Not just a Movie

Working

"Kannst du mir mal erklären, warum ich um 5.00 Uhr mitten in der Früh überhaupt wach bin?" , maule ich Dad genervt an. "Weil wir die Szene in bei Dämmerung drehen und pünktlich zum Sonnenaufgang da sein müssen." , erklärt er mir zum gefühlt hundertsten Mal. "Schon mal was von Visual Effects gehört?" , wirft Sharon augenrollend ein und wirft ihre Haare zurück. Dad ignoriert sie einfach und wir stapfen weiter bis zum Strand, wo wir mit einem Motorboot in unserem kleinen Schlauchboot aufs Meer gezogen werden.
"Okay. Und action!" , ruft Dad und wir fangen an. Ich habe die Augen geschlossen und lehne an Gwen, welche müde vor sich hinstarrt. Jace und Damian halten Ausschau und Sharon schläft auf den Seilen. Die Sonne geht langsam auf, wodurch Gwen und ich wach werden. Die Kamera zoomt auf das Meer hinaus, wo man die Insel sehen soll, und dann zurück auf unsere Reaktionen. Damian und Jace springen auf, wodurch das Boot ins Schwanken gerät und Damian unbeabsichtigt ins Wasser fällt und Jace, Gwen und ich anfangen zu lachen. Sharon sieht nur kopfschüttelnd ins Wasser.
Prustend taucht der Schwarzhaarige wieder auf und hält sich ebenfalls lachend und gleichzeitig hustend am Boot fest. Auch die Kameramänner müssen lachen und wir brauchen eine Weile, bis wir uns wieder beruhigt haben. Immer noch kichernd helfe ich Damian aus dem Wasser zurück ins Boot und er bekommt ein trockenes Handtuch zugeworfen. "Der Abgang war genial, Dami." , grinse ich ihn an. "Immer schön dramatisch bleiben." , erwidert er, "Ist nur traurig, dass du trocken geblieben bist."
Ehe ich mich versehe, umarmt er mich grinsend und ich schaffe es nicht, ihm auszuweichen, weshalb auch meine Kleidung nicht verschohnt bleibt. "Dami!" , schreie ich kichernd und drücke ihn sanft weg. "Brauchst du ein Handtuch?" , fragt er und hält mir sein gebrauchtes Handtuch hin. Ich versuche, ernst zu bleiben und ziehe eine Augenbraue hoch, doch muss dann trotzdem leise kichern.
"Take 2!" , ruft Dad über's Wasser und wir gehen alle wieder in Position. Erneut stehen Jace und Damian auf, das Boot gerät wieder ins Wackeln und jetzt ist es Jace, der mit den Armen rudert, um die Ballance zu halten. Jetzt muss sogar Sharon lachen.
Insgesamt brauchen wir noch vier weitere Takes, bis wir die Szene endlich im Kasten haben. Anschließend müssen wir zur Insel rudern und dort das Boot an Land ziehen. "Gute Arbeit." , lobt Dad uns und klatscht in die Hände, "Wir machen jetzt eine kurze Pause und dann geht's mit den nächsten Szenen weiter."
Wir holen unsere Taschen vom Motorboot und veranstalten ein kleines Picknick am Strand. Zwischen Damian und Gwen herrscht Funkstille und Sharon wirft uns ab und zu giftige Blicke vom Boot aus zu. Dad gesellt sich zu uns und erklärt uns die nächsten Abläufe. "Und bevor ich es vergesse. In zwei Monaten ist die Premiere in San Francisco. Wir haben bereits die Zimmer in einem 5-Sterne-Hotel und die Limousinen reserviert. Das genaue Datum sag ich euch später." , informiert er uns. "Cool." , meint Jace und wir anderen nicken nur.
Klar klingt es cool, aber irgendwie kann ich mich darauf nicht so freuen. Sicherlich werden wir dort vor vielen Leuten reden müssen und schon der Gedanke daran bereitet mir Bauchschmerzen. Gwen merkt anscheinend, dass ich nicht ganz so glücklich darüber bin, und legt einen Arm um mich. "Das schaffen wir." , ermutigt sie mich. "Bestimmt." , murmle ich und zwinge mir ein Lächeln auf.
Als die Pause vorbei ist, müssen wir durch den Jungel laufen und verirren uns dabei. Dadurch entsteht ein Streit zwischen Gwen und Sharon was den Weg betrifft und schließlich finden wir dann an die andere Seite des Strands zurück, wo wir ein Camp errichten. Zwischendurch stolpert Jace mal und fällt in den Sand und Sharon läuft gegen eine Palme. "Die Outtakes werden grandios." , lacht Damian, nachdem wir die letzte Szene für heute gedreht haben. "Dein Wasserflug wurde bis jetzt aber noch nicht überboten." , necke ich ihn und stoße ihm leicht gegen den Arm. "Wir haben ja noch genug Zeit." , meint er nur grinsend. "Sollte ich jetzt Angst haben?" , frage ich kichernd und verschränke die Arme vor der Brust. "Wir müssen sicherlich noch einmal eine Bootsszene drehen." , flüstert er mir in einem schälmischen Ton zu. "Wehe dir." , lache ich und hebe drohend einen Zeigefinger. Lachend kehren wir zu den anderen zurück und fahren wieder zum Hotel. Während der Fahrt unterhalte ich mich mit Damian und wir überlegen, was wir später noch unternehmen wollen. Letzendlich einigen wir uns auf einen einfachen Filmeabend bei den Jungs im Zimmer. Mittlerweile reden Damian und Gwen wieder miteinander und die kleine Auseinandersetzung scheint vergessen zu sein.
"Wir sollten definitiv Fight Club anschauen." , meint Jace und erobert die Fernbedienung. Wir sitzen zu viert auf den beiden Betten, die wir zuvor zusammengeschoben haben. "Nein. Death Wish ist viel besser." , widerspricht Gwen. "Solange es Pizza gibt, bin ich bei allem dabei." , kommentiere ich die Diskussion. "Terminator?" , schlägt Damian vor, doch wird von Jace und Gwen unterbrochen, die beide lauthals "Stirb langsam" rufen. Geschlagen lehnt Damian sich zurück und überlässt den beiden Action-Freaks die Entscheidung. "Die sind in ihrem Element." , flüstert er mir zu. "Da hast du recht." , stimme ich ihm zu, "Bleibt mehr Zeit zum Pizza essen für uns." "Du kannst Gedanken lesen, Lu." , grinst Damian und wir schnappen uns unauffällig die Pizzaschachtel.
Letzendlich haben sich die beiden auf Annabelle geeinigt, doch für die Pizza kommt jede Hilfe zu spät. Also stürzen sie sich auf die Chipstüten, welche binnen Sekunden leeer sind. Der halbe Inhalt liegt aber auch verteilt auf den zwei Betten herum.
In dem Film kommen immer wieder Szenen vor, bei denen ich vor Schreck zusammenzucke. Schon nach 20 Minuten sind meine Nerven auf's äußerste strapaziert und ich beginne, an meinen Fingernägel zu kauen. Damian scheint mein Nervenflattern zu bemerken und legt grinsend einen Arm um mich. "Hat da jemand Angst?" , fragt er leise und zieht mich zu ihm. "Manchmal könnte ich dich echt schlagen." , murmle ich nur, genieße dann aber doch seine Nähe. Irgendwie beruhigt es mich, zu wissen, dass er hier ist.
Zu allem Überfluss gibt es ja noch einen zweiten Teil, den wir natürlich auch anschauen müssen, weil sonst wäre ja der Filmeabend viel zu kurz.
Ab und zu wirft Gwen mir einen Läuft-bei-dir-Blick zu und ich rolle nur die Augen. Nach den ersten drei Schreckszenen merke ich, wie mich die Müdigkeit überkommt und ich schlafe tatsächlich in Damians Armen ein.