unsere Teller in die Spülmaschine und anschließend ging Nolan sich schon verabschieden, was meine Eltern aber überhaupt nicht schön fanden, da er so nett sei. Nachdem er meinte, er wolle mich nicht länger von anderen Dingen abhalten, sahen mich meine Eltern mit einen warnenden Blick an. Was war mit denen heute eigentlich los?

Bevor meine Eltern mich imaginär in Stücke reißen konnten, fragte ich Nolan, ob er nicht noch was bleiben wolle, wir müssten ja sowieso an unserem Schulprojekt arbeiten. Zögerlich stimmte er zu und wir gingen hoch in mein Zimmer.

Everything became complicatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt