Neece 2

12

Bitte lass mich keinen abgeschleppt haben. Bitte lass mich keinen abgeschleppt haben.

So dachte ich, als ich morgens in Tims Bett, was ich ja bis dahin noch nicht wusste, mit einem Filmriss und Kater aufwachte.
Also kam etwas Panik auf als ich bemerkte, dass ich gerade mit irgendeinem Typen kuschel.
Er lag in meinen Armen, und ich reckte mich etwas hoch um zu gucken wer da war und ihn mehrmals hektisch hintereinander anzustupsen.

Er drehte sich schmunzelnd um.

"Ey. Hab ich dich abgeschleppt?", fragte ich ihn verschlafen.

"Ehm... nein?", antwortete er ungläubig. "Du bist gestern um eins vor meiner Haustür gestanden und hast dich dann besoffen auf mein Bett gepflanzt und übel den Bullshit gelabert.", meinte er daraufhin amüsiert.

"Oh mein Gott zum Glück nur das. Zum Glück bist du Tim alter.", sprach ich erleichtert. "Du musst wissen, ich hab echt ein Problem mit diesem Penis in Vagina - Ding. Weil entweder hab ich schon tausend Gefühle bevor überhaupt irgendwas passiert ist, oder ich bumse und verpiesel mich dann, und fühl garnichts - und das nicht zu selten. Und eigentlich will ich keins von beiden. Weil beim einen bin ich mir nie sicher, ob ich Kondome benutzt habe, weil ich dann immer so übelsten Filmriss habe und nichtmal mehr weiß, wen ich gevögelt hab.", erklärte ich ihm. "Und bei dem anderen... ja... Gefühle und ich sind ein eigener Roman Brudi."

Er schaute mich einfach nur amüsiert an. "Mmh...", meinte er nur nickend.

"Kann mich auch jetzt schon kaum dran erinnern, was ich gestern gemacht hab hier.", gab ich grinsend hinzu. "Aber ich finds gut, dass wir jetzt über dieses verkrampfte 'Lass in getrennten Betten schlafen' - Ding hinweg sind. Weil des stresst mich übelst. Weisste, egal wo ich war ne, ich durft ned bei den Jungs übernachten, mit denen ich befreundet war. Immer so ne extra Wurst oder bei Mädels die ich garnicht kannte. ABER MIT DENEN KANN ICH JA GARNICHT FICKEN, WEIL ICH KANN DOCH NICHT LESBISCH SEIN, DAS IST KOMPLETT AUSGESCHLOSSEN. BOOOOAH wie mich das angekotzt hat. Ich glaub wenn mich jemand vögelt, merk ich das schon, also ich bin ja ned schwerbehindert. Und außerdem isses einfach nur lästig weisste? Wir sind alle einfach nur Menschen und leben nicht mehr im 16.Jahrhundert, wo alles gleich "Beischlaf halten" ist.", erklärte ich ihm fröhlich und ließ mich wieder ins Bett plumpsen.

"Öhm... Eigentlich hast du mich einfach festgehalten und nicht mehr losgelassen?!", ergänzte er mit fragender Stimme hinzu, und schüttelte den Kopf.

"Warum magst du das eigentlich nicht angefasst zu werden?", wollte ich nochmal wissen, und überspielte damit seine Aussage. Also ehrlich gesagt habe ich malwieder einfach nur zu laut gedacht.

Gerade als er ansetzen wollte und Luft holte, unterbrach ich ihn: "Jaja is schon okay. Du brauchst dir keine Ausrede zu überlegen. Ich denk nur laut nach. Du musst nicht alles beantworten was ich dich frage. By the way, du hast doch im Juni nichts zu tun ne? Hast du Bock mit mir nach New York zu fliegen? Meine Cousine heiratet und sie würde uns auch die Flugtickets und Hotel bezahlen."

"Alter wie kann man nur so viel Bullshit labern. Und das gleich nachm aufstehen...", murmelte er grinsend.

"Das hab ich gehört. Weil du weisst, Blindfisch, aber nicht taub.", flüsterte ich mit erotischem Unterton in sein Ohr, woraufhin sich seine Nackenhaare aufstellten.

"Muss ich dann deinen Freund spielen oder....?", wollte er plötzlich wissen.

"Ne aus dem Alter sind wir raus. Ich kann auch alleine, aber ich dachte nur ich sag dir mal bescheid, falls du schon immer mal kostenlos nach New York wolltest. Für ein einhalb Wochen.", erklärte ich ihm mit einem Zwinkern.

"Und es gibt kein Kleingedrucktes? Hast du nen Vertrag oder sowas?", verlangte Tim zu wissen.

"Diggah. Willst du mich verarschen?! Junge das ist ne Hochzeitseinladung, und du willst nen Vertrag?! Kommst du jetzt mit oder nicht?!"

"Ja. JA. Ja natürlich. Oh mein Gott. Ja sorry."

"Gut. Und jetzt zu den wichtigen Dingen des Lebens: Ich muss pissen. Und bis ich wieder hier bin überlegst du dir, was du mir sagst, was du in der Zwischenzeit zwischen jetzt und Arbeiten machen willst.", forderte ich ihn auf und rannte am Flur entlang, bis ich eine Tür sah, die ein Klo hintendran hatte und ging rein.

Als ich fertig war pflanzte ich mich wieder aufs Bett, wo Tim lag.
"Also ich hatte vor eigentlich so ein bisschen zu reisen. Und ein bisschen Europa zu entdecken. Paris, Rom, Prag, London, Skandinavien. Joah."

"Und willst du alleine oder mit Begleitung?", wollte ich interessiert wissen. Denn seine Ziele kreuzten sich mit meinen.

"Naja bis jetzt ist keiner dabei. Wäre natürlich cool mit jemandem zu Reisen, aber wenn nicht ist auch nicht schlimm.", erklärte er mir, und grinste als er zu mir rüberschaute und bemerkte, dass ich auf mich zeigte und immer wieder den Finger einrollte und ausstreckte, und dabei schelmisch grinste. Also quasi ein Blinkeschild ohne Licht.

"Was ist mit mir?", sprach ich leise in einer Piepsstimme.

"Auf gar keinen Fall.", scherzte er.

"Heeeey....", schmollte ich daraufhin und drehte mich von ihm weg.

Dann passierte etwas unglaublich seltsames: Tim zog mich zu ihm rüber und umarmte mich.

Damn.

"Alder, biste sicher dass du glei so auf die Kacke hauen willst?", stichelte ich leicht lachend als Reaktion darauf.

"Halt die Fresse und komm mit.", meinte er leicht lachend, während er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergrub. "Bitte...?", fügte er noch hinzu und rieb seine Nasenspitze an meinem Hals. Warum ist er auf einmal so touchy? Ich dachte das wäre immer mein Part gewesen... Naja. Umso besser. Chillig, wenn er nicht so verklemmt ist.

Jedoch versteifte ich etwas perplex und blinzelte verdutzt.

"Ist das nicht voll weird, wenn wir uns nur so bisschen kennen?", fragte ich sicherheitshalber nach.

"Es kommt nicht drauf an, wie lang man sich kennt, sondern wie schnell es Klick gemacht hat.", berichtigte er mich mit den Worten, mit denen ich sonst immer alle stresse.

"Ja...."

"Ja was?"

"Ja ich komm mit, aber wir müssen halt morgen schon buchen und uns einigen wegen Geld und sowas", log ich. Dass ich viel Geld auf dem Konto hatte, und das noch locker für fünf Weltreisen reichen würde, verschwieg ich ihm. Denn ich wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte, und außerdem habe ich keine Lust auf falsche Freunde.
Dass ich Geld habe würde für mich niemals etwas verändern, für manch andere aber schon. Und ich habe zu oft zu schnell vertraut.
Obwohl Tim mir nicht so vorkommt, wie so jemand. Aber man weiß nie...

"Okay.", stimmte er zu, und erlöste mich von seiner Umarmung. 

Eine Weile lagen wir noch so rum, und haben über Gott und die Welt philosophiert, bis ich mich von ihm verabschiedete und nach Hause ging.