Ocean

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Durch ein penetrantes Klopfen an die Trailer Tür werde ich geweckt. Gähnend strecke ich mich, bevor ich mich aus dem Bett quäle und noch halb schlafend die Türe öffne. Dad steht munter davor und informiert mich darüber, dass in einer halben Stunde das erste Meeting ist.
Ratlos stehe ich vor meinem Schrank und weiß nicht, was ich anziehen soll. Zum Schluss entscheide ich mich für eine schwarze Jeans mit Löchern an den Knien und einem weißen Top. Die blonden Haare lasse ich in Wellen über meine Schultern fallen.
Keine Sekunde zu spät steht Dad erneut auf der Matte und zieht mich über das halbe Gelände in ein kleines Gebäude. Wir betreten einen Raum mit einem großen Holztisch und einigen Stühlen. Vier Jugendliche in meinem Alter und Lucas haben bereits Platz genommen und unterhalten sich über irgendetwas.
Die Gespräche verstummen und alle Augen landen auf mir und Dad. Mir fällt ein Mädchen mit braunblonden Haaren auf, die mich anlächelt. Ihre dunkelbraunen Augen funkeln und sie ist mir sofort sympathisch, weshalb ich mich neben sie setze. "Hey, ich bin Gwen. Und du?" , stellt sie sich lächelnd vor. "Luna." , erwidere ich ebenfalls lächelnd. "Du bist die Tochter von Marcus Harper, oder?" , hackt sie neugierig nach. "Genau." , antworte ich, "Welche Rolle spielst du?" "Hailee Maw. Die beste Freundin von deiner Rolle, glaub ich." , erklärt sie, "Ich fänd's echt cool, wenn wir das auch außerhalb der Dreharbeiten sein könnten. Ich kenne hier niemanden und du scheinst echt nett zu sein." "Klar. Ich kenn hier auch niemanden." , lächle ich. Erleichtert atmet Gwen aus.
Die Gespräche werden von Dad und Lucas unterbrochen, die beide aufstehen und in die Hände klatschen. "Wir freuen uns, euch alle hierzuhaben. Wir hoffen auf gute Dreharbeiten und freuen uns schon auf die nächsten Wochen mit euch." , beginnt Dad. "Zu Beginn werden wir dafür sorgen, dass ihr euch ein wenig besser kennenlernt. Ihr fünf seit die Hauptpersonen." , fügt Lucas hinzu, "Also machen wir einfach ganz klassisch mal eine Vorstellrunde."
Da Gwen am Anfang des Tisches sitzt, muss sie anfangen. "Ich bin Gwen, bin 18 Jahre alt und habe bereits in mehreren Filmen als Nebenfigur mitgespielt." , stellt sie sich lächelnd vor.
Als nächstes bin ich dran: "Hi. Ich bin Luna, 17 Jahre alt und komme aus New York City." Für gweöhnlich hasse ich es, wenn ich vor fremden Leuten reden muss, doch das vertraute Gesicht meines Dads und Gwen machen mir Mut.
Zwei Stühle weiter sitzt ein Junge mit rabenschwarzen Haaren und grünblauen Augen. Er sieht ziemlich gelangweilt aus und hat die Arme vor der Brust verschränkt. "Damian Brooks." , murmelt er bloß mit rauer Stimme. Durch seine Art wirkt er ziemlich genervt.
"Mein Name ist Sharon Van Dyne. Ich habe in dem Teen Comedy Film letzten Jahres die Hauptrolle gespielt." , stellt sich eine blondhaariges Mädchen vor. "Nimm dich bloß von Sharon in Acht." , flüstert Gwen mir mit vorgehaltener Hand vor. "Warum?" , hacke ich neugierig nach. "Erklär ich dir später." , meint sie nur und wendet sich dann wieder der Vorstellungsrunde.
Der Letzte ist ein Junge namens Jace Highland. Seine Haare sind dunkelblond und seine Augen haben ein graues Funkeln.
"Wir werden euch heute die Drehbücher geben. Bitte lernt bis morgen den ersten Dialog." , informiert uns Lucas, "Heute steht so weit nichts mehr auf dem Programm. Versucht euch ein wenig besser kennenzulernen." Jeder von uns bekommt ein dickes, weißes Buch, bevor wir anschließend entlassen werden. "Komm doch mit zum Strand. Dann können wir dort ein wenig den Dialog lernen." , schlägt Gwen vor, als wir vor meinem Wohnwagen stehen. "Klingt gut." , nicke ich und verschwinde kurz im Inneren, um mir Strandsachen anzuziehen.
Der Strand ist menschenseelenleer. Das Rauschen des Meeres ist das einzige Geräusch. Lesend sitzen wir im Sand und arbeiten uns durch den ersten Dialog. Ab und zu weht warmer Wind, welcher sich angenehm auf der Haut anfühlt.
Als wir durch sind, ziehen wir unsere Überwurfklamotten aus und gehen in Bikins ins Meer. "Der Bikini ist echt schön." , macht Gwen mir ein Kompliment. "Danke. Deinen find ich hübscher." , erwidere ich lächelnd. Während wir uns ein wenig im Wasser abkühlen, unterhalten wir uns über unsere normalen Leben. Ich finde heraus, dass Gwen aus Arizona kommt. Sie ist leidenschaftliche Tennisspielerin und hat als Kind viele Pokale gewonnen, doch nachdem sie sich das Knie gebrochen hat, hat sie sich dem Schauspielern gewidmet. Außerdem hat sie einen Freund, welchen sie seit ihrer Kindheit kennt.
Es tut gut, normal mit jemandem zu reden. Natürlich fragt Gwen mich auch aus und so erzähle ich ihr von Jordan, meinem ersten Freund und meiner Familie. "Meine Eltern sind auch ständig weg von zu Hause." , seufzt Gwen, "Ich kann mich kaum an die Zeit mit ihnen erinnern." "Anscheinend sind wir die 'Problem-Kinder'." , kichere ich. "Die ungewollten." , fügt sie lachend hinzu.
Nach einiger Zeit wird es uns zu kalt im Wasser und wir gehen zurück. Zusammen lassen wir uns in dem Gemeinschaftsraum nieder, wo wir noch einmal unseren Dialog durchgehen. "Klingt doch ganz gut." , meint Gwen zum Schluss zufrieden. "Wenigstens fallen mir jetzt meine Sätze wieder ein." , grinse ich, "Wie wär's wir gehen duschen und dann ins Städtchen? Wir könnten in irgendeine Pizzeria gehen." "Bin dabei." , stimmt sie mir begeistert zu.
Wir finden eine abgelegene Pizzeria, einige Straßen weiter unten am Hügel. "Kennst du dieses Gefühl, wenn man ewig lang braucht, um was zum Essen zu bestellen, und dann jemand anderes was viel geileres hat?" , platzt es aus mir heraus, während ich die Speisekarte durchgehe. "Oh man, ja." , antwortet Gwen lachend, "Lass uns beide das Gleiche bestellen, dann müssen wir nicht auf das Essen des anderen stieren." "Gute Idee." , grinse ich. Nach einigem hin und her einigen wir uns auf einen Fleischsalat. Glücklich über unsere Wahl genießen wir unser Abendessen und unterhalten uns noch ein wenig.
Gegen halb elf kehren wir zu unseren Wohnwägen zurück, damit wir morgen einigermaßen ausgeschlafen haben. Im Bett jedoch schaffe ich es nicht, einzuschlafen. Irgendwie bin ich unruhig und ein wenig nervös. Ständig drehe ich mich in meinem Bett herum und versuche, die richtige Position zu finden. Keine Ahnung, wann ich eingeschlafen bin, aber es muss definitiv ziemlich spät gewesen sein.

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